Mutter rast mit Baby in Baustelle auf A43 Prozess um Mordversuch beginnt

Mutter rast mit Baby in A43-Baustelle: Prozess um Mordversuch beginnt
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Da muss ein Schutzengel seine Hände im Spiel gehabt haben... Vor knapp sechs Monaten hat eine Mutter aus Oer-Erkenschwick auf der A43 bei Marl einen Alptraum-Unfall verursacht. Mit an Bord: ihr gerade mal sechs(!) Tage altes Baby. Ab Freitag steht die 32-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: Mordversuch. Eine Bestrafung ist jedoch nicht möglich.

Es war der 31. Mai 2022, kurz vor Mittag. Die 32-Jährige setzte sich hinter das Steuer ihres Autos, fuhr auf der A43 in Richtung Münster. Ihr Baby lag ungesichert im Fußraum des Beifahrersitzes. Auch sie war angeblich nicht angeschnallt.

Mit mindestens Tempo 150 unterwegs

In der Baustelle bei Marl-Sinsen ging dann offenbar alles ganz schnell. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Mutter auf den linken Fahrstreifen wechselte, dann Vollgas gab, um sich und ihren gerade geborenen Sohn zu töten.

Die Gutachter sollen später eine Geschwindigkeit von 150 bis 170 Stundenkilometern errechnet haben. Mit diesem Tempo war die 32-Jährige offenbar ungebremst auf ein vor ihr fahrendes Fahrzeug aufgefahren. Drei Autos waren am Ende in den Unfall verwickelt.

Schädel-Hirn-Trauma und Prellungen

Am schwersten hatte es das Baby getroffen. Es soll durch den Aufprall unter den Sitz geschleudert worden sein. Prellungen, Schürfwunden, Schädel-Hirn-Trauma. Wie durch ein Wunder bestand aber offenbar zu keiner Zeit Lebensgefahr. Wie es heißt, ist das Kind inzwischen sogar wieder vollständig genesen.

Die anderen Unfallbeteiligten kamen ohne schwere Verletzungen davon, obwohl alle zumindest kurzzeitig die Kontrolle über ihre Autos verloren haben sollen. Ihre Fahrzeuge waren zum Teil gegen die Baustellenabsperrungen geschleudert worden. Die Autobahn war damals stundenlang gesperrt. Erst gegen Abend war die Fahrbahn in Richtung Münster wieder freigegeben worden.

Mutter offenbar nicht schuldfähig

Hintergrund der Tat soll eine schwere psychische Erkrankung sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 32-Jährige von der wahnhaften Vorstellung getrieben worden ist, ihr Sohn sei behindert – wofür sie als Mutter die Schuld trage. Untersuchungen im Vorfeld des Prozesses sollen auf eine vollständige Schuldunfähigkeit hindeuten. Die Mutter litt angeblich unter schweren postpartalen Depressionen.

Eine klassische Verurteilung ist deshalb ausgeschlossen. Vor Gericht geht es ausschließlich um die Frage, ob die 32-Jährige zum Schutz der Allgemeinheit und vor allem zum Schutz ihres Sohnes auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden muss. Dort ist sie bereits vorläufig untergebracht.

Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage bis in den Januar vorgesehen.

Stau auf der Autobahn
Auf der A43 in Höhe Marl-Sinsen war die Autobahn stundenlang gesperrt. © Patrick Köllner

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