Aufräumen am Container-Standort, wo gerade ein illegal entsorgter Kühlschrank auf die Ladefläche gewuchtet wurde. Der Müll, der am Straßenrand aufgelesen wird, hat sich in den vergangenen Jahren mengenmäßig vervielfacht.

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Fleischreste, Hundekot: Müllmännern stinkt es gewaltig

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Manche Container-Standorte sind Orte des Ekels für die Müllmänner der GWA. Das Müllaufkommen, sagen sie, sei explodiert. Statt einmal pro Woche geht es inzwischen mehrmals am Tag zur Deponie.

Kamen

, 28.04.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Waldemar Schmidt ist ein Pionier der Aktion Sauberes Kamen. Seit 18 Jahren ist der Müllmann unterwegs im gesamten Stadtgebiet, um jenen Abfall, der gedankenlos in die Gegend geworfen wird, aufzusammeln oder andere Hinterlassenschaften, zuweilen noch dampfend, zu beseitigen.

Das ist nicht immer angenehm. „An den Hundekot hat man sich ja schon gewöhnt. Aber wenn da Fleischreste liegen und die Sonne scheint darauf? Das stinkt richtig!“ Und dem 61-jährigen GWA-Mitarbeiter stinkt es manchmal gewaltig, wie manch Kamener mit seiner Umgebung umgeht.

„Es sind immer dieselben Standorte“, sagt er und deutet auf den Altpapier-Container an der Nordenmauer, an dem er gerade Überraschendes geborgen hat: einen ganzen Kühlschrank, der auf dem Parkplatz ins Grün gewuchtet wurde.

Unterwegs mit dem StreetScooter

Heute ist Schmidt nicht auf dem leuchtend gelben Fahrrad unterwegs, das in den vielen Jahren der Saubermann-Aktion schon längst zum Wiedererkennungszeichen geworden ist. Er steuert jetzt das neue Elektromobil, einen sogenannten StreetScooter, der auch von der Deutschen Post eingesetzt wird und ursprünglich an der RWTH Aachen entwickelt wurde.

Der fast lautlos fahrende Stromer ersetzt das bisherige Dieselfahrzeug, das den aufgesammelten Müll zur Deponie in Heeren-Werve bringt. Fahrten, die im Angesicht steigenden Müllaufkommens immer mehr geworden sind, wie Schmidt durch seine fast zwei Jahrzehnte währende Tätigkeit weiß. Sein Vergleich ist auch für Müllsünder leicht zu verstehen: „Früher sind wir mit dem Wagen einmal pro Woche zur Deponie gefahren. Heute fahren wir zwei Mal am Tag!“

Waldemar Schmidt im Jahr 2011, als er acht Jahre zum Team der leuchtend gelben Reinigungskräfte zählte und in der Fußgängerzone über seine Arbeit informierte. Morgens um 7.45 Uhr satteln sie ihre Lastenfahrräder und sammeln säckeweise Müll von Straßen, Gehwegen und aus Gräben.

Waldemar Schmidt im Jahr 2011, als er acht Jahre zum Team der leuchtend gelben Reinigungskräfte zählte und in der Fußgängerzone über seine Arbeit informierte. Morgens um 7.45 Uhr satteln sie ihre Lastenfahrräder und sammeln säckeweise Müll von Straßen, Gehwegen und aus Gräben. © Archiv/Stefan Milk

Nach wenigen Stunden sind Standorte wieder verschmutzt

In die stählernen Container, gleichmäßig übers Stadtgebiet verteilt, können Altglas, Altpapier und teilweise auch Altkleider und ausrangierte Schuhe gegeben werden. Früher, so Schmidt, seien vor allem die Altpapier-Container problematisch gewesen – aber nur einmal im Jahr: immer nach Weihnachten, weil sie mit Geschenkpapier vollgestopft wurden.

Heute seien manche Standorte schon nach wenigen Stunden wieder verschmutzt – ein Geschenk ist das für die tapferen Müllfahrer nicht. „Und es sind immer dieselben Standorte, die Probleme machen“, berichtet Schmidt. Wie die Container an der Unnaer Straße, Höhe Schöner Fleck. Wie an der Fritz-Erler-Straße, an der Gertrud-Bäumer-Straße und jetzt, wie hier, an der Nordenmauer. Andere Plätze dagegen seien immer sauber.

Waldemar Schmidt, Holger Locke und Alois Herzog (v.l.) am Container-Standort an der Nordenmauer. Dort wuchteten sie gerade einen ausrangierten Kühlschrank aufs neue E-Mobil.

Waldemar Schmidt, Holger Locke und Alois Herzog (v.l.) mit Arbeitsgerät am Container-Standort an der Nordenmauer. © Stefan Milk

Auch bei den Fastfood-Ketten ist Müll ein Problem

Holger Locke, seit 2007 bei der GWA, ist Teamleiter bei der Aktion Sauberes Kamen. Er kennt noch andere Problemzonen, wie bei den Burger-Bratern im Kamen-Karree und den weiteren Fastfood-Ketten, die in dem Gewerbegebiet ansässig sind. Besonders in Corona-Zeiten habe sich das Problem verstärkt. „Die Kunden dürfen nicht drinnen essen und tun das dann im Auto. Die drei Mülleimer, die da stehen, reichen dann nicht.“

Täglich geht der Weg somit auch zum Karree. Ideales Fahrzeug dafür: Der neue StreetScooter, der 150 Kilometer Reichweite hat. „Wir fahren höchstens 80 Kilometer am Tag. Nachts kann das Fahrzeug dann wieder aufgeladen werden“, erklärt Locke.

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Das neue Fahrzeug transportiert alles, was täglich gefunden wird. Kaputte Sofas, zerschlagenes Geschirr, alte Stühle, ausrangierte Fernseher, Styropor und Resttapeten. „Man sieht immer, wenn jemand renoviert hat“, sagt Schmidt. Er weiß, dass das Müllsammeln sein Job ist. Verstehen kann er es aber nicht, wenn sich an den Containern wilde Kippen bilden und Unappetitliches am Straßenrand entsorgt werden. Dann ekelt es manchmal auch den Müllmann.