
© Mammoth Screen
Mordopfer pflastern Charles Sobhrajs Weg in der Netflix-Serie „Die Schlange“
Streaming
„Die Schlange“ rekonstruiert das Leben des Verbrechers Charles Sobhraj. Netflix bietet damit eine neue „True Crime“-Serie vor exotischer Kulisse.
Verbrecher mit Wikipedia-Eintrag müssen besonders sein, so wie Charles Sobhraj: Ein Serienmörder, der Rucksack-Touristen in Asien umbrachte und ausraubte. Der Leute clever manipulierte, die Polizei leimte, aus der Haft türmte, bis er 2004 in Nepal festgesetzt wurde.
Egomane ohne Skrupel
Netflix und die BBC haben Sobhrajs Leben für die Serie „Die Schlange“ rekonstruiert. Die hält sich hartnäckig in den Netflix-Top Ten und zeichnet das Bild eines Egomanen ohne jeden Skrupel. Charles (Tahar Rahim) führt 1976 in Bangkok ein offenes Haus für durchreisende Hippies. In ihrer „Love & Peace“-Blauäugigkeit sind sie ohne Argwohn und darum leichte Opfer für Charles und seine Komplizin Marie (Jenna Coleman).
Ein Thriller nach Tatsachen, „True Crime“ vor exotischer Kulisse. In acht Folgen fängt die Serie das Flair der 70er-Jahre ein, als westliche Sinnsucher auf dem Hippie Trail in Thailand und Indien unterwegs waren. Wer an Sobhraj geriet, fand den Tod. Auf perfide Art. Über Tage vergiftet oder aber betäubt und ermordet.
Abstoßend gut gespielt
Es gibt Filmwerke, aus denen das Böse in den Kopf des Betrachters kriecht. „Die Schlange“ zählt dazu. Wenn Tahar Rahim mit eisiger Miene und kalten Echsenaugen ein Opfer taxiert, wird einem ganz anders - abstoßend gut gespielt.
Als zwei Holländer verschwinden, verbeißt sich Botschaftssekretär Knippenberg (Billy Howle) in den Fall. Er stößt auf Diplomaten und Polizisten, die lieber wegsehen.
Starke Spannung kommt auf, trotz eines Flickenteppichs aus Rückblenden, der die Handlung arg fragmentiert. Knippenberg sucht nach Beweisen, Sobhraj mordet weiter. Mitwisser hat der Schweinehund eisern im Griff.
Nach fünf Folgen stellen sich Ermüdungseffekte ein, bevor Chefautor Richard Warlow dramaturgisch noch die Kurve kriegt. Auch als Mode-Revue der flippigen 70er nicht ohne Reiz.