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„Mordgedanken“: Facebook-Kommentar von Landtagskandidat Rüding ruft Polizei auf den Plan
Mitbewerberin in Sorge
Der Landtagswahlkampf in Recklinghausen ist jetzt auch ein Fall für die Polizei. Grund dafür ist ein Facebook-Kommentar des Einzelkandidaten Uwe Rüding. Darin spricht er von „Mordgedanken“.
Die Absage des öffentlichen Wahlkampfauftritts von Gesundheitsminister Karl Lauterbach in Recklinghausen durch die SPD bescherte der Facebookseite unserer Redaktion zahlreiche Kommentare. Einer davon beschäftigt jetzt auch die Recklinghäuser Polizei. Verfasser ist Uwe Rüding. Der Kritiker der staatlichen Coronamaßnahmen tritt als parteiloser Einzelkandidat bei der Landtagswahl am 15. Mai in Recklinghausen und Oer-Erkenschwick an. Den Kommentar der SPD-Kandidatin Anna Teresa Kavena („Sicherheit geht immer vor.“) kontert der Recklinghäuser unter anderem mit den Sätzen: „Da hatte ich (wieder mal) Mordgedanken. Und dass die Sozis sich nur als Opfer inszenieren, ist einfach nur widerlich und kackendreist.“
Die Redaktion hat den Kommentar mittlerweile gelöscht. Bei der Landtagskandidatin und SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Anna Teresa Kavena bleibt die Sorge um die eigene Sicherheit und die ihrer ehrenamtlichen Helfer zurück. Zum nächsten Infostand ihrer Partei in der Altstadt gehe sie nun „mit Bauchschmerzen“. Schon häufiger sei es an Infoständen ihrer Partei zu Auseinandersetzungen mit Uwe Rüding gekommen. Anna Teresa Kavena: „Der stänkert da ständig rum.“

Dieser Facebook-Kommentar des Landtagskandidaten Uwe Rüding beschäftigt die Polizei. © Screenshot Redaktion
Rüding selbst sieht sich als Opfer. Er schreibt in seinem Facebook-Kommentar: „Als ich am Samstag die SPD am Wahlstand besuchte (...), schlug mir auch blanker Hass und Verachtung entgegen.“ Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt Rüding auf die Verwendung des Begriffs „Mordgedanken“ angesprochen: „Das ist überspitzt formuliert. Als Politiker muss man so etwas aushalten.“ Im Kommentar selbst ist nicht klar ersichtlich, an wen genau Rüding seine „Mordgedanken“ adressiert. An den Bundesgesundheitsminister Lauterbach, an seine Mitbewerberin Anna Teresa Kavena, an alle Sozialdemokraten?
In die Tat umsetzen wolle er seine Gedanken keinesfalls, versichert Uwe Rüding. Doch seine SPD-Konkurrentin beruhigt das nur bedingt. „Jeder Mensch ist nicht nur für seine Taten verantwortlich, sondern auch für seine Worte“, sagt Kavena. Auch könnten andere Leute versuchen, solch öffentlich geäußerte Gedanken in die Tat umzusetzen.
Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen
Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen. Es werde geprüft, ob der Kommentar eine strafbare Handlung darstelle, heißt es aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums. Möglicherweise ist der Straftatbestand der Bedrohung erfüllt.
Uwe Rüding selbst beklagt in der Gesellschaft eine „Hatz auf Andersdenkende“. Ostersonntag sei sein Auto mit einem Farbbeutel beworfen worden. „Viele stellen mich in die rechte Ecke“, klagt Rüding. Dabei sei er doch eigentlich ein Linker. Im Februar stand Uwe Rüding vor Gericht, weil er sich in einem Bus weigerte, eine Maske zu tragen. Das Gericht verhängte ein Bußgeld. Rüding hat Berufung eingelegt.
Ist davon überzeugt, dass das Leben selbst die besten und bewegendsten Geschichten liefert. Man müsse nur aufmerksam zuhören, beobachten und die richtigen Fragen stellen. Glaubt immer noch, dass es eine gute Idee ist, jenseits der 40 Handball zu spielen. Ist in der Region gerne mit dem Rad unterwegs. Dortmunder Junge, verheiratet, Vater von zwei Söhnen.