Mit Klebeband-Bremse: LKW fährt quer durch Deutschland
Am Kreuz Dortmund/Unna gestoppt
Die Bremse mit Klebeband geflickt, ein Rad zu wenig und ein selbst gemaltes Kennzeichen: Ein russischer Sattelzug sorgte in den vergangenen Tagen für mehrere brandgefährliche Kuriositäten. Und damit nicht genug: Nachdem der Fahrer eigentlich schon am Autobahnkreuz Dortmund/Unna gestoppt worden war, fuhr er mit seiner "Höllenmaschine" noch fast 600 Kilometer.

Als der Dortmunder Polizei am Mittwoch, 28. Dezember, von einem Verkehrsteilnehmer ein "mobiles Hindernis" gemeldet wurde, hatten die Beamten wohl noch nicht damit gerechnet, was dieser Einsatz noch alles bereit hält. Mit Warnblinklicht, sichtbarer Schieflage und geschätzten 40 Stundenkilometern "rollte" ein russischer Sattelzug laut Polizeiangaben erst über die A1 und bog dann auf die A44 in Richtung Kassel.
Ein Rad zu groß - ein anderes fehlte
Eine Polizeistreife leitete den LKW in ein naheliegendes Industriegebiet. Dort angekommen staunten die Beamten nicht schlecht. An der mittleren Achse des mit 20 Tonnen Früchten beladenen LKW fehlte laut Polizei ein Rad – gleichzeitig die Ursache für die deutliche Schieflage. Offenbar hatte es hier einen Reifenschaden gegeben. Möglicherweise waren dadurch die Luftzuleitungen der Bremsen beschädigt worden. Dass man das fix repariert bekommt, dachte sich offenbar der Fahrer: Mit Klebeband dichtete er den Bremszylinder ab und setzte die Fahrt mit einem Rad weniger fort.
Und auch die Hinterachse hielt noch eine Überraschung bereit. Dort war ein Rad montiert, das ersichtlich zu breit war und herausragte. Die Polizei vermutet, dass der eigentliche Reifen der Hinterachse zuerst platzte, danach der nun fehlende an der Mittelachse. Dann war scheinbar kein Reserverad mehr vorhanden.
Illegale Weiterfahrt mit selbst gemaltem Kennzeichen
Dortmunds Polizei kassierte daraufhin das Kennzeichen des Aufliegers, den zugehörigen Zulassungsschein und die Ladepapiere ein. Damit könnte dieser Sachverhalt sein Ende gefunden haben. Doch weit gefehlt: Am Mittag des 30. Dezember erhielten die Beamten der Autobahnpolizeiwache einen Anruf aus dem fast 600 (!) Kilometern entfernten Bautzen. Kurz vor der polnischen Grenze sei ein russischer Sattelzug aufgrund eines technischen Defekts liegengeblieben. Es handelte sich laut Behörden dabei tatsächlich um das gleiche Fahrgespann, das die Dortmunder Polizei zwei Tage vorher gestoppt hatte. Das eingezogene Kennzeichen hatte der Fahrer bereits in kurioser Weise ersetzt: Er malte sich selbst ein neues.
Massive Gefahrenquelle
Einen Fehler bei der Dortmunder Polizeibehörde sieht der zuständige Polizeihauptkommissar Kim Ben Freigang nicht. Mit dem Einzug der Papiere hätte man rechtlich alles mögliche getan, sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion: "Wir können ja nicht mit bis zur Werkstatt fahren und warten." In vielerlei Hinsicht sei die Aktion des Fahrers brandgefährlich gewesen. "Allein schon die geringere Geschwindigkeit kann schnell Auffahrunfälle provozieren. Und ganz abgesehen von dem falschen und dem fehlenden Reifen waren die Bremsen extrem verschlissen. Der Fahrer hätte in einer Gefahrensituation keinesfalls rechtzeitig bremsen können", so Freigang.
Nun kümmert sich wahrscheinlich ein Sachverständiger um den Zustand des Sattelzuges. Die Fahrt nach Hause dürfte sich so für den russischen LKW noch etwas hinziehen.