Mit „Der Geist der Weihnacht“ das Metronom Theater wiedereröffnet Musical begeisterte

Mit „Der Geist der Weihnacht“ das Metronom Theater wiedereröffnet
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Viereinhalb Jahre lang befand sich das Oberhausener Metronom Theater im Dornröschenschlaf. „Wachgeküsst“ hat die im März 2020 von Stage Entertainment verlassene und seither leer stehende Musicalbühne der auf Popmusik spezialisierte Bayreuther Konzertveranstalter Dieter Semmelmann.

Märchenhaft auch dies: Nur zehn Wochen wurden benötigt, um das Haus umzubauen und technisch aufzurüsten, sodass am Samstag mit „Der Geist der Weihnacht“ Wiedereröffnung gefeiert werden konnte. Das dort nun bis Ende Dezember gezeigte Musical aus der Feder des Gelsenkirchener Komponisten Dirk Michael Steffan war übrigens vor 23 Jahren auch schon am gleichen Ort uraufgeführt worden.

Szene „Der Geist der Weihnacht“
In ein englisches Winter-Wonderland verwandelt sich die Bühne von „Der Geist der Weihnacht“. © Böhmländer

„Der Geist der Weihnacht“ beruht auf der bekannten „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens um den Geizhals und Weihnachtshasser Ebenezer Scrooge, den der Geist seines verstorbenen ehemaligen Geschäftspartners und Freundes Jacob Marley nicht ganz uneigennützig zu einem guten Menschen machen will. Regisseur Benjamin Sahler erzählt das als Wohlfühl-Musical für die ganze Familie. Bühne und Kostüme versetzen die Zuschauer in ein nostalgisch-idyllisches, winterliches England des 19. Jahrhunderts. Mitreißende Gruppenchoreografien für den Chor und faszinierende Lichteffekte sorgen für große Schauwerte.

Kontakt zum Publikum

Tim Wilhelm macht den gespenstisch daherkommenden Marley-Geist zum großen Sympathieträger des Stücks, indem er gleich zu Beginn lässig-spontan den direkten Kontakt zum Publikum sucht und auch im Folgenden durch sein Spiel und seinen Gesang für sich einnimmt. Felix Martins Scrooge ist das komplette Gegenteil: Betont böse und grantig, trägt er manchmal etwas dick auf, vor allem, wenn er dann auch noch witzig sein will. Dass er auch anders kann, zeigt sein berührend vorgetragener Song „Was habe ich getan“ vor der Pause.

Gibt es bei Dickens drei Geister, welche Scrooge und Marley nacheinander die vergangene, die diesjährige und die zukünftige Weihnacht vorführen, so werden diese im Musical durch einen auf einem seltsamen Fluggefährt hereinschwebenden Engel ersetzt. Marie Wegener gibt in dieser Rolle mit blonden Locken, weißem Kleid und säuselnder Stimme ein sehr klischeehaftes Bild ab. Leider singt sie auch so undeutlich, dass es allein schon wegen ihr sinnvoll wäre, die Lieder mit Übertiteln zu versehen.

Wieder Musicalstandort

Die Darsteller der Mrs. Fezziwig, der jungen Belle und des hier gar nicht so kleinen Timmy setzen der Produktion sängerische Glanzlichter auf. Bedauerlicherweise hält es Semmel Concerts allerdings nicht für nötig, die jeweilige Besetzung anzugeben, sondern listet nur sämtliche Mitwirkende in einem allgemeinen Programmheft auf. Informationen zu den Verantwortlichen für die etwas synthetisch klingende Orchesterbegleitung gibt es auch nicht.

Immerhin, der Neuanfang ist gemacht, Oberhausen damit endlich wieder Musicalstandort. Das neue Jahr im Metronom Theater wird am 2. Januar mit „Zauberflöte. Das Musical“ beginnen. Es folgen „Elisabeth“ und „Grease“.

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Weitere Aufführungen

Termine: bis 29. 12.2024 täglich außer montags und 24.12.2024; Karten: Tel. Tel. (01806) 57 00 70.

www.metronom-theater.de

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