Der Radweg als Hindernisstrecke Unverständnis über Deutschlands Bürokratie

Unverständnis über Deutschlands Bürokratie
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Sebastian Smulka

Eigentlich sollte es im Kreis Unna einfacher als andernorts sein, den Radschnellweg Ruhr umzusetzen. Denn für eine zügige Radfahrt von Massen über Königsborn, Kamen und Bergkamen nach Werne oder Hamm gibt es bereits taugliche Wege, die nur auf einen besseren Standard gebracht werden müssen. Die Klöcknerbahntrasse etwa ist bereits eine schnelle Verbindung – solange es nicht geregnet hat.

So gesehen hat der Radfahrer im Kreis Unna durchaus die Wahl, ob er neidisch auf die Kommunen blickt, die beim Ausbau zur Fahrradautobahn früher an der Reihe sind, oder sich über die jetzt schon halbwegs vernünftigen Fahrradlandstraßen freut. Dass gerade unter den Alltagsradlern und Fahrradpendlern viel Ungeduld herrscht angesichts des zähen Projektverlaufes, spricht in gewisser Weise auch dafür, wie groß die Erwartungen an den RS1 immer noch sind.

Der Fokus auf die Großstädte ist schon in Ordnung

Straßen NRW für die Verzögerungen verantwortlich zu machen, mag nur allzu menschlich sein, greift aber vielleicht auch ein wenig zu kurz. Dass die Prioritäten für den Bau der Fahrradautobahn zunächst einmal in den dichter besiedelten Gebieten des Ruhrgebietes liegen, beklagt vor allem derjenige, der sie aus der Kirchturmperspektive der Randzonen betrachtet. Tatsächlich dürften einfach mehr Menschen Tag für Tag zwischen Dortmund und Bochum pendeln als zwischen Dortmund und Unna. Dort zuerst anzufangen, ist so gesehen schon in Ordnung. Und das eigentliche Problem liegt ohnehin ganz woanders.

Wie umweltschädlich kann ein neuer Radweg sein?

Der Abschnitt im Kreis Unna war der einzige im gesamten RS1-Verlauf, für den die rechtlichen Rahmensetzungen in Deutschland eine Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt haben. Über deren Ergebnis gibt Straßen NRW noch immer nichts bekannt; doch klar ist, dass allein diese Studie mit Vorbereitung, Durchführung und Auswertung eher Jahre als Monate gekostet hat.

Man vergegenwärtige es sich: Eine bereits vorhandene Schneise in der Landschaft, über die jahrzehntelang dieselbetriebene Güterzüge rollten, soll besser befestigt werden, damit Pendler Anreize erhalten, ihr Auto stehenzulassen und CO2-sparend aufs Fahrrad umzusatteln. Dass gerade dieser Abschnitt als besonders fragwürdig hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit eingestuft wurde, erschließt sich nur schwer.