Mehr Klimaschutz: So viel teurer werden Heizen und Tanken

CO₂-Preis

Auf fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas wird seit Anfang des Jahres der sogenannte CO₂-Preis erhoben. Die Maßnahme soll das Klima schützen, verteuert aber auch viele Dinge.

Berlin

13.05.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 4 min
Um fossile Energien zu verteuern und klimaschonende Alternativen voranzubringen, gibt es ab 2021 einen nationalen CO2-Preis für die Bereiche Verkehr und Heizen.

Um fossile Energien zu verteuern und klimaschonende Alternativen voranzubringen, gibt es ab 2021 einen nationalen CO2-Preis für die Bereiche Verkehr und Heizen. © picture alliance/dpa

Die Koalitionspartner haben erste Leitlinien für die verschärften neuen Klimaschutzziele als Gesetz im Kabinett beschlossen. So soll Deutschland schon 2045 statt 2050 klimaneutral werden – was Ängste vor höheren Preisen etwa für Energie und Sprit weckt. Doch die Preise steigen schon jetzt – und die Kostensteigerungen werden ausgeglichen, wie ein Blick ins Detail zeigt.

Der CO₂-Preis ist der zentrale Hebel, wenn es um Klimaschutz geht: Fossile Brennstoffe, die Kohlendioxid (CO₂) ausstoßen, werden durch die Abgabe teurer – also vor allem Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas. Das soll zum Beispiel die Energiequelle Strom attraktiver machen. Denn Strom kann klimafreundlich aus regenerativen Quellen erzeugt werden.

25 Euro pro Tonne CO₂

Schon seit Anfang des Jahres muss auf jede Tonne CO₂, die durch Öl- und Gasverbrennung in die Luft gelangt, eine Abgabe von 25 Euro gezahlt werden. Vorgesehen ist, dass dieser CO₂-Preis bis 2025 weiter auf 55 Euro steigt. Die Grünen haben kürzlich gefordert, die Abgabe bereits im Jahr 2023 auf 60 Euro zu erhöhen.

Aber auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will das Tempo erhöhen. So forderte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, die für 2022 und 2023 geplanten Anhebungsschritte auf 30 und 35 Euro pro Tonne CO₂ zu überspringen und stattdessen im nächsten Jahr direkt 45 Euro zu verlangen. Bei den jüngsten Beschlüssen der Großen Koalition ist keine Änderung des CO2-Preises eingeplant, sie wird aber weiterhin diskutiert.

Klar ist schon jetzt: Der steigende CO₂-Preis wird das Heizen mit Gas und Erdöl und das Autofahren mit Benzin und Diesel für die Verbraucher in den nächsten Jahren wohl immer teurer machen. Um das auszugleichen, will der Staat die Bürger aber in anderen Bereichen entlasten, zum Beispiel über eine Erhöhung der Pendlerpauschale oder niedrigere Strompreise.

Eine Übersicht über Kosten und Entlastungen:

Steigende Heizkosten

Besitzer von älteren Einfamilienhäusern mit Gasheizung müssen in diesem Jahr aufgrund des CO₂-Preises Mehrkosten in Höhe von 120 Euro einplanen. Das hat die Verbraucherzentrale errechnet. Demnach stößt eine Gasheizung pro Kilowattstunde rund 202 Gramm Kohlendioxid aus. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr, was typisch für ein älteres Einfamilienhaus ist, liegen die Emissionen somit bei rund 4 Tonnen CO₂ pro Jahr. Nimmt man den aktuellen CO₂-Preis von 25 Euro pro Tonne, müssen Hausbesitzer also 100 Euro mehr zahlen, dazu kommen 20 Euro Mehrwertsteuer. Steigt der CO₂-Preis wie geplant bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne, müssten die Hausbesitzer laut Beispielrechnung dann 264 Euro jährlich mehr einplanen.

Noch teurer wird es für Hausbesitzer, die mit Öl heizen. Denn Öl stößt mit rund 266 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde deutlich mehr klimarelevantes Gas aus. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr, was etwa 2000 Litern Heizöl entspricht, werden so 5,3 Tonnen CO₂ in die Luft abgegeben. Im Jahr 2021 werden aufgrund dessen rund 158 Euro mehr fällig. 2025 wären es knapp 348 Euro mehr pro Jahr.

Benzin und Diesel werden teurer

Auch Autofahren wird durch den CO₂-Preis teurer, zumindest wenn es sich um Benziner und Diesel handelt. Der seit Anfang des Jahres geltende CO₂-Preis von 25 Euro pro Tonne schlägt sich rein rechnerisch mit einem Plus von rund 7 Cent pro Liter Benzin und 8 Cent pro Liter Diesel durch. Das geht aus einer Übersicht des Bundesumweltministeriums hervor.

Demnach wird der Benzinpreis bis zum Jahr 2025 aufgrund der CO₂-Abgabe um rund 16 Cent pro Liter steigen, der Liter Diesel wird sich um insgesamt rund 17 Cent verteuern. Das soll zusammen mit anderen Förderprogrammen den Umstieg auf Elektroautos attraktiver machen. Die Bundesregierung plant entlang der jüngsten Beschlüsse außerdem, die KFZ-Steuer für Fahrzeuge mit hohem CO₂Ausstoß zu erhöhen. Mögliche Mehrbelastungen daraus stehen aber noch nicht fest.

Sinkende Strompreise

Die Bundesregierung verspricht, die Einnahmen aus dem CO₂-Preis zu nutzen, um die privaten Haushalte im Gegenzug bei den Stromkosten zu entlasten. So erklärte der CDU-Chef und Kanzlerkandidat Armin Laschet, zum Ausgleich müssten in der kommenden Wahlperiode die EEG-Umlage wegfallen und die Stromsteuer sinken. Mit der EEG-Umlage wird der Ökostrom subventioniert.

Für die Jahre 2021 und 2022 wird die EEG-Umlage schon mal gedeckelt. Das ist eine Corona-Konjunkturmaßnahme, die die große Koalition im Juni 2020 beschlossen hat. 2021 wird die EEG-Umlage demnach 6,5 Cent pro Kilowattstunde betragen, 2022 sind es 6 Cent pro Kilowattstunde. Ohne die Deckelung hätte die EEG-Umlage im Jahr 2021 bei 9,65 Cent pro Kilowattstunde gelegen. Ein Haushalt mit 3000 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr muss also rund 100 Euro weniger an Stromkosten zahlen als ursprünglich vorgesehen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht hier aber noch mehr Potential: „Um eine wirkliche Entlastung zu erreichen, die auch beim Verbraucher ankommt, muss der Strompreis stärker als bisher angedacht gesenkt werden“, fordert der Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller. „Eine weitere Möglichkeit wäre die Rückerstattung der CO₂-Bepreisung an die Verbraucher durch einen Klimascheck“, so Müller.

Ob und inwiefern sich wegen der am Mittwoch vereinbarten CO₂-Einsparungen im Energiesektor der Strompreis zusätzlich erhöht, lässt sich noch nicht einschätzen. Unter anderem zeichnet sich ab, dass Deutschland früher aus der Kohleverstromung aussteigt.

Erhöhung des Wohngelds

Um sozial Schwache nicht noch stärker durch steigende Heizkosten zu belasten, wird im Gegenzug das Wohngeld für Geringverdiener erhöht. Bund und Länder erhöhen ab diesem Jahr die Mittel um 10 Prozent. Davon profitieren rund 640.000 Haushalte in Deutschland, darunter vor allem Rentner sowie Familien.

Erhöhung der Pendlerpauschale

Damit Pendler mit langen Arbeitswegen nicht übermäßig belastet werden, wird die Entfernungspauschale für die Jahre 2021 bis 2026 erhöht. Ab dem 21. Kilometer zwischen Arbeitsstätte und Wohnort können 35 statt sonst 30 Cent pro Kilometer als Werbungskosten in der Steuererklärung angegeben werden. Außerdem wird die sogenannte Mobilitätsprämie eingeführt. Sie ist für Pendler gedacht, die wegen ihres geringen Einkommens keine Einkommensteuer zahlen und deshalb nicht durch die erhöhte Pendlerpauschale entlastet werden.

Entlastungen für Mieter

Auch bei den Heizkosten sind Entlastungen geplant: Vermieter zahlen die Hälfte der zusätzlichen Heizkosten wegen der neuen CO₂-Abgabe, so will es der jüngste Beschluss der Bundesregierung. Die SPD hatte das schon länger gefordert – auch, weil Vermietern so ein Anreiz geboten wird, sich um energetische Sanierungen von Wohnraum zu bemühen. Durch die könnte der Gas- und Ölverbrauch wieder sinken – was die Belastungen durch den CO₂-Preis nochmals mindern würde.

Förderung für neue Heizungen

Den Einbau neuer Heizungen und Wärmedämmungen soll der jüngste Kabinettsbeschluss außerdem beschleunigen, indem neue Förderprogramme aufgesetzt werden. Neben dieser sogenannten „Sanierungsoffensive“ sind auch höhere klimafreundliche Neubaustandards geplant. Um Hausbesitzer zu umweltfreundlicheren Heizungssystemen zu bewegen, hat die Bundesregierung bereits im Jahr 2020 die Fördersätze um durchschnittlich 10 Prozent erhöht.

So wird schon jetzt die Umstellung der Heizungsanlage auf eine effiziente Wärmepumpenanlage mit 35 Prozent der Kosten gefördert. Wird eine Ölheizung durch eine förderfähige Hybridheizung, Biomasseanlage oder Wärmepumpenanlage ersetzt, erhöht sich der gewährte Fördersatz noch mal um 10 Prozentpunkte auf insgesamt 45 Prozent.

RND