Keine leichte Kost servierte das Westfälische Landestheater in Castrop-Rauxel zum Spielzeitauftakt: „Man muss für Werte eintreten. Der Mord an Walter Lübcke“ hatte am Mittwochabend Premiere im Studio.
Es ist ein eindringliches Theaterspiel, das ein bedrückendes Gefühl hinterlässt – und das liegt an dem engagiert aufspielenden Mimen-Quartett.
Termin: 3.11.2023; Karten: Tel. (02305) 97 80 20.
www.westfaelisches-landestheater.de
Zunehmende Gewaltbereitschaft
Christian Scholze hat das Stück nicht nur in Szene gesetzt, sondern auch geschrieben. Am Mordfall Lübcke wird einerseits die Entwicklung rechtsradikaler Strömungen und die zunehmende Gewalt- und Mordbereitschaft in der Szene aufgezeigt.
Und andererseits die Gefährdung der Demokratie sowie die Hetze in den sozialen Medien, denen Politiker ausgesetzt sind.
Hass-Spirale im Netz
Scholze bringt die Zeit von Walter Lübckes Rede als Kasseler Regierungspräsident am 14. Oktober 2015 (er informierte über ein Flüchtlingsheim, das in Kürze eröffnet werden sollte) bis zum Mord an ihm im Sommer 2019 auf die Bühne.
Die Inszenierung veranschaulicht, wie sich Stephan Ernst in dieser Zeitspanne radikalisierte und zum Mörder wurde.
Es gibt auch heitere Szenen
In dem klug gebauten Stück sind die Dialoge der beiden Paare gegeneinander geschnitten. Auf der sparsam möblierten und mit einem schwarzen Tarnnetz überspannten Bühne (Anja Müller) spielen Neven Nöthig und Ulrike Volkers das Ehepaar Lübcke.
Heitere Szenen – von der Freude über den Enkel über die Urlaubsplanung bis hin zu einer Loriot-Nummer – wechseln sich mit Sorgen über die Hass-Spirale im Internet ab.
Ein intensives Theatererlebnis
Dazwischen geschaltet sind Dialoge von Ernst, gespielt von Helge Salnikau, und Markus H., den Alexander Ritter als Aufhetzer in Straßenkampfmontur mit überlegenem Dauergrinsen gibt.
Am Ende der 90-minütigen Aufführung wiederholt sich die Anfangsszene: Lübcke genießt auf seiner Terrasse die laue Sommernacht – nur diesmal steht Ernst mit der Waffe hinter ihm, das Abdrücken bleibt uns erspart. Viel Applaus für ein intensives Theatererlebnis.
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