Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt Zahlreiche Teilnehmer bei AfD-Demo

Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Fünf Tote, 200 Verletzte - alle Infos im Liveblog
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Am Freitagabend (20.12.2024) hat ein Mann einen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt verübt. Er raste mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet. Dutzende weitere teils schwer verletzt. Die wichtigsten Informationen im Überblick:

  • Traurige Bilanz des Anschlags: Fünf Tote und bis zu 235 Verletzte.
  • Das Tatmotiv war möglicherweise Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland. Die Suche nach dem Tatmotiv steht im Fokus der Behörden.
  • Der Tatverdächtige muss in die Untersuchungshaft.
  • Der Anschlag wird möglicherweise noch in diesem Jahr den Bundestag beschäftigen.
  • Es soll sich laut Polizeiangaben um einen Einzeltäter handeln.
  • Der mutmaßliche Täter soll über den Flucht- und Rettungsweg auf den zentralen Platz gelangt sein.
  • Die Fahrt habe rund drei Minuten bis zur Festnahme gedauert.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach bei einem Besuch vor Ort von einer "furchtbaren, wahnsinnigen Tat".

AfD-Kundgebung in Magdeburg

Update 23.12., 21:04 Uhr: Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, warnte vor politischer Instrumentalisierung des Anschlags. „Leider wird auch diese Tat nun als Ventil genutzt, um Rassismus freien Lauf zu lassen“, erklärte sie in Berlin. Seit dem Wochenende berichteten Beratungsstellen aus Magdeburg und Umgebung von einer zunehmend feindseligen Stimmung und gewaltsamen Übergriffen gegen Migrantinnen und Migranten und Musliminnen und Muslimen.

Zahlreiche Medien, darunter der MDR, berichten von einer Kundgebung unter dem Motto „Trauer vereint - Für eine sichere Zukunft“, die am späten Montagnachmittag in Magdeburg stattgefunden hat. Laut MDR sollen Anhänger der AfD demonstriert und „Abschieben“-Sprechchöre skandiert haben. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und AfD-Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt waren ebenfalls anwesend und haben Redebeiträge gehalten.

Menschen demonstrieren nach der Kundgebung der AfD in Magdeburg.
Teilnehmer eines Trauermarsches der AfD gehen durch die Innenstadt von Magdeburg. © picture alliance/dpa

Update 23.12., 20:40 Uhr: Nach Informationen des „Spiegel“ fanden die Ermittler nach der Tat in dem Auto das Testament des Täters. Darin soll Taleb A. dem Bericht zufolge geschrieben haben, dass nach seinem Tod sein Vermögen an das Deutsche Rote Kreuz übergehen soll. Politische Botschaften waren laut „Spiegel“ nicht in dem Dokument.

Am kommenden Montag wollen sich der Bundestags-Innenausschuss und das Parlamentarische Kontrollgremium für die Nachrichtendienste in Berlin zu Sondersitzungen treffen. Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle hält die Behörden zum Teil für überfordert. Die Raster dort passten auf Täter, die bestimmte islamistische, rechtsextreme oder linksextreme Motive haben, sagte er im Deutschlandfunk.

Taleb A „aus dem Raster gefallen“

Es gebe aber eine „Ohnmacht“, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die über Jahre in wirrer Art und Weise auch Gewaltdrohungen äußerten und etwa unter Verfolgungswahn litten und psychische Probleme haben. Deren Zahl sei „durchaus groß“, so Kuhle. Wenn es dann noch so viele unterschiedliche Zuständigkeiten bei den Behörden gebe, fielen solche Täter durchs Netz.

Der geschäftsführende Bundesjustizminister Volker Wissing (parteilos) äußerte sich ähnlich und wies auf Auffälligkeiten des späteren Täters hin. „Nach dem, was bisher bekannt ist, waren seine politischen Äußerungen jedoch so wirr, dass kein sicherheitsbehördliches Schema auf ihn passte“, sagte Wissing den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

„Ich halte es für möglich, dass wir daraus Konsequenzen für unsere Sicherheitsarchitektur ziehen müssen. Und ich halte es für geboten, dass wir darüber eine ernsthafte Debatte führen“, so Wissing. Es seien aber noch viele Fragen offen. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck äußerte in Flensburg die Hoffnung, der Anschlag möge nicht zum Thema für den Bundestagswahlkampf werden.

Taleb A. war den Bundesbehörden seit 2015 bekannt

Update 23.12., 17:19 Uhr: Den zuständigen Bundesbehörden war Taleb A. seit spätestens Anfang 2015 ein Begriff. Wie das Innenministerium in Schwerin auf Anfrage mitteilte, informierten Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern im von Bund und Ländern getragenen Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum das Bundeskriminalamt am 6. Februar 2015 über mögliche Anschlagsabsichten des aus Saudi-Arabien stammenden Mannes.

Anlass für die Meldung seien dessen Drohungen gegenüber der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern im April 2013 und ein Jahr später auch gegen eine Kommunalbehörde in Stralsund gewesen, Handlungen vorzunehmen, die internationale Beachtung fänden.

Nach Drohungen nicht als Gefährder eingestuft

Nach Angaben von Innenminister Christian Pegel (SPD) lebte der heute 50-Jährige von 2011 bis Anfang 2016 in Mecklenburg-Vorpommern und absolvierte in Stralsund Teile seiner Facharzt-Ausbildung. Mit der Landesärztekammer habe es Streit um die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Gegenüber der Sozialbehörde in Stralsund habe er versucht, mit Drohungen die Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt durchzusetzen.

Laut Pegel hatte das Amtsgericht Rostock Taleb A. wegen der Drohungen gegenüber der Ärztekammer zu einer Geldstrafe verurteilt. Die vorhergehenden Ermittlungen hätten jedoch keine Hinweise auf reelle Anschlagsvorbereitungen ergeben und auch keine islamistischen Bezüge offenbart. Nach dem Vorfall in Stralsund sei der Mann im Rahmen einer sogenannten Gefährderansprache von der Polizei auf Konsequenzen hingewiesen worden. Ihm sei gesagt worden, dass man einen sehr viel genaueren Blick auf ihn haben werde. Als Gefährder sei der Mann aber nicht eingestuft worden, sagte Pegel.

Neunjähriger Junge und vier Frauen zwischen 45 und 75 Jahren getötet

Update 23.12., 17:10 Uhr: Weitere Details zu den Todesopfern wurden bekanntgegeben. Bei dem Anschlag wurden ein neunjähriger Junge sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren getötet. Bei einem Sondertermin im Universitätsklinikum Magdeburg spendeten am Montag viele Menschen spontan Blut.

Verfahren aktuell kein Fall für den Staatsschutz

Update 23.12., 16:11 Uhr: Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Täters Taleb A. Für diese Einschätzung spricht auch die Entscheidung, dass das Verfahren vorerst weiter in Sachsen-Anhalt geführt wird. Der Generalbundesanwalt habe die Übernahme des Verfahrens abgelehnt, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) in Magdeburg. Der Generalbundesanwalt ist zuständig für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes, also der politisch motivierten Kriminalität.

RND: Jetzt bis zu 235 Verletzte

Update 23.12., 14.26 Uhr: Nach dem Anschlag von Magdeburg hat sich die Zahl der Verletzten laut Informationen der Staatsanwaltschaft erhöht. Sie liege nun bei bis zu 235 verletzten Menschen, wie der RND berichtet. Es hätten sich noch Menschen in der Uniklinik und bei Ärzten gemeldet. Nicht auszuschließen sei aber, dass es Doppelzählungen gegeben habe. Bislang war von 200 Verletzten ausgegangenen worden. Die Zahl der Todesopfer liege weiter bei fünf, hieß es.

Polizei in Sachsen-Anhalt hat Hinweis zu Taleb A. erhalten

Update 23.12., 13.49 Uhr: Die Polizei Sachsen-Anhalt hat offenbar im September 2023 einen Hinweis zu Taleb A. erhalten – und nicht beantwortet. Das berichtet der MDR. Der Hinweis soll von der gleichen Person gekommen sein, die zuvor bereits das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Polizei Berlin kontaktiert hatte. Beide Behörden hätten sich für nicht zuständig erklärt: Das BAMF habe an die Berliner Polizei verwiesen, die Berliner Polizei habe die Hinweisgeberin zur Polizei Magdeburg geschickt.

Anders als vom BAMF und der Berliner Polizei, habe sie von der Polizei Sachsen-Anhalt allerdings nie eine Antwort erhalten, sagte die Hinweisgeberin MDR INVESTIGATIV.

Die Hinweise seien allen drei Behörden über Social Media übermittelt worden. Screenshots würden dem MDR vorliegen. Sie enthalten den vollständigen Namen, den Wohnort und das Geburtsdatum von Taleb A. – sowie einen Hinweis auf einen Tweet, mit dem dieser seine Follower fragte, ob sie ihn verantwortlich machen würden, wenn er 20 Deutsche töten würden. Die Polizei Magdeburg erklärte dem MDR, man könne mit Verweis auf laufende Ermittlungen zu den Vorgängen im Moment keine Auskünfte erteilen.

Uniklinik Magdeburg: Noch mehr als 70 Verletzte in Behandlung

Update 23.12., 12.37 Uhr: Laut einem Instagram-Post der Uniklinik Magdeburg werden dort aktuell noch 72 Verletzte, darunter 15 Schwerverletzte behandelt. „Dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitarbeitenden, der Einsatzkräfte und vieler Unterstützender konnten wir die medizinische Versorgung jederzeit sicherstellen“, heißt es in dem Post.

Sie seien dankbar für die große Solidarität aus der Bevölkerung, zahlreiche Hilfsangebote und großzügige Sachspenden, darunter Lebensmittel vom Weihnachtsmarkt. „Die vielen Zeichen der Solidarität und Anteilnahme haben uns allen zusätzlich Kraft gegeben und gezeigt, wie stark der Zusammenhalt in unserer Stadt ist,“ wird Prof. Dr. Heinze zitiert. Besonders dankbar sei die Klinik auch für die zahlreichen Blutspenden.

AfD lädt zur Kundgebung in Magdeburg

Update 23.12., 8 Uhr: Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck rief in einer Videobotschaft dazu auf, „sich nicht vom Hass anstecken“ zu lassen. Rechte Gruppen hatten bereits kurz nach der Tat in Magdeburg zu Demonstrationen aufgerufen. Für den frühen Montagabend hat die AfD nun zu einer Kundgebung auf den Magdeburger Domplatz mit anschließendem Trauermarsch eingeladen. Dazu werden die AfD-Vorsitzende Alice Weidel und mehrere AfD-Landespolitiker erwartet. In der Einladung hieß es, die schreckliche Tat zeige auf dramatische Weise die Gefahren der derzeitigen Einwanderungspolitik.

Parallel zur AfD-Veranstaltung hat eine Initiative namens „Gib Hass keine Chance“ zu einer Menschenkette um den Alten Markt aufgerufen. Dort war der Täter Taleb A. am Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte fünf Menschen getötet und 200 verletzt.

Politische Aufarbeitung nach Anschlag von Magdeburg

Update 23.12., 6.05 Uhr: In Magdeburg kommt heute der Ältestenrat des Landtags zusammen - das Führungsgremium des Parlaments wolle sich ein Bild machen, hieß es. Über allem steht die Frage, ob die Todesfahrt hätte verhindert werden können - und welche Schlüsse für einen besseren Schutz gezogen werden sollten. Der Landkreistag verwies darauf, dass absoluter Schutz auf Weihnachtsmärkten unmöglich sei.

Derweil wurde in der Nacht in Bremerhaven ein Mann festgenommen, der in einem Tiktok-Video schwere Straftaten auf dem Weihnachtsmarkt der Stadt angedroht hatte. Nach Bekanntwerden des Videos sei der Verfasser am Sonntagabend „sehr schnell“ ermittelt und im Stadtgebiet vorläufig festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Weitere Details zum Festgenommen oder darüber, wie ernst die Drohungen waren, gab die Polizei zunächst nicht bekannt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach sich nach der Magdeburger Todesfahrt im „Spiegel“ dafür aus, noch ausstehende Gesetzentwürfe zur inneren Sicherheit umgehend zu beschließen. Sobald die Ermittlungen ein klares Bild vom Täter und den Hintergründen der Tat ergeben hätten, werde man daraus die notwendigen Schlüsse ziehen. Nach dem islamistischen Anschlag in Solingen habe man bereits das Waffenrecht verschärft und die Befugnisse der Sicherheitsbehörden gestärkt, sagte sie Ministerin.

Menschen legen Blumen und Kerzen am offiziellen Gedenkort an der Johanniskirche nieder.
Menschen legen Blumen und Kerzen am offiziellen Gedenkort an der Johanniskirche nieder. © picture alliance/dpa

Landkreise: Absoluter Schutz auf Weihnachtsmärkten unmöglich

Update 23.12., 6 Uhr: Der Deutsche Landkreistag verweist darauf, dass es auch mit erhöhter Polizeipräsenz und mehr Kontrollen keine Sicherheitsgarantie auf Weihnachtsmärkten geben könne. „Es gibt überall eine höhere Präsenz von Polizei- und Ordnungskräften und auch in Magdeburg sind die Zugänge polizeilich kontrolliert und Taschen durchsucht worden.“, sagte Landkreistags-Präsident Achim Brötel (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Es wird aber einen absoluten Schutz nicht geben können.“

Wegen der Gefahren durch Messerattacken seien die gesetzlichen Voraussetzungen bis hin zu generellen Verboten bereits deutlich verschärft worden, sagte er. Zudem seien Weihnachtsmärkte und ähnliche Veranstaltungen Orte der Begegnung und des Miteinanders. „Daher muss man bei aller abstrakten Gefahr auch mit Augenmaß vorgehen, damit sie es bleiben können.“

Bundestag soll sich mit Tat beschäftigen

Update, 22.12., 13.35 Uhr: Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Toten und vielen Verletzten wird möglicherweise noch in diesem Jahr den Bundestag beschäftigen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung werden für den 30. Dezember Sondersitzungen des für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums und des Innenausschusses vorbereitet. Aus Ausschusskreisen wurde der Deutschen Presse-Agentur allerdings mitgeteilt, es gebe dafür noch keine Einladungen.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese sagte der "Bild"-Zeitung und der "Rheinischen Post", zu den Sitzungen sollten auch die Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorgeladen werden. Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) solle dazukommen.

Grüne wollen Aufklärung über Umgang mit Informationen. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic, und Vizefraktionschef Konstantin von Notz verlangen Aufklärung darüber, wie die Sicherheitsbehörden mit den Informationen über die Vorgeschichte des Attentäters Taleb A. umgegangen sind. "Auch wenn es noch Unklarheit über die Motivlage und die genauen Umstände der Tat gibt, so zeichnet sich doch ab, dass es wie auch schon in anderen Fällen zuvor kein Erkenntnisproblem gab", sagten sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Der Tatverdächtige und seine extremistischen Ansichten seien den Behörden offenbar bekannt gewesen. "Es gilt jetzt aufzuklären, wie mit den Informationen in diesem konkreten Fall umgegangen wurde." FDP will Neuordnung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden. Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle verlangte eine Neuordnung der Aufgaben der Sicherheitsbehörden. Die Befugnisse der Sicherheitsbehörden seien "unübersichtlich und oftmals unklar", sagte er dem RND. "Deshalb müssen Bund und Länder die Strukturen bei der Inneren Sicherheit gemeinsam neu ordnen."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Statement.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. © picture alliance/dpa

Magdeburg: Kind (9) aus dem Leben gerissen

Update, 22.12., 13.28 Uhr: Unter den Todesopfern der verheerenden Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist ein neunjähriges Kind, das seit Kurzem in Niedersachsen wohnte. Die Niedersächsische Jugendfeuerwehr teilte auf ihrer Homepage mit, dass der Junge Mitglied der Kinderfeuerwehr Warle im Landkreis Wolfenbüttel war. Durch "diese sinnlose Tat" sei das Kind aus dem Leben gerissen worden, hieß es dort.

Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen bat die Jugendfeuerwehr um Spenden, um die Familie des Jungen finanziell zu unterstützen. Über die Herkunft des getöteten Kindes hatten zunächst mehrere Medien berichtet. Der Junge war in Bayern aufgewachsen und kürzlich mit seiner Mutter nach Niedersachsen gezogen. In Floß in der Oberpfalz trauerten am Samstag Menschen in einem Gottesdienst um den getöteten Jungen.

Blumen, Kerzen und Kuscheltiere liegen vor dem Portal der Johanniskirche.
Am 20. Dezember 2024 ist auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Es gab mehrere Tote und Verletzte. © picture alliance/dpa

Hätte die Gewalttat verhindert werden können?

Update, 22.12., 12.34 Uhr: Nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von Magdeburg mit fünf Toten und vielen Schwerverletzten rückt die Frage in den Blick, ob die Gewalttat hätte verhindert werden können. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) erhielt nach eigenen Angaben im Spätsommer 2023 Hinweise zu dem mutmaßlichen Täter. Nach Angaben des Chefs des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, wurde nach einem Hinweis aus Saudi-Arabien zu dem Mann ein Verfahren eingeleitet.

Das Bundesamt erhielt den Hinweis zum Tatverdächtigen nach eigenen Angaben über seine Social-Media-Kanäle. "Dieser wurde, wie jeder andere der zahlreichen Hinweise auch, ernst genommen", schrieb das Bamf auf der Plattform X. Da das Bundesamt keine Ermittlungsbehörde sei, sei die hinweisgebende Person, wie in solchen Fällen üblich, direkt an die verantwortlichen Behörden verwiesen worden.

Im Netz kursieren derzeit Screenshots, die Nachrichten einer Person mit Warnungen vor dem mutmaßlichen Täter an das Bamf zeigen sollen. Die Echtheit dieser Screenshots war zunächst nicht zu verifizieren.

Die "Welt am Sonntag" berichtete über eine Frau, die Ende 2023 Warnungen über Taleb A. an den X-Account des Bamf geschickt habe. Zuvor habe sie bereits versucht, die Berliner Polizei vor dem Mann zu warnen. Ihre E-Mail sei nicht angekommen, da sie diese versehentlich an die Polizei einer Gemeinde namens Berlin in den USA geschickt habe, berichtete die Zeitung.

Die Berliner Polizei schrieb auf X, dass aktuell Screenshots mit vermeintlichen Hinweisen an sie im Zusammenhang mit Magdeburg kursierten. "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir diese Hinweise nicht bestätigen, und auch einen Fake nicht ausschließen. Die Prüfung hierzu dauert an", hieß es am Samstagabend. Unabhängig davon war der mutmaßliche Täter der Berliner Justiz bekannt: Nach dpa-Informationen lag dort ein Verfahren der Amtsanwaltschaft wegen des Missbrauchs von Notrufen durch Taleb A. vor. Zuerst hatte der «Spiegel» berichtet.

Der Direktor der Magdeburger Polizeiinspektion, Tom-Oliver Langhans, erklärte am Samstag auf einer Pressekonferenz, dass die Polizei in der Vergangenheit eine Strafanzeige aufgenommen habe. "Es ist auch von unserer Seite versucht worden, eine Gefährderansprache durchzuführen. Das ist jetzt auch noch Gegenstand der Ermittlungen, woran das dann nachher letztendlich in diesem Verfahren dazu nach meiner Erkenntnis erst mal so nicht gekommen ist." Dieses Verfahren liege aber derzeitig schon ein Jahr zurück.

Anzeige wegen Volksverhetzung: Mann stört Schweigeminute

Update, 22.12., 11.33 Uhr: Die Polizei Essen hat ein Ermittlungsverfahren gegen einen Zuschauer eingeleitet, der vor dem Drittligaspiel Rot-Weiss Essen gegen den VfB Stuttgart II die Gedenkminute gestört haben soll. Während Spieler und die meisten Zuschauer im Stadion vor dem 2:2 am Samstag in einer Schweigeminute den Opfern des mutmaßlichen Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gedachten, hatte ein Mann „Deutschland den Deutschen“ geschrien.

Update, 22.12., 9.46 Uhr: Die regionalen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen haben, laut der WAZ, in einer Videokonferenz die Lage erörtert. Wir haben keine zusätzliche Verstärkung angeordnet, sondern haben gesagt: genauer hinschauen. Das, was an Vorschriften da ist, einhalten und den Blick schärfen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Nachgang dem WDR.

„Wir haben natürlich heute Morgen auch noch einmal an alle unsere Behörden einen Erlass gesteuert mit dem Hinweis: schaut euch jeden Markt noch mal genau an - schaut euch die Sicherheitsmaßnahmen an. Wir müssen nicht verschärfen, aber vielleicht normal genauer hingucken.“ Wenn Lücken in den Sicherheitskonzepten entdeckt werden, sollten diese geschlossen werden.

Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg habe nach seiner Ankunft 2006 in Deutschland zunächst kürzere Zeit in Bochum und Düsseldorf gelebt. Diese Information äußerte Reul gegenüber dem TV-Sender RTL. Gegen den Tatverdächtigen seien zuletzt Anzeigen wegen Betrugs und Beleidigung erstattet und 2023 an die Behörden in Sachsen-Anhalt weitergeleitet worden.

Ein Passant mit Regenschirm und Polizisten stehen vor dem Weihnachtsmarkt.
Am 20. Dezember 2024 ist auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Es gab mehrere Tote und Verletzte. © picture alliance/dpa

Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Tatverdächtiger muss in die Untersuchungshaft

Update, 22.12., 7.16 Uhr: Nach der tödlichen Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg muss der Tatverdächtige in Untersuchungshaft - die Suche nach seinem Tatmotiv steht derweil weiter im Fokus.

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg beantragte einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen. Er müsse wegen des Vorwurfs fünffachen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit.

Der mutmaßliche Täter (Mitte) ist inzwischen in U-Haft.
Der mutmaßliche Täter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist inzwischen in U-Haft. © Christoph Soeder/dpa

Der tödliche Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat viele Menschen erschüttert. Wie wirkt sich dieses Ereignis auf Ihre Pläne aus, Weihnachtsmärkte zu besuchen?

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Update 21.12., 18:05 Uhr: Der mutmaßliche Täter soll mit seinem Wagen über einen Flucht- und Rettungsweg auf den Weihnachtsmarkt gelangt sein, berichtete Tom-Oliver Langhans, der Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg. Die Fahrt habe nur rund drei Minuten bis zur Festnahme gedauert.

Der Rettungsweg war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten über diesen Weg bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf dem Platz gelangen können, erklärte Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt. Dort seien aber mobile Einsatzkräfte stationiert gewesen. Das Konzept habe sich „über lange Jahre bewährt“.

Man habe es mit einem Fall zu tun, mit dem kein Veranstalter habe rechnen könne, sagte Krug. Das Sicherheitskonzept für den Markt sei zuletzt im November dieses Jahres verschärft worden, es sei „nach bestem Wissen und Gewissen“ erstellt worden.

Betonklötze liegen rund um den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Betonklötze liegen rund um den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der mutmaßliche Tatverdächtige im Anschlag auf den Weihnachtsmarkt soll jedoch Flucht- und Rettungswege genutzt haben, die nicht durch solche Betonklötze geschützt sind. © dpa, Peter Gercke

Update 21.12., 16:40 Uhr: Das Motiv des Todesfahrers von Magdeburg war möglicherweise Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland. Das sei der gegenwärtige Stand der Ermittlungen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens in Magdeburg. Der Tatverdächtige kommt aus Saudi-Arabien.

Umfrage: Besuchen Sie nach dem Anschlag in Magdeburg weiterhin Weihnachtsmärkte?

Update 21.12., 16:35 Uhr: Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen den mutmaßlichen Täter vom Weihnachtsmarkt bislang wegen fünffachen Mordes. Wie der leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens sagte, lautet der Tatvorwurf darüber hinaus versuchter Mord in 200 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.

«Warum» steht inmitten von Blumen und Kerzen vor der Johanniskirche auf einem Papier nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
«Warum» steht inmitten von Blumen und Kerzen vor der Johanniskirche auf einem Papier. © dpa, Christoph Soeder

Update 21.12., 16:29 Uhr: Bei der Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sind ein neunjähriges Kind und vier Erwachsene ums Leben gekommen. Das teilte der Leiter der Staatsanwaltschaft Magdeburg, Horst Walter Nopens, mit. 200 Menschen wurden verletzt.

Polizei, Staatsanwaltschaft und Stadtbehörden informieren über den Ermittlungsstand nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Tom-Oliver Langhans (M), Direktor der Polizei Magdeburg, Horst Walter Nopens (r), Leitender Oberstaatsanwalt Staatsanwaltschaft Magdeburg, und Ronni Krug (l), Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung, sitzen in einer Pressekonferenz am Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt. © dpa, Jan Woitas

Vier Erwachsene und ein neunjähriges Kind verstorben

Update 21.12., 16:25 Uhr: Es soll sich laut Polizeiangaben um einen Einzeltäter handeln. Nach derzeitigem Ermittlungsstand könne ein zweiter Täter ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher in Magdeburg.

Wohl Einzeltäter beim Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg

Update 21.12., 16:21 Uhr: Der mutmaßliche Täter soll über den Flucht- und Rettungsweg auf den zentralen Platz gelangt sein. Die Fahrt habe rund drei Minuten bis zur Festnahme gedauert, sagte Tom-Oliver Langhans, Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg.

Die Polizei habe nach Angaben des MDR zudem mitgeteilt, dass die Wohnung des mutmaßlichen Attentäters in Bernburg durchsucht wurde. Dabei sollen Beweismittel sichergestellt worden sein.

Bundespräsident kommt nach Magdeburg

Update 21.12., 14:25 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt heute Abend nach Magdeburg zur Trauerandacht für die Opfer der Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt. Das teilte seine Sprecherin auf Anfrage mit.

Der ökumenische Gedenkgottesdienst findet im Dom der Landeshauptstadt statt. Steinmeier hatte bereits unmittelbar nach der Tat sein Entsetzen hierüber ausgedrückt, den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl ausgesprochen und den Rettungskräften gedankt.

Weihnachtsmarktbuden stehen auf dem geschlossenen Magdeburger Weihnachtsmarkt. Hier hat es am Vorabend einen Anschlag gegeben.
Weihnachtsmarktbuden stehen auf dem geschlossenen Magdeburger Weihnachtsmarkt. Am Vorabend war ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. © dpa, Jan Woitas

Update 21.12., 14:15 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Magdeburg hat vor seiner Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt vergeblich strafrechtliche Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Köln gegen eine Flüchtlingshelferin verlangt. Die Staatsanwaltschaft habe solche Ermittlungen jedoch abgelehnt, weil sie keine Grundlage dafür gesehen habe, berichtete Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer der Deutschen Presse-Agentur. Der mutmaßliche Täter habe dieses Schreiben dann auf X eingestellt. Es sei authentisch.

Bei der Flüchtlingshelferin handelt es sich dem Vernehmen nach um ein Vorstandsmitglied der Säkularen Flüchtlingshilfe. Dieser Verein setzt sich für religiös Verfolgte und religionsfreie Flüchtlinge ein.

Die Säkulare Flüchtlingshilfe teilte selbst in einer Erklärung mit, der mutmaßliche Täter habe in der Vergangenheit zahlreiche Anschuldigungen und Behauptungen über den Verein und ehemalige Vorstandsmitglieder geäußert, die in keiner Weise der Realität entsprächen. Der Verdächtige sei zu keinem Zeitpunkt Mitglied des Vereins gewesen. „Wir distanzieren uns aufs Schärfste von ihm“, betonte der Verein.

Elon Musk äußert sich zu Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt

Update 21.12., 13 Uhr: Der Tech-Milliardär und Trump-Vertraute Elon Musk nutzte die Tat für eine erneute Einmischung in den Bundestagswahlkampf. „Scholz sollte sofort zurücktreten. Unfähiger Idiot“, schrieb er auf seiner Plattform X als Antwort auf einen Post zu dem Geschehen in Magdeburg. Stunden vorher hatte Musk auf X geschrieben: „Nur die AfD kann Deutschland retten“.

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dpa

Mann droht mit Angriff auf Weihnachtsmarkt in Bremerhaven: Polizei nimmt Täter fest