
Die Spieler der IG Bönen, nachdem sie den Aufstieg in die Westfalenliga klargemacht machen. Einige von ihnen wollen den Verein nach der finanziellen Pleite offenbar schnellstmöglich verlassen. © Privat
„Macht bloß einen Bogen um meinen Verein“ - Club aus dem Kreis Unna-Hamm lehnt IG-Bönen-Spieler ab
Fußball
IG Bönen steht vor der Pleite. Viele Spieler stehen dem Vernehmen nach vor einem Vereinswechsel und sollen sich anderen Clubs angeboten haben. Ein Verein aus dem Kreis Unna-Hamm lehnte entschieden ab.
Es war eine Nachricht, die durch die Decke ging: Am Dienstag wurde bekannt, dass Fußball-Westfalenligist IG Bönen pleite ist und durch den Wegfall seines wichtigsten Sponsors kein Geld mehr zur Verfügung hat, um seine Vertragsamateure zu bezahlen. Nach Informationen dieses Medienhauses seien bereits die ersten Spieler der IG Bönen auf andere Vereine zugegangen, um sich offenbar dort anzubieten.
Die meisten Vereinsverantwortlichen hielten sich zu dem Thema auf Nachfrage bedeckt. Wie etwa Benjamin Hartlieb vom Holzwickeder SC. „Zu diesem Thema möchte ich mich nicht äußern“, sagte der Sportdirektor und Trainer des Westfalenliga-Konkurrenten aus der Parallelstaffel 2.
Hohe Spielergehälter: Die meisten Vereine könnten einen Transfer finanziell nicht stemmen
Eckart Stender, Vorsitzender des Landesligisten SuS Kaiserau, erklärte, dass man bei einem Spieler, der sich selbst anbieten würde, zwar genauer hinsehen würde. Aber: „Warum die in Bönen gespielt haben, ist doch klar. Ob das zu unserer Philosophie passen würde, müsste man sehen. Angeboten hat sich bei uns zumindest keiner, aber ich denke, die schielen eh in Richtung Westfalenliga. Da sind ja wirklich Top-Spieler bei, die auf einem ganz anderen Niveau spielen.“
Auch Ralf Mäkler, Sportlicher Leiter beim Bezirksligisten SSV Mühlhausen, erweckte nicht den Anschein, als buhle er für sein Team noch um Verstärkung aus Bönen. „Wir haben keine Ambitionen, Spieler von der IG Bönen zu verpflichten. Was die bekommen, liegt weit über unserem Budget“, sagte er knapp. Ähnlich äußerte sich Roman Spielfeld, Abteilungsleiter Fußball, bei der SG Massen: „Nein, es hat sich kein Spieler angeboten. Aber das könnten wir finanziell wohl auch nicht stemmen.“
VfL Kamen ist in Kontakt mit weiterem Spieler der IG Bönen
Und der VfL Kamen? Immerhin hat der Bezirksliga-Aufsteiger in Emre Demir bereits vor Bekanntwerden der IG-Pleite einen Spieler aus Bönen verpflichtet. „Bei uns hat keiner angerufen. Wir stehen lediglich zu einem weiteren Spieler der IG Bönen in Kontakt, mit dem wir uns aber schon vor der Sache ausgetauscht haben“, erklärte der designierte Vorsitzende der VfL-Fußballer, Andreas Conradi. Ob sich der Spieler noch dem VfL anschließen werde, sei derzeit „noch in der Schwebe“.
Einen gab es dann aber doch: Der Trainer des A-Kreisligisten TSC Hamm, Erdal Akyüz, bestätigte unserer Redaktion, dass sich Spieler der IG Bönen − teils auch aus der zweiten Mannschaft − bereits bei seinem Verein angeboten hätten. „Es waren Spieler, die bei uns mal gespielt haben. Die Vergangenheit war aber nicht so doll. Die hatten uns damals zugesagt und zwei Spieltage vor dem Saisonende sagen sie, wir gehen nach Bönen.“
TSC Hamms Trainer spricht von „unmoralischem Angebot“ der IG Bönen
Zehn Spieler seien es damals gewesen. Akyüz: „Das war wirklich der große Gong. In der Saison danach haben uns die Spieler dann gefehlt und wir sind abgestiegen aus der Bezirksliga. Die IG Bönen ist dann mit unseren alten Spielern aus der Kreisliga A aufgestiegen.“

Erdal Akyüz bestätigt: Spieler der IG Bönen haben sich beim TSC Hamm angeboten. Der wollte die Spieler nicht in seinem Verein haben. © Reith
Der Wechselgrund der Spieler damals: von finanzieller Natur, wie Akyüz sagte: „Natürlich habe ich die Spieler damit konfrontiert, warum sie uns trotz Zusage verlassen. Aber ich konnte sie auch ein bisschen verstehen, das war finanziell ein unmoralisches Angebot.“ Jetzt, wo sich die Spieler wieder beim TSC Hamm angeboten haben sollen, habe der TSC aber entschieden abgelehnt. „Als die uns jetzt wieder gefragt haben, habe ich ihnen gesagt: Macht bloß einen Riesen-Bogen um meinen Verein“, sagte Akyüz.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.

Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
