Luftverkehr nach Rekordjahr im Sinkflug
Der Luftverkehr in Deutschland geht 2009 nach einem weiteren Rekordjahr in einen steilen Sinkflug über. Allerdings stemmt sich die Lufthansa bislang erfolgreich gegen den Trend.

Lufthansa-Passagiere im Frankfurter Flughafen.
«Im Moment sehen wir uns sowohl in der Fracht als auch in der Passage einem Nachfragerückgang im zweistelligen Prozentbereich gegenüber», sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), Ralf Teckentrup, am Dienstag.
Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa konnte allerdings trotz der weltweiten Rezession im vierten Quartal 2008 noch einmal kräftige Gewinne einfliegen. Nach einer ersten Hochrechnung betrug der operative Gewinn im Schlussquartal etwa 300 Millionen Euro, für das Gesamtjahr wurden 1,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Das sind rund 200 Millionen Euro mehr als zuvor vom Unternehmen erwartet.
Für 2009 gab sich Lufthansa vorsichtig: Angesichts des schwierigen Marktumfeldes und der anhaltenden Nachfrageschwäche seien die Aussichten mit höheren als den sonst üblichen Risiken behaftet, hieß es. Besonders stark war zuletzt der Nachfrageeinbruch bei der Fracht, die als Frühindikator der Konjunktur gilt. Hier hatte Lufthansa Kurzarbeit für 2600 Beschäftigte beantragt.
Die angeschlagene skandinavische Fluggesellschaft SAS, bei der die Lufthansa als möglicher Aufkäufer gilt, kündigte einen Schrumpfkurs an. Durch den Verkauf der spanischen Tochter Spanair, Auslagerungen und Stellenstreichungen soll die Zahl der Mitarbeiter im Konzern um 8600 reduziert werden. Zudem sollen massiv Linienverbindungen eingestellt und Flugzeuge verkauft werden.
Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt startete mit deutlich weniger Passagieren ins neue Jahr. Im Januar habe der Rückgang etwa sechs Prozent betragen, sagte die Sprecherin der Marketingabteilung des Flughafenbetreibers Fraport, Annegret Reinhardt-Lehmann, am Montagabend bei einer Diskussionsveranstaltung der Tourismus- Fachzeitschrift «fvw» in Frankfurt. Täglich gebe es derzeit etwa 20 000 bis 30 000 Passagiere weniger als vor einem Jahr.
Der Rückgang in Frankfurt sei bei Geschäftsreisen stärker als bei Urlaubsreisen. Für das gesamte erste Quartal rechne sie mit einem Passagierrückgang um etwa sieben Prozent. Dies liege zum Teil auch an den extrem hohen Wachstumsraten im ersten Quartal 2008. Für das Gesamtjahr 2009 gehe sie von einem Rückgang aus, der niedriger als im bislang schlechtesten Jahr 1991 ausfalle. Damals habe der Golfkrieg die Passagierzahl um 4,7 Prozent nach unten gedrückt. 2008 hatten 53,5 Millionen Menschen die Frankfurter Drehscheibe genutzt.
Angesichts der anhaltenden Verluste des Flughafens Hahn im Hunsrück entschied Fraport, den 65-Prozent-Anteil zu einem symbolischen Preis von einem Euro an das Land Rheinland-Pfalz zu verkaufen. Der Flughafen Hahn hatte zuletzt versucht, mit der Einführung einer Terminalgebühr von zunächst drei Euro pro Passagier aus den roten Zahlen zu kommen. Daraufhin hatte der Billigflieger Ryanair als Hauptkunde allerdings mit seinem Wegzug gedroht, so dass die Zusatzgebühr wieder fallengelassen wurde. Fraport hatte dagegen stets erklärt, man werde dauerhafte Verluste nicht dulden.
Auch der zweitgrößte deutsche Flughafen in München erwartet ein «richtig schwieriges Jahr» 2009. Der Airport bekomme den zunehmenden Sparzwang der Unternehmen im Zuge der Wirtschaftskrise zu spüren. Viele Fluggesellschaften hätten die Zahl der Flüge reduziert oder Verbindungen ganz ausgesetzt, sagte Flughafen-Geschäftsführer Michael Kerkloh. Im Januar sei die Zahl der Passagiere um zehn Prozent zurückgegangen. «Wir gehen von einer starken Abschwungphase bis Mitte des Jahres aus», sagte er.
Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen stieg die Zahl der Passagiere an den 24 großen deutschen Flughäfen im vergangenen Jahr noch einmal leicht um 1,1 Prozent auf den Rekordwert von 191 Millionen. 2009 sei aber in allen Verkehrsbereichen mit Rückgängen zu rechnen. Wenn die Krise vorbei sei, würden die deutschen Flughäfen wieder mit Raten von vier bis fünf Prozent pro Jahr wachsen. Die Langfristprognose von 300 Millionen Passagieren im Jahr 2020 habe Bestand. Daher seien die Ausbauvorhaben weiterhin notwendig.