Lufthansa steigt bei Brussels Airlines ein
Die Deutsche Lufthansa baut ihr Geschäft in Europa weiter aus und steigt bei der belgischen Fluggesellschaft Brussels Airlines ein. In einem ersten Schritt werden 45 Prozent der Anteile für 65 Millionen Euro erworben.

Die Lufthansa will für 65 Millionen Euro zunächst 45 Prozent des Kapitals von Brussels Airlines übernehmen.
Das kündigte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am Montag in Brüssel an. Von 2011 bis 2014 hat Lufthansa dann die Möglichkeit, die gesamte Gesellschaft zu übernehmen. Der Preis für die restlichen 55 Prozent soll nach dem Wert des Unternehmens zum Zeitpunkt der vollständigen Übernahme errechnet werden, aber 250 Millionen Euro nicht überschreiten. Zu Spekulationen über einen Einstieg bei Austrian Airlines, SAS oder Alitalia sagte Mayrhuber lediglich: «Ich bin nicht überrascht, dass unser Name genannt wird.»
Die Lufthansa stehe in der Branche für ein stabiles Geschäft: «Wir sind verglichen mit anderen relativ solide», meinte Mayrhuber. Man wolle aber riskante Übernahmen vermeiden. Größe sei wichtig, aber nicht das entscheidende Kriterium. Mit Brussels Airlines werde Lufthansa bessere Verbindungen innerhalb Europas und zu wichtigen Zielen in Afrika anbieten, sagte der Airline-Chef. Brussels Airlines solle als «weitgehend eigenverantwortliches Unternehmen» operieren und auch künftig Sitz und Geschäftsleitung in Brüssel behalten.
Arbeitsplätze seien von dem Zusammenschluss nicht bedroht, sagte der Vorsitzende der Brussels-Airlines-Muttergesellschaft SN Holding, Etienne Davignon. «Die nötigen Jobs für Brussels Airlines in Belgien bleiben, die nötigen Jobs für Lufthansa in Deutschland bleiben.» Mit einem strikten Nein beantwortete Davignon die Frage, ob als Folge der Zusammenarbeit direkte Verbindungen von und nach Brüssel gestrichen würden. Die belgische Fluggesellschaft beförderte 2007 mit rund 3000 Beschäftigten rund 5,8 Millionen Passagiere. Die Lufthansa zählte knapp 63 Millionen Fluggäste und rund 100 000 Mitarbeiter.
Brussels Airlines soll Mayrhuber zufolge möglichst rasch Mitglied des Netzwerks Star Alliance rund um die Lufthansa werden. Für die engere Zusammenarbeit müssten technische Fragen gelöst und die Zustimmung der Kartellbehörden eingeholt werden. Wenn alles wie geplant laufe, könnten die Kunden bereits Anfang 2009 in den Genuss der Annäherung kommen, sagte Mayrhuber.
Davignon kündigte an, Brussels Airlines wolle die jüngst begonnene Zusammenarbeit mit der indischen Gesellschaft Jet Air fortsetzen. Ob Jet Air, die bisher keinem Luftfahrt-Netzwerk angehört, Mitglied der Star Alliance werden könnte, blieb zunächst offen. Er wolle keine Spekulationen anheizen, sagte Mayrhuber, fügt aber hinzu: «Indien ist ein großartiges Luftfahrt-Gebiet.»
Der Lufthansa-Chef räumte ein, dass die Aussichten für die Branche derzeit nicht sehr rosig erschienen. Die Lufthansa begegne dem, indem sie sich von einer alleinstehenden Fluggesellschaft zu einem Netzwerk europäischer Airlines weiterentwickelt habe. Mitte vergangenen Jahres hatte Lufthansa die Übernahme der Schweizer Swiss abgeschlossen. Der deutsche Konzern hält auch Anteile an der britischen BMI und gilt als Favorit für die Übernahme der österreichischen Austrian Airlines.