Lufthansa spricht über Dreier-Fusion
Der deutsche Luftverkehrsmarkt wird nach der geplatzten Übernahme des Ferienfliegers Condor durch Air Berlin neu aufgemischt. Branchenprimus Lufthansa und die Reisekonzerne TUI und Thomas Cook verhandeln über eine Dreier-Fusion ihrer Ableger Condor, Germanwings und TUIfly.

Brussels Airlines war nach der Pleite der Staatsfluglinie Sabena entstanden.
Das gab Thomas Cook am Donnerstag bekannt. Die Lufthansa beschleunigt zugleich ihre Auslandsexpansion und will die belgische Gesellschaft Brussels Airlines übernehmen. Die deutsche Nummer zwei, Air Berlin, treibt ihren Sparkurs wegen hoher Kerosinkosten voran und strebt für 2008 weiterhin einen operativen Gewinn an. Zum Halbjahr wurde der Verlust bereits verringert.
Thomas Cook als Condor-Mutter sprach von Verhandlungen «in einem frühen Stadium» mit TUI Travel und Lufthansa. Bisher seien keine Konditionen vereinbart worden. «Es ist daher nicht gesagt, dass die Verhandlungen zu einer Transaktion führen werden», hieß es in der Mitteilung. Die Suche nach Partnern für Condor hatte neu begonnen, nachdem die ursprünglich geplante Übernahme durch Air Berlin Mitte Juli abgesagt worden war. Der Ferienflieger Condor hat 34 Jets, der Lufthansa-Billigflug-Ableger Germanwings 27 Maschinen und die deutsche TUI-Fluggesellschaft TUIfly 48 Flugzeuge. Eine mögliche Fusion käme damit rechnerisch auf eine Flotte von 109 Jets im Vergleich zu 120, die Air Berlin derzeit im Einsatz hat.
Air-Berlin-Chef Joachim Hunold reagierte gelassen auf die Pläne der Konkurrenten. Es sei zu bezweifeln, dass das Bundeskartellamt eine solche Fusion genehmigen würde. Aber selbst dann «würde sich nicht allzu viel ändern.» Denn es handele sich um Wettbewerber, mit denen Air Berlin schon jetzt konkurriere, sagte Hunold in Berlin.
Im eigenen Geschäft sieht das Unternehmen erste Erfolge seines Sparprogramms, das insgesamt Ergebnisverbesserungen von mehr als 150 Millionen Euro bringen soll. Im zweiten Quartal 2008 gelang die Rückkehr in die Gewinnzone mit einem Plus von 8,3 Millionen Euro unter dem Strich. Zum Halbjahr verringerte sich der operative Verlust (EBIT) auf 53,9 Millionen Euro nach 66,3 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2007. Netto ergab sich ein Minus von 50,8 Millionen nach 60,4 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Die Zahl der Fluggäste stieg bis Juni um 6,5 Prozent auf 13,5 Millionen. Im Herbst und Winter will Air Berlin mehrere unrentable Verbindungen streichen.
Die Lufthansa teilte mit Blick auf Brussels Airlines mit, es gebe «konstruktive Verhandlungen», zunächst 45 Prozent für 65 Millionen Euro zu erwerben. Kaufoptionen sollen es ermöglichen, zwei Jahre später die komplette Gesellschaft zu übernehmen. Brussels Airlines solle eine eigenständige Airline im Lufthansa-Konzern bleiben.
Die belgische Fluggesellschaft bestätigte die Verhandlungen. Das Vorhaben werde Brussels Airlines dabei helfen, ihre strategischen Ziele zu erreichen, erklärte die Fluggesellschaft in Brüssel. Die Gesellschaft wolle ihren Fluggästen ein engeres Netz in Europa bieten und ihr Wachstum in Afrika fortsetzen.
Sie ist die Nachfolgegesellschaft der staatlichen Fluggesellschaft Sabena, die 2001 Konkurs anmelden musste. Zudem umfasst Brussels Airlines den früherem Billigflieger Virgin Express. 2007 kam Brussels Airlines auf 5,8 Millionen Passagiere und beschäftigte 3000 Menschen. Der Lufthansa-Einstieg soll formal über eine Kapitalerhöhung der Muttergesellschaft SN Airholding erfolgen. Durch die Übernahme von zunächst weniger als 50 Prozent wäre gesichert, dass Landerechte an außereuropäischen Flughäfen nicht verfallen. Der Einstieg steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Gremien und Kartellbehörden.
Erst Mitte vergangenen Jahres hatte Lufthansa die Übernahme der Schweizer Swiss abgeschlossen. Ende 2007 hatte sie zudem den Einstieg beim US-Billigflieger JetBlue verkündet. Anfang dieser Woche erklärte die Lufthansa offiziell ihr Interesse an der österreichischen Austrian Airlines.