Lufthansa lässt Alitalia abblitzen
Im Ringen um die Zukunft der italienischen Fluglinie Alitalia hat die Deutsche Lufthansa einen finanziellen Einstieg bei den Italienern abgelehnt. Damit scheint der Weg frei für einen Einstieg der französisch-niederländischen Air France/KLM.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll Berichten zufolge ein Angebot für Alitalia von Air France/KLM bevorzugen.
«Lufthansa hat kein Angebot abgegeben, sondern ein Konzept zur Zusammenarbeit im Luftfahrtbündnis Star Alliance vorgelegt», sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels am Donnerstag in Frankfurt. Die Alitalia-Investorengruppe CAI hatte allerdings zu verstehen gegeben, dass sie einen Käufer für einen Alitalia-Anteil sucht.
Nach Medienberichten hatte Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der zunächst als Befürworter eines Bündnisses mit den Deutschen galt, am Mittwochabend erklärt, Lufthansa habe keine feste Offerte vorgelegt. Daher befürworte er nun ein Angebot von Air France/KLM. Mit einer offiziellen Entscheidung wird in Kürze gerechnet.
Lufthansa hatte in den vergangenen Monaten öffentlich um eine Zusammenarbeit mit Alitalia geworben und massive Synergien in Aussicht gestellt. Gleichzeitig hatte sie aber angekündigt, auf dem wichtigen italienischen Markt auch eine eigene neue Fluggesellschaft unter der Marke «Lufthansa Italia» aufbauen zu wollen. Damit stünde sie gemeinsam mit ihrer Tochter Air Dolomiti in direkter Konkurrenz zu Alitalia.
Zuletzt war Lufthansa bei Brussels Airlines und bei der Austrian Airlines eingestiegen. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hatte betont, er wolle im Kampf gegen immer größere Wettbewerber aus den USA und der Golf-Region ein europäisches Airlinesystem aufbauen. Die Lufthansa, die bereits in der Schweiz und in Großbritannien stark engagiert ist, gilt auch in Skandinavien und Polen als möglicher Aufkäufer.
Unterdessen kam es am Donnerstag auf dem römischen Flughafen Fiumicino zu Arbeitsniederlegungen. Rund 400 Alitalia-Beschäftigte des Bodenpersonals organisierten einen Protest-Umzug, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Rund 70 nationale und internationale Flüge mussten gestrichen werden, außerdem sei es zu Chaos bei der Gepäckausgabe gekommen. Hauptvorwurf der Streikenden war, dass die versprochenen Neueinstellungen der CAI nicht zu den mit den Gewerkschaften vereinbarten Bedingungen vollzogen würden.
Die private Investorengruppe CAI hatte in ihrem Übernahmeplan der maroden Luftlinie Alitalia einen Abbau von mindestens 3500 Arbeitsplätzen angekündigt, die restlichen 12 500 sollten von der neuen Alitalia übernommen werden. Die neue Fluggesellschaft, die aus der Fusion der privaten italienischen Luftlinie Air One und den Resten der alten, pleitegegangenen Alitalia entsteht, soll am 13. Januar unter gleichem Namen offiziell starten. Widerstand gegen einen Einstieg von Air France/KLM gibt es auch in Mailand, weil die Franzosen bei einem Einstieg den römischen Flughafen Fiumicino bevorzugen wollen.