Die Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid war offenbar noch maroder als bisher bekannt. Im Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags sagte ein Sachverständiger am Montagabend, dass Teile der Brücke bereits jahrzehntelang unter Wasser standen und verrostet waren, wie der WDR berichtet. Die Prüfer von Straßen NRW hätten das gewusst, aber nichts dagegen unternommen. Die marode A45-Brücke wurde im Mai gesprengt und wird zurzeit neu gebaut.
Als Zeuge im Untersuchungsausschuss sagte ein Diplom-Bauingenieur aus, der die Brücke 2021 im Auftrag der Autobahn GmbH des Bundes näher untersucht hatte. Seine Ergebnisse führten dann zur plötzlichen Sperrung der Brücke. Er sagte aus, dass die generelle Belastbarkeit der Brücke "sehr fraglich" gewesen sei. Zahlreiche Schweißnähte seien gerissen gewesen und "schwerwiegende" Korrosionsschäden wurden entdeckt.
Laut dem WDR sei bereits 1975 erstmals ein Wasserschaden an der Brücke festgestellt worden. Von Beginn an habe es einen "unzureichenden" Korrosionsschutz gegeben. Obwohl die Rahmedetalbrücke regelmäßig überprüft wurde, kam die Sperrung erst viel später. Am Montag sagte ein Bauingenieur aus, der 2005, 2011 und 2017 die Hauptprüfung für den Landesbetrieb Straßen.NRW durchgeführt hatte. Auch er stellte die Wasser- und Korrosionsschäden fest, daraus folgte jedoch nichts.
Der Mann verwies laut WDR-Informationen darauf, dass er nur für die Prüfung zuständig gewesen sei und Empfehlungen für Instandsetzungen abgegeben habe. Ob darauf auch konkrete Arbeiten folgten, dazu könne er nichts sagen.
Wasserschäden an der Rahmedetalbrücke: Bericht fehlte
Bis gestern sei den Abgeordneten ein Bericht des Ingenieursbüros an die Autobahn GmbH unbekannt gewesen, in dem im Januar 2022 ausführlich alle Schäden aufgelistet wurden. Das zeigt: Auch ein halbes Jahr nach dem Start des Untersuchungsausschusses hatten die Abgeordneten noch immer nicht alle Unterlagen vorliegen.
Ende Januar 2024 stehe die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses an. Der Ausschuss beschäftigt sich auch damit, warum 2017 ein geplanter Brückenneubau verschoben wurde. Die SPD nimmt im Zuge dessen auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in den Fokus, der damals Verkehrsminister war.
bani
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