Long Covid: Diese acht Maßnahmen fordert der Corona-Expertenrat von der Politik
Coronavirus
Es braucht mehr Forschung und Aufklärung zu Long Covid. So lautet die Forderung des Corona-Expertenrats der Bundesregierung. Das Gremium warnt vor einer regelrechten Long-Covid-Welle.
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung empfiehlt, den Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung – auch als Long Covid oder Post-Covid-Syndrom bekannt – mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Long beziehungsweise Post Covid wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine langfristige Belastung der Gesellschaft sowie des Gesundheits- und Sozialversicherungssystems darstellen“, macht das Gremium in seiner neuesten Stellungnahme vom 15. Mai deutlich.
Bisher habe vor allem die akute Corona-Erkrankung, deren Krankheitslast und die Kapazitäten des Gesundheitssystems im Fokus der Öffentlichkeit gestanden. Langzeitfolgen seien dabei in den Hintergrund gerückt, urteilen die 19 Mitglieder des Expertenrats – darunter Charité-Virologe Christian Drosten, Ethikratvorsitzende Alena Buyx und RKI-Chef Lothar Wieler. Sie listen gleich acht dringend notwendige Maßnahmen in ihrer Stellungnahme auf:
- Flächendeckende, interdisziplinäre Versorgungseinrichtungen für Long-Covid-Betroffene einrichten. Es gibt bereits vereinzelte Long-Covid-Ambulanzen, in denen Patientinnen und Patienten mit Corona-Spätfolgen untersucht und behandelt werden. Dieses Versorgungsangebot sei angesichts der steigenden Infektionszahlen jedoch „bei Weitem nicht ausreichend“.
- Medizinische Anlaufstellen für Long Covid transparent ausweisen, zum Beispiel auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (RKI) oder der Ärztekammer
- Die Forschung zu Long Covid ausweiten und fördern.
- Zentren für klinische Studien aufbauen, in denen etwa zu neuen Medikamenten und Behandlungsverfahren für Long Covid geforscht wird.
- Aufklärungs- und Informationskampagnen, zum Beispiel in Form von Fortbildungen oder Weiterbildungsprogrammen, für Verantwortliche im Gesundheitswesen starten. „Ungenügende Aufklärung sowie mangelnde Schulung von Risikopersonen, Betroffenen und Versorgenden bergen ein hohes Risiko für schwere Erkrankungen, Fehlversorgung und Stigmatisierung“, schreibt der Corona-Expertenrat.
- Die Bevölkerung zu Long Covid aufklären. Es brauche eine „professionelle Gesundheitskommunikation“, heißt es in der Stellungnahme. Es müsse klar kommuniziert werden, was über die Corona-Spätfolgen bekannt ist und was nicht, oder wie man sich vor ihnen schützen kann. „Dies sollte durch eine für alle Bevölkerungsgruppen ansprechende und intensivierte Impfkampagne begleitet werden.“
- Eine detaillierte wissenschaftliche Analyse zur Einordnung von Long Covid erstellen.
- Patientinnen- und Patientenorganisationen miteinbeziehen
Schwere Diagnose, schwere Therapie
Die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung stellen für Medizinerinnen und Mediziner auch nach mehr als zwei Jahren Pandemie eine Herausforderung dar. Das Problem ist: Das Krankheitsbild ist sehr komplex. Es reicht von Kopfschmerzen für einige Wochen, über Gedächtnisprobleme bis hin zu monatelanger, starker geistiger und körperlicher Erschöpfung (Fatigue). Oftmals müssen Ärztinnen und Ärzte bei Untersuchungen feststellen, dass diesen Beschwerden keine organische Ursache zugrunde liegt. Spezielle Biomarker, die auf Long Covid hindeuten, sind bislang nicht definiert, was eine Diagnose ebenfalls schwierig macht.
RND
Der Artikel "Long Covid: Diese acht Maßnahmen fordert der Corona-Expertenrat von der Politik" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.