Lokführer-Gewerkschaftschef Weselsky „Wir werden sie knacken“

Lokführer-Gewerkschaftschef Weselsky: „Wir werden sie knacken“
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Im Tarifstreit der Lokführer mit der Deutschen Bahn hat sich der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kämpferisch gezeigt. Während der Warnstreik der GDL weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland stark behinderte, gab sich Weselsky zuversichtlich, die Gewerkschaftsforderungen gegenüber dem Bahnvorstand durchzusetzen. „Wir werden sie knacken“, sagte der GDL-Chef vor Demonstrierenden in Potsdam.

Weselsky trat bei einer Kundgebung am Rande der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder auf. Mit der Aktion wollte der Beamtenbund dbb, dessen Mitglied die GDL ist, Solidarität mit den Bahnbeschäftigten demonstrieren. Er wirft der Politik vor, „einen riesengroßen Fehler“ bei der Privatisierung von Post, Telekom, aber auch der Bahn gemacht zu haben. „Heute sind wir systemrelevant und sollen nicht streiken“, sagte der Gewerkschafter. „Und genau den Gefallen können wir nicht tun.“ Von dem bis zum späten Abend terminierten Bahnstreik dürften Tausende Züge betroffen sein.

Weselsky über die Bahn: „Pfui Teufel!“

Weselsky sagte, die Gewerkschafter hätten gewollt, dass alle Lokomotivführer, Zugbegleiter und Fahrdienstleiter, die früher einmal Beamte gewesen seien, wieder in diesen Status hinein kämen. „Dann würde die Eisenbahn unbeeinflusst von Streiks fahren. Aber das hatten ja die Privatisierungsbefürworter nicht im Sinn“, so der Gewerkschafter. „Sie wollten ja Gewinne erzeugen. Sie wollten den Steuerzahler entlasten. Sie wollten mit der Deutschen Bahn AG an die Börse gehen.“ Diese „bemerkenswert intelligenten Gedanken“ seien aber nicht aufgegangen. Der Bahn-Konzern sei verschuldet, das Eisenbahnsystem marode. Und es gebe Manager „in dieser Aktiengesellschaft, die sich mit Millionen-Gehältern bedienen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbieten, den Gürtel enger zu schnallen“, sagte Weselsky. „Ich sage an der Stelle: Pfui Teufel!“

Arbeitszeitreduzierung nicht „von heute auf morgen“

Die GDL sei entschlossen, erstmals tatsächlich die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter in den Vordergrund zu stellen. Ein Knackpunkt der Verhandlungen ist die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber lehnen das bisher ab. Weselsky räumte ein: „Das wird nie von heute auf morgen drei Stunden abgesenkt.“ Aber die GDL werde dem Bahnkonzern zu verstehen geben, „wie die Reise hier zu gehen hat“. Der GDL-Chef hatte bereits neue Arbeitskämpfe bei der Bahn für Januar in Aussicht gestellt.

Arbeitskampf bis 22.00 Uhr

Es ist in der laufenden Tarifrunde bei der Deutschen Bahn der zweite Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL. Im Personenverkehr hatte er am Abend um 22.00 Uhr begonnen, im Güterverkehr einige Stunden früher. Bis um 22.00 Uhr soll der Arbeitskampf andauern. Betroffen ist nicht nur die Deutsche Bahn. Auch der Wettbewerber Transdev wird bestreikt. Betroffen ist dort etwa die Nordwestbahn sowie die Rhein-Ruhr-Bahn des Konzerns in Nordrhein-Westfalen. Auch in Hannover und Mitteldeutschland waren Transdev-Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen.

Bei beiden Unternehmen hat die GDL die Tarifverhandlungen inzwischen für gescheitert erklärt. Knackpunkt ist in beiden Fällen vor allem die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber lehnen das bisher ab.

Umfrage: Wenig Verständnis für Warnstreik

Ein Großteil der Menschen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge kein Verständnis für den Warnstreik. 59 Prozent von insgesamt rund 3700 Befragten antworteten entsprechend in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov. 30 Prozent hingegen äußerten Verständnis für den Arbeitskampf.

Jüngere Menschen zeigten sich demnach nachsichtiger als ältere. Der Anteil der Verständnisvollen lag bei den 25- bis 34-Jährigen in der Umfrage bei rund 38 Prozent. Bei Befragten ab 55 Jahren war es lediglich jeder Vierte.

Nach dem Warnstreik können Fahrgäste zunächst durchatmen. Bis einschließlich 7. Januar hat GDL-Chef Weselsky weitere Arbeitskämpfe ausgeschlossen. Danach ist dann wieder alles möglich.

dpa

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