Nach Warnstreik: Bahnverkehr läuft wieder
Update 9.12. 15:20 Uhr: Nach dem Ende des Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sich der Bahnverkehr in Deutschland am Samstag normalisiert. "Die Züge fahren wieder nach Fahrplan", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin. Nun blickt der Verkehrskonzern auf den Fahrplanwechsel an diesem Sonntag. Mit neuen Fern- und Regionalverbindungen sowie zusätzlichen Zügen auf der Schiene soll sich das Angebot für die Fahrgäste verbessern. Allerdings steigen auch die Preise im Fernverkehr für einen Teil der Tickets.
Der Warnstreik bei der Deutschen Bahn und anderen Zugbetreibern hatte für 24 Stunden weite Teile des Personenverkehrs in Deutschland zum Erliegen gebracht und auch den Güterverkehr stark getroffen. Lediglich jeder fünfte ICE und IC war unterwegs. Am Freitagabend um 22.00 Uhr endete der Ausstand der Lokführer.
Für das restliche Wochenende müssen sich Fahrgäste auf volle Züge einstellen. Die Bahn empfahlt, sich weiterhin über die eigenen Verbindungen vor Fahrtantritt zu informieren.
Im Güterverkehr wirkt der Arbeitskampf nach. «Wegen des Warnstreiks der GDL konnten mehr als 1200 Güterzüge am Freitag nicht fahren», sagte der Bahnsprecher. Es sei aber gelungen, durch vorzeitiges Abstellen von Güterzügen nun, nach dem Streik, "rasch wieder anzufahren". Nun arbeite die Güterverkehrstochter DB Cargo "mit Volllast", damit Lieferengpässe vor der Weihnachtszeit verhindert würden.
Keine Warnstreiks bis zum 7. Januar
Bestreikt wurde auch das Eisenbahnunternehmen Transdev. Hier befindet sich die GDL ebenfalls in der Tarifauseinandersetzung. Beide Verhandlungen hat Gewerkschaftschef Claus Weselsky bereits für gescheitert erklärt. Wann die Gespräche wiederaufgenommen werden, ist offen.
Bis zum 7. Januar hat Weselsky weitere Warnstreiks ausgeschlossen. Danach sollten die Arbeitskämpfe aber länger und intensiver werden, sagte er zuletzt. Derzeit lässt die GDL per Urabstimmung ihre Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen. Das Ergebnis wird am 19. Dezember erwartet.
Für Fahrgäste bleibt die Situation auf der Schiene wegen vieler Baustellen auch ohne Warnstreiks angespannt. Der neue Fahrplan soll vor allem auf den Strecken zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen sowie zwischen Berlin und München mehr Angebot durch zusätzliche Verbindungen im Fernverkehr bringen. Die störanfällige Zugteilung im nordrhein-westfälischen Hamm fällt dann nur noch halb so oft an wie bisher. Berlin erhält außerdem eine zweite umsteigefreie ICE-Verbindung nach Wien.
Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Brüssel und Paris
Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen und weiteren Eisenbahnunternehmen bietet die Bahn darüber hinaus drei Mal pro Woche eine Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Brüssel und Paris an. Der erste der sogenannten Nightjets startet am Montagabend in der Hauptstadt.
Tickets für den neuen Fahrplan sind bereits seit Oktober erhältlich. Bis einschließlich diesen Samstag können die Fahrkarten noch zum alten Preis gekauft werden. Ab Sonntag gelten höhere Fahrpreise. Die sogenannten Flextickets kosten dann im Schnitt 4,9 Prozent mehr. Die Fahrkarten heißen so, weil sie Fahrgästen eine gewisse Flexibilität ermöglichen sollen, insbesondere bei der Zugauswahl.
Der Preis für die Bahncard 25 erhöht sich zum Fahrplanwechsel um drei Euro, sie kostet dann jährlich 62,90 Euro. Inhaber erhalten mit ihr 25 Prozent Rabatt auf jede gebuchte Bahnfahrt. Der Preis für die Bahncard 50, mit der Einzeltickets halb so viel kosten, bleibt hingegen gleich.
Bahnverkehr am Samstag: Nahezu normales Angebot
Update, 8.12., 22.15 Uhr: Die Deutsche Bahn will am Tag nach dem Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL wieder nahezu das normale Angebot im Personenverkehr auf die Schiene bringen.
DB-Sprecher Achim Stauß warnte am Abend aber, dass die Züge absehbar sehr voll würden, weil viele Fahrgäste ihre Reisen verschoben hätten. „Die Züge werden vor allem in den Vormittagsstunden sehr stark belegt sein“, sagte Stauß.
Er riet den Fahrgästen, nach Möglichkeit noch Sitzplätze zu reservieren oder die Reisepläne noch weiter aufzuschieben - die Tickets für Verbindungen während des Warnstreiks seien auch später noch gültig. „Einzelne wenige ausfallende Züge als Folgewirkung aus dem Streik der GDL sind insbesondere im morgendlichen Betriebsanlauf möglich“, teilte der Konzern online mit.
Der Arbeitskampf wurde nach DB-Angaben wie von der Gewerkschaft angekündigt am Abend um 22 Uhr beendet. „Auch nach 22 Uhr wird der Fern- und Regionalverkehr nach dem Notfahrplan verkehren“, hieß es aber mit Blick auf Abend und die Nacht auf Samstag.
In den Stunden zuvor hatte die GDL den Personen- und den Güterverkehr zu großen Teilen lahmgelegt. Im Güterverkehr wurde ab Donnerstagabend um 18.00 Uhr gestreikt, im Personenverkehr begann der Ausstand vier Stunden später.
Im Fernverkehr konnte die Bahn gemäß eines Notfahrplans rund 20 Prozent des eigentlich vorgesehenen Programms auf die Schiene bringen. Im Regionalverkehr war die Lage sehr unterschiedlich: In manchen Regionen fuhr kaum ein Zug, in anderen einzelne Linien. Auch Ersatzbusse kamen während des 24-Stunden-Warnstreiks zum Einsatz.
So haben wir bisher berichtet (Stand 8.12., 17.23 Uhr): Warnstreikaufrufe der Lokführergewerkschaft GDL haben zu zahlreichen Zugausfällen in Nordrhein-Westfalen geführt. Es sei nur ein stark reduziertes Angebot im Regionalverkehr der DB Regio möglich. Die meisten Züge fallen komplett aus, einige Linien fahren weniger Bahnhöfe an, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn NRW am Freitagmorgen der dpa. In einigen Fällen sei ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn fuhr nur etwa jeder fünfte Zug.
Bahnstreik der GDL: Notfahrplan
Die Deutsche Bahn hatte Notfahrpläne für den 24-Stunden-Warnstreik der GDL aufgestellt. Regulär fahren sollten demnach nur der RE 42 zwischen Münster und Mönchengladbach sowie der RE 17 zwischen Hagen und Kassel. „Der Notfahrplan läuft stabil“, stellte eine Bahnsprecherin am Nachmittag fest. Die Lage an den Bahnhöfen bezeichnete sie als „sehr ruhig“. Der Info-Bedarf war dennoch hoch: Ein dpa-Reporter beobachtete am Mittag am Kölner Hauptbahnhof eine lange Warteschlange vor dem Auskunftsschalter in der Bahnhofsvorhalle.
Die Auskunftssysteme bahn.de/reiseauskunft, zuginfo.nrw und die App DB Navigator würden ständig aktualisiert. Auch andere Bahnunternehmen in NRW riefen die Kunden auf, sich über die Auskunftssysteme vorab über die aktuelle Lage zu informieren. Es wurde eine kostenfreie Hotline unter der Rufnummer 08000-996633 eingerichtet.
Der bundesweite Warnstreik der GDL bei der Deutsche Bahn hatte am Donnerstag um 22.00 Uhr begonnen. Nach Auskunft der Bahnsprecherin für NRW kam es aber auch schon davor vereinzelt zu Einschränkungen, weil Züge an geeigneten Orten die Fahrt beendeten. Der Warnstreik bei der Deutschen Bahn soll bis Freitag um 22.00 Uhr dauern. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass dieser auch noch Auswirkungen bis ins Wochenende hinein haben wird - bis alle Züge wieder nach Takt fahren.
Die GDL hat für denselben Zeitraum vom späten Donnerstagabend bis zum späten Freitagabend in Nordrhein-Westfalen auch Beschäftigte der Unternehmen NordWestBahn GmbH und der Transdev Rhein-Ruhr GmbH zu Warnstreiks aufgerufen. Die NordWestBahn, die in NRW mit vier Linien in Ostwestfalen-Lippe aktiv ist, geht von starken Einschränkungen aus. Die RheinRuhrBahn, die fünf Linien mit Schwerpunkt Ruhrgebiet betreibt, hat auf vier Linien einen Busnotverkehr eingerichtet.
National Express nicht direkt von Streiks betroffen
Das Bahnunternehmen National Express, das nicht direkt von den Aufrufen zum GDL-Warnstreik betroffen ist, rechnet mit sehr vollen RRX-Zügen und bittet Reisende ebenfalls, sich vorab zu informieren. Die National-Express-Linien RE 1 (RRX), RE 5 (RRX), RE 6 (RRX), RE 11 (RRX), RE 4 sowie RB 48 und RE 7 sollten planmäßig verkehren.
Die Pünktlichkeit auf allen Linien sei sehr hoch, sagte am Nachmittag eine Sprecherin. Von Ausfällen war ihr nichts bekannt. Auf der Linie RE7 Krefeld-Rheine hätten die Züge allerdings zeitweise einen Umweg fahren müssen, weil ein Stellwerk nicht besetzt gewesen sei.
Von einem zeitweise fehlenden Fahrdienstleiter in einem Stellwerk in Düsseldorf am Morgen berichtete auch ein Sprecher des Bahnunternehmens Eurobahn. Dies habe zu Verzögerungen geführt. Es habe aber keine Ausfälle gegeben. „Wir gehen davon aus, dass der Betrieb reibungslos bis zum Tagesende läuft“, sagte er am Nachmittag. Die Auslastung sei ganz normal. „Übervolle Züge haben wir nicht festgestellt. Es ist ein gut gefüllter Freitag.“
Verhältnismäßig wenig Stau auf den Autobahnen
Auf den Autobahnen verzeichnete der ADAC im morgendlichen Berufsverkehr mit 50 bis 70 Kilometern verhältnismäßig wenig Stau. Viele Berufspendler hätten sich auf den Bahnstreik und die vom Wetterdienst angekündigte Glättegefahr eingestellt, sagte ein Sprecher. Am Freitagnachmittag war mehr los: Gegen 16.00 Uhr zählte der WDR insgesamt rund 240 Kilometer Stau.
mit dpa
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