Es war die Schockdiagnose für die ganze Familie. Als die heute neunjährige Liah-Mara Boes vor drei Jahren an der Autoimmunkrankheit HLH erkrankte, brach eine Welt zusammen. Die aggressive Kinderblutkrankheit kann nur durch eine passenden Stammzellen-Spende gestoppt und der Heilungsvorgang in Schwung gebracht werden. Die Spenderin wurde gefunden, Liah-Mara geht’s wesentlich besser. Jetzt haben sich beide erstmals getroffen.
Es entstand gleich der Eindruck, als ob sich beide schon seit Jahren kennen, aber sich nach langer Zeit erst wiedergesehen haben. Liah-Mara Boes lief am Ufer des Neckars in Heilbronn freudestrahlend in die Arme der 26-jährigen Edona Ger. Es war das erste Treffen der beiden, aber gleich der Zusammenschluss fürs Leben. Die Angestellte bei Porsche Stuttgart war es nämlich, die sich 2014 bei einem DKMS-Infostand (Deutsche Knochenmarkspende) für eine Typisierung entschied. Eine Entscheidung fürs Leben.

Ihre Stammzellenspende vor zwei Jahren war es schließlich, die genau dem Profi von Liah-Mara entsprach und damit das Leben der Neunjährigen rettete. „Ich habe mich mega gefreut, als ich auserwählt wurde. Es war klar, dass ich spenden werde“, erzählt die 26-Jährige beim Treffen mit Liah-Mara und deren Eltern Rainer und Michaela Boes in einem Café in Heilbronn. Dabei schaut sie tief in die Augen des Mädchens: „Jetzt sind wir für immer verbunden.“
Als Anerkennung für ihr ohnehin unbezahlbares Engagement bei der Spende erhielt die jung verheiratete Edona Ger ein gemaltes Bild der Braut. „Wir hatten ja Telefonkontakt und da haben wir das Bild in ihrem WhatsApp-Status gesehen. Eine uns bekannte Galeristin hat dann einen Maler gefragt, ob er das nicht malen könnte. Eine schöne Erinnerung - an die Hochzeit und an Liah-Mara“, freut sich Vater Rainer. Der Heizungsbauer wohnt mit seiner Familie mittlerweile in Emden. Darüber hinaus tauschten Liah-Mara und Edona noch Freundschaftsbändchen aus.

Die DKMS sieht vor, dass sich Spenderin und Empfängerin erst zwei Jahre nach der Stammzellen-Übertragung persönlich treffen dürfen. Der Jahrestag war der 5. Oktober 2023. Bis dahin bestand ein sogenannter anonymer Briefkontakt zwischen beiden Seiten - bis zum ersten Treffen.
Ein Thema war dabei der Krankheitsverlauf: Liah-Mara hatte schwer zu leiden, musste sich als Sechsjährige mehrerer Operationen unterziehen. Einer Kopf-OP folgten Nachblutungen, der Schädeldruck stieg an und letztendlich musste die Schädeldecke entfernt werden. Liah-Mara war an den Rollstuhl gefesselt. Rainer Boes: „Das ist auch für uns Eltern die schlimmste Zeit unseres Lebens gewesen. Mit anzusehen, wie sie gelitten hat. Zu sehen, wie das eigene Kind über Wochen und Monate mal schlecht, dann wieder gut, aber immer leiden sieht. Das zermürbt einen.“
2100 Spender mobilisiert
Jetzt richtet sich der Blick aber nur noch nach vorne. Liah-Mara ist körperlich mittlerweile wieder gut drauf, turnt, klettert und spielt sogar Fußball wie einst ihr Vater beim FC Overberge. Aber: Psychisch habe die schwere Zeit Folgen hinterlassen. „Es heißt, dass die Regeneration nach der Spende fünf bis sieben Jahre in Anspruch nimmt“, sagt Rainer Boes. Eine Delfintherapie soll den Genesungsvorgang unterstützen, dafür sammelt die Familie jetzt. Über die Facebookseite „Kämpferin Liah-Mara will leben“ und der Homepage https://diaconie-dfa.de werden Unterstützer gesucht. Abschließend möchte Rainer Boes nochmals allen Helfern, Spendern und Unterstützern danken.
„Wir haben 2100 Spender mobilisieren können und das in der Coronazeit. Ein starker Wert, danke dafür.“ Vor über zwei Jahren hatten er und sein Bruder Ralph Baumgardt (36) aus Overberge - Rainer spielte jahrelang für den FC Overberge - auch in Bergkamen in der großen Sport-Community mithilfe der DKMS zur Stammzellen-Spende aufgerufen. Mit Erfolg. Laut Statistik liegt die Chance, einen geeigneten Spender zu finden, bei 1 Prozent. Für Liah-Mara war es der Volltreffer.
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