
© Carlo Czichowski
Leben im Auto: Obdachloses Paar mit Hund muss noch weiter durchhalten
Fall aus Holzwickede
Bereits seit Ende April lebt ein Paar aus Holzwickede im Auto. Mit einem Golden Retriever. Alle Zwischenlösungen hatten sich zerschlagen. Doch jetzt müssen alle nur noch etwas durchhalten.
Zum ersten 1. Juli kann ein Paar, das in Holzwickede seine Wohnung verlassen musste, in eine neue Bleibe ziehen. Zwischenlösungen haben sich zerschlagen, beide haben sich mit ihrem Auto als Unterkunft abgefunden.
Bereits 2019 meldete der Vermieter ihrer früheren Wohnung Eigenbedarf an, das betroffene Paar musste letztlich am 22. April dieses Jahres per Zwangsräumung ihre bisherige Bleibe verlassen. Seitdem wohnen die Reinigungskraft und der Fernkraftfahrer, die ungenannt bleiben möchten, mit ihrem einjährigen Golden Retriever im Auto.
Standen sie zunächst mit ihrem Wagen am Kortenfriedhof in Dortmund-Aplerbeck, steht das Paar nun in Schwelm: Hier ist der Mann bei einer Spedition beschäftigt, darf der Wagen mit Erlaubnis vom Arbeitgeber geschützt in einer Halle stehen. De facto leben aktuell vorwiegend Frau und Hund im Auto, der Ehemann ist unter der Woche im Lkw auf Tour.
Nachdem diese Redaktion am 26. April erstmalig über den Fall berichtete, sorgte das Schicksal der beiden auch in sozialen Netzwerken für Diskussionen. Unabhängig davon, warum die Auseinandersetzung mit dem Vermieter bis zur Zwangsräumung führte, zeigten sich viele Menschen solidarisch, wollten helfen.
Zwischenlösungen haben sich zerschlagen
Dennoch wohnt das Paar samt Hund rund drei Wochen vor dem ersehnten Umzug noch immer auf vier Rädern statt in vier Wänden. Auf Nachfrage dieser Redaktion, warum es trotz Angeboten nicht mit einer Zwischenlösung klappte, erläutert die Reinigungskraft, die derzeit ob der aktuellen Lage nicht arbeiten kann: „Es scheiterte immer an Details oder daran, dass erst Versprechungen gemacht wurden und dann doch ein Rückzug folgte.“
So sei eine Unterkunft nicht ebenerdig gewesen, das sei aber nötig, weil der eigene Hund keine Treppen steigen könne. Der einjährige Golden Retriever sei davon abgesehen unkompliziert, ruhig und würde sich auch mit anderen Hunden und Kindern vertragen. „Er ist ja noch jung. Im Moment aber auch einfach durcheinander wegen der Umstände“, sagt Frauchen.
Auch eine bekannte Persönlichkeit habe zunächst Hilfe angeboten, war zu Besuch und habe dann nichts mehr von sich hören lassen. „Wir sind dankbar für die Hilfsbereitschaft, aber konkret wurde einfach nichts“, sagt die Frau. Ebenerdig, eine Dusche und eine Kochmöglichkeit würden sie sich wünschen.
„Es geht an die Nerven, wenn einem immer wieder Hoffnung gemacht wird, die sich dann zerschlägt“, sagt die Holzwickederin, für die die aktuelle Situation körperlich und seelisch belastend ist und daher eigentlich auch keine Perspektive mehr bis zum geplanten Umzug am 1. Juli sieht. „Wir werden das jetzt wohl so durchziehen. Ich habe keine Hoffnung mehr, dass sich noch etwas anderes ergibt.“
Jahrgang 1985, aufgewachsen auf dem Land in Thüringen. Fürs Studium 2007 nach Dortmund gekommen. Schreibt über alles, was in Holzwickede passiert. 17.000 Einwohner mit Dorfcharakter – wie in der alten Heimat. Nicht ganz: Dort würden 17.000 Einwohner locker zur Kreisstadt reichen. Willkommen im Ruhrgebiet.
