Nach knapp 30 Sekunden des dritten Laufes war der Weltmeister-Traum von Pilotin Laura Nolte und Anschieberin Neele Schuten bei der Bob-WM in St. Moritz ausgeträumt.
Im berühmt berüchtigten „Horse-Shoe“ kam die Sportlerin aus Unna nach einem Fahrfehler zu Sturz und schlitterte anschließend mit hoher Geschwindigkeit und völlig ohne Kontrolle kopfüber die Natureisbahn hinunter. Ein paar Tage nach der dramatischen Fahrt hat Nolte den Schock verarbeitet und wagt eine Analyse.
„Ich habe im Zweierbob-Rennen einfach überhaupt kein Konzept für diese Kurve gefunden“, weiß die Olympiasiegerin genau, woran es gelegen hat. Schon im Abschlusstraining am Donnerstag war sie zu Sturz gekommen und hatte sich dabei einige schwere Prellungen zugezogen.
„Meine Anschieberin Neele Schuten hat es sogar noch schlimmer erwischt, die hat sich heftige Verbrennungen an der Schulter zugezogen“, verdeutlicht die Pilotin. Zwischenzeitlich stand sogar in den Sternen, ob die beiden überhaupt würden starten können.
Sicherheitslauf in Durchgang eins
Das immerhin klappte noch, doch schon im ersten der insgesamt vier Durchgänge war klar, dass der Trainingssturz Wirkung hinterlassen hat. „Ich habe hier eine absolute Sicherheitslinie gewählt und dadurch nach dem Horse-Shoe eine Bande gefressen“, so die Pilotin. In Lauf zwei ist das Duo dann sogar ganz ohne Bande durchgekommen. „Aber schon da habe ich zum Bundestrainer gesagt, dass ich nicht weiß, wie ich das überhaupt gemacht habe“, war die 24-Jährige selbst ein wenig überrascht.
Für den dritten von vier Läufen war dann wieder Kampflinie angesagt. „Wir waren Dritter mit einem kleinen Rückstand“, macht Nolte klar. „Da mussten wir riskieren, um den Sieg noch zu holen. Eine Bande kostet dich zwei Zehntelsekunden.“ Ausgezahlt hat es sich letztlich nicht, denn am „Horse-Shoe“ kippte der Bob erneut auf die Seite und begrub die machtlosen Insassen unter sich.
„Es tut mir so leid für Neele“, dachte die Lenkerin des Schlittens auch hier in erster Linie nicht an sich, sondern zuerst an ihre Anschieberin, die in ihrer jungen Karriere noch keine Medaille bei Weltmeisterschaften gewonnen hat.
Männer-Weltmeister sieht im Monobob ganz alt aus
Aber Laura Nolte wäre nicht Laura Nolte, wenn sie nicht auch diesen Schock in ihrer üblichen Art und Weise schnell wieder weggesteckt hätte. Schon einen Tag nach dem Sturz saß sie am Sonntag erneut im Monobob. Bei einem Einladungsrennen ging die junge Deutsche also mit dem Sportgerät an den Start, mit dem sie eine Woche zuvor ihren ersten WM-Titel eingefahren hatte. Und diesmal konnte sie keiner stoppen.
In einem hochkarätigen Teilnehmerfeld setzte sich Nolte gegen alle anderen Starter durch. Darunter war in Viererbob-Weltmeister Francesco Friedrich unter anderem auch der weltbeste Bob-Sportler aller Zeiten. „Den zu schlagen kann auch nicht jeder von sich behaupten“, hatte die Frohnatur aus Unna-Mühlhausen ihre lockere Art hier bereits wiedergefunden. „Gleichzeitig habe ich auch den Schock der Stürze hinter mir gelassen.“
Zwei Weltcups stehen noch an

Nach der „WM der gemischten Gefühle“ geht es für Nolte und Co. nun zurück in den Weltcup. Zunächst steht am kommenden Wochenende die vorletzte Station in Innsbruck-Igls an. „Hier werde ich mich wieder voll fokussieren und versuchen alles zu geben“, ist sie hoffnungsfroh. „Im Zweier am Sonntag gehe ich erneut mit Neele an den Start.“
Zuvor steht am Samstag aber erstmal das Rennen im Monobob auf dem Programm. Als amtierende Welt- und Europameisterin zählt Laura Nolte hier natürlich zu den großen Favoritinnen. Die Stolperfalle Horse-Shoe gibt es im Olympia-Eiskanal von 1976 ebenfalls nicht zu fürchten. Die Vorzeichen sind also bereits wieder rosarot.
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