Fahrlehrer Christoph Polarczyk vor seiner Fahrschule in Waltrop.

Der Waltroper Fahrlehrer und Chef des Ruhrgebiets-Bezirks des Fahrlehrerverbandes, Christoph Polarczyk, sieht beim Thema Terminvergabe für Führerscheinprüfungen auch eine Verantwortung bei den Fahrschulen. © Stefan Korte

Langes Warten auf Fahrprüfungen: Fahrlehrer-Sprecher gibt nicht allein dem TÜV Schuld

rnFahrschulen in der Pflicht

Langes Warten auf die Fahrprüfung: Die Ursache des Problems liegt vor allem beim TÜV. Doch der Leiter des Fahrlehrerverbandes im Ruhrgebiet, Christoph Polarczyk, sagt: Wir können auch etwas tun.

Waltrop

, 11.10.2022, 16:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Fahrlehrer aus Haltern sagt, es sei ein sich verschärfendes Problem: Es gebe zu wenig Prüftermine für Fahrschüler. Die Wartezeiten für die Prüfungen würden länger, und das könne auch teurer werden, weil bis zum Prüfungstermin mehr Fahrstunden fällig werden. Das hat die Halterner Zeitung berichtet.

Zuständig für die Prüfungen im Ruhrgebiet ist der TÜV Nord. Dort müssen die Fahrschulen Termine anfragen, können die dann nach Bestätigung einem konkreten Prüfling zuweisen. Der Prüfling selbst kann sich nicht mit der Bitte um einen Termin an den TÜV wenden. Ist die Termin-Situation aber wirklich so dramatisch?

TÜV informierte schon vor einem Jahr

Christoph Polarczyk, Kollege des Halterner Fahrlehrers, aus Waltrop und Leiter des Ruhrgebiets-Bezirks des Fahrlehrerverbandes Westfalen, sieht die Sache mit dem Termin-Engpass differenziert: Ja, die Fakten, die der Kollege aufliste, seien alle zutreffend: Der TÜV hatte schon vor einem Jahr die Fahrschulen schriftlich über die Lage informiert – so kann der Fahrlehrer Kunden, die sich beschweren, dass alles so lange dauert, belegen: Es liegt nicht an der Fahrschule. Es geht vielmehr um Personalausfälle und krankheitsbedingte Terminabsagen beim TÜV, Kapazitäts-Einschränkungen und ausgefallene Erste-Hilfe-Kurse wegen Corona.

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Freie Prüf-Termine wollte niemand haben

Alles richtig, sagt Polarczyk, zu dessen Bezirk rund 350 Fahrschulen unter anderem im Kreis Recklinghausen und in Dortmund zählen. Doch Fakt sei auch: Gerade erst habe er kurzfristig freie Prüfungs-Kapazitäten gehabt, weil einer seiner Fahrlehrer mit Corona ausgefallen war. Die hat er dann in einer WhatsApp-Gruppe mit Kollegen angeboten, sodass das „wertvolle Gut Prüfungstermin“ nicht verfallen sollte. Doch es fand sich niemand, der die Termine wollte.

Dieser „Tesla Y“, der hier in einem Showroom präsentiert wird, ist die neuste Errungenschaft von Fahrlehrer Christoph Polarczyk.

Die Waltroper Fahrschule von Christoph Polarczyk setzt auf modernste E-Fahrzeuge: Ein „Tesla Y“, wie er hier in einem Showroom präsentiert wird, ist seine neuste Errungenschaft. © picture alliance/dpa

Herbstferien, Fahrlehrer im Urlaub, Prüflinge im Urlaub. Die Termine verfielen dann doch. Nach dem Ende der Ferien, ahnt der Fahrlehrer, werde das Gerangel um freie Termine dann wieder einsetzen. Wobei er seine Fahrlehrer-Kollegen auch in die Pflicht nimmt: „Ich weiß doch aus Erfahrung, wie viele Prüf-Termine ich ungefähr brauche.“ Dann gelte es, die rechtzeitig zu bestellen. „Just in time“, also erst, wenn die Prüfung unmittelbar ansteht – das gehe eben nicht mehr. Doch richtig sei: Eine Gewähr, dass man die Termine wie gewünscht bekomme, gebe es zurzeit nicht.

Samstags-Angebot ist „keine Revolution“

Wie aber kann man dem Engpass beim TÜV begegnen? Die „Neue Ruhr Zeitung“ hat sowohl beim TÜV Nord als auch beim TÜV Rheinland in Erfahrung gebracht, dass man auch samstags Prüfungen anbieten wolle, um den Terminstau abzuarbeiten. Polarczyk winkt ab: „Das ist keine Revolution, Samstags-Termine haben wir früher auch schon gemacht.“

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Natürlich gehört zur Umsetzung nicht nur der TÜV, sondern auch die Bereitschaft der Fahrschule selbst. Wenn das jetzt wieder verstärkt angeboten würde – der Waltroper Fahrlehrer würde sich flexibel zeigen, kann aber da natürlich nicht für alle seine Kollegen zwischen Bottrop und Dortmund sprechen: „Mancher sagt vielleicht auch: Ich will auch mal frei haben.“

Ein Zettel für die Behörde - wie wäre es mit QR-Codes?

Nicht nur bei der Frage der Prüfungstermine, sondern auch bei der gesamten Umsetzung des Prüfungs-Prozederes sieht Polarczyk Nachbesserungsbedarf. Vieles ist ihm zu umständlich und zu träge. Wenn etwa ein Prüfling besteht, aber der Führerschein noch nicht da ist, bekommt er einen Zettel, der belegt, dass er erfolgreich war. „Aber das ist noch keine Fahrerlaubnis“, erklärt der Fahrlehrer. Der Prüfling muss erst mit Bus, Bahn oder Mami oder Papi zur Straßenverkehrsbehörde fahren, um gegen Gebühr eine vorläufige Fahrerlaubnis erteilt zu bekommen. Für den Kreis Recklinghausen ist die Behörde in Marl.

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„Warum kann man diese Erlaubnis denn nicht sofort nach bestandener Prüfung per QR-Code aufs Handy aufspielen?“, fragt der Fahrlehrer, der stets den technischen Fortschritt und aktuelle Entwicklungen in seiner Branche im Blick hat.

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