Wahlbeteiligung in NRW so gering wie nie – Demokratieforscher: So steigern wir sie
Landtagswahl
55,5 Prozent der Wahlberechtigten in NRW haben gewählt - nur. Um die Wahlbeteiligung zu steigern, hat ein Demokratieforscher mehrere Ideen.
Angesichts einer historisch niedrigen Beteiligung an der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen fordert ein Experte, die Art und Weise des Wählens besser an die heutigen Lebensgewohnheiten der Menschen anzupassen. „Entweder digitalisiert oder indem man beispielsweise die Briefwahlunterlagen automatisch mit den Wahlbenachrichtigungen an alle Wahlberechtigten verschickt, also man sie nicht extra beantragen muss“, sagte Robert Vehrkamp, Demokratieforscher der Bertelsmann-Stiftung, am Dienstag im WDR. „Oder dass man auch in den Tagen vor einer Wahl ermöglicht, in bestimmten Wahllokalen seine Stimme abzugeben.“
Ein weiterer Vorschlag sei, das Wahlalter abzusenken und die Erstwahl damit in die Schulzeit zu verlegen, „weil das die Möglichkeit geben würde, auch Jugendliche aus wählerferneren Milieus an die Wahl heranzuführen, ihnen zu erklären, wie das geht, und wir wissen aus der Wahlforschung, dass derjenige, der bei seiner ersten Wahl teilgenommen hat, das auch in seinem weiteren Lebensverlauf sehr regelmäßig tut“.
Es seien vor allem die sozial prekären Milieus, die einkommensschwächeren und bildungsferneren Milieus, die sich zunehmend von der aktiven Wahlteilnahme verabschiedeten. Vehrkamp empfahl außerdem eine Bündelung von Wahlterminen. Einzeln stattfindende Kommunal- und Landtagswahlen seien eigentlich aus der Zeit gefallen.
An der Landtagswahl in NRW hatten sich nur 55,5 Prozent beteiligt. Schlusslicht waren Bezirke in Duisburg, Gelsenkirchen und Wuppertal.
Niedrige Wahlbeteiligung: Chef der Bundeszentrale besorgt
Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, zeigt sich angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl besorgt. „Wenngleich wir beobachten, dass das Informationsinteresse vor den Wahlen - etwa beim Wahl-O-Mat - nach wie vor groß ist, so macht mir die sinkende Wahlbeteiligung großen Kummer“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag).
„Die aktive Teilnahme an den Wahlen ist wichtig, und politische Bildung muss hier hoch alarmiert sein“, betonte Krüger. Ein jahrelanger Trend, dass gerade jüngere Wählerinnen und Wähler häufiger nicht zur Wahl gingen, lasse nichts Gutes erwarten. „Denn wer als jüngerer Mensch nicht wählen geht, der tut das später dann oft auch nicht“, meinte er. Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung wie der Wahl-O-Mat hätten daher zum Ziel, den Wählerinnen und Wählern das Wahlrecht, „so schmackhaft wie möglich zu machen“. Es gehe darum, Inhalte zur politischen Bildung so zu gestalten und zu platzieren, dass sie die Menschen erreichten.
Bürger können sich per Wahl-O-Mat online über die Wahlprogramme der Parteien informieren und diese miteinander vergleichen.
dpa
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