Es ist schon eine sehr spezielle Show, die der Conférencier in Joel Pommerats Stück „Ich zittere (1 und 2)“ präsentiert, das am Theater Oberhausen seine deutsche Erstaufführung erlebte. Das beginnt schon damit, dass er gleich zu Beginn verkündet, am Ende des Abends zu sterben.
Danach wird seine Illusionsbühne zu einem Ort für menschliche und fantastisch-skurrile Gestalten, die sich in surrealen bis albtraumhaften Momentaufnahmen begegnen und in menschliche Abgründe blicken lassen. Das titelgebende Zittern wird zur Nebensache: Aber in pseudo-philosophischen bis banalen Dialogen, in die der Conférencier involviert ist, geht es fast immer um Spiel und Ernst, um Leben und Tod.
Bewegtes Bühnenbild
Mirjam Stängl betont als Bühnenbildnerin die Schräglage der Spielvorlage mit imposanten schrägen Spielflächen auf großer Drehbühne. Vorhänge, Nebelschwaden sowie enervierend häufige, lärmend begleitete Stroboskoplichtgewitter setzen Akzente. Regisseur Wolfgang Menardi lässt das aus Schauspielern und zwei Tänzern bestehende Ensemble virtuos interagieren, sich gegenseitig spiegelbildartig verdoppeln oder gar vervielfachen.
Livegesang und derbe Sprüche
Klaus Zwick hält als Conférencier in blauem Glitzeranzug die Zügel fest in der Hand und läuft dabei zur Hochform auf. Neben ihm glänzen Anke Fonferek als divenhafte Mutter und alte Frau, Regina Leenders sowie Khalil Fahed Aassy als „der Mann, der nicht existierte“.
Der teilweise durch Live-Gesang ergänzte Soundtrack bewegt sich zwischen Sinéad O‘Connors „Nothing Compares 2 U“ und dem Bach-Choral „Komm, süßer Tod“. Beifall und Lacher kommen während der fast zweistündigen Aufführung nach Sitcom-Manier vom Band.
Das verunsicherte Publikum selbst reagierte bei der Premiere höchstens mal auf einzelne derbe Sprüche, spendete anschließend allerdings heftigen Beifall. Ob Pommerats abstruses Stück eine derart aufwendige Produktion wie in Oberhausen rechtfertigt, sei dahingestellt.
Termine: 7. / 15. / 19. / 29. 6.;
Karten: Tel. (0208) 857 81 84 oder www.theater-oberhausen.de