
© Bundesarchiv/Archiv Krupp
Krupp und die Nazis - Forschungsprojekt soll Geschichte aufarbeiten
Forschung
Wie hielt es Alfried Krupp mit den Nazis? Ein neues Forschungsprojekt soll diese Frage beantworten Der Historiker Eckart Conze hat am 1. Februar mit der Arbeit begonnen.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung investiert 90.000 Euro in ein Forschungsprojekt, aus dem sie mehr über ihren Namensgeber erfahren will. „Alfried Krupp und der Nationalsozialismus“ heißt es. Unabhängig, wissenschaftlich und differenziert soll Eckart Conze, Professor an der Uni Marburg, gemeinsam mit einem hochqualifizierten Mitarbeiter und Hilfskräften vorhandene Schriften auswerten und neue Quellen finden. „Unser Wissen über Alfried Krupp ist begrenzt, sein Bild bleibt blass“, sagte Conze am Donnerstag bei der Vorstellung des Projektes in der Essener Villa Hügel.
Haltung von Krupp soll konkreter beschrieben werden
Das Ziel ist, die politische, unternehmerische und vielleicht auch private Haltung des alleinigen Krupp-Inhabers (seit 1943) konkreter zu beschreiben als bisher bekannt. Neun Monate hat das Conze-Team dafür Zeit. Anfang 2023 sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Ursula Gather als Vorsitzende des Stiftungs-Kuratoriums betonte die „Verantwortung, sich mit der Person des Stifters zu befassen“. Volker Troche aus dem Vorstand der Stiftung fügte hinzu: „Auch neue Generationen fragen: Wer war Alfried Krupp?“
Das Problem: Eine Biografie von Alfried Krupp (Foto, 1907-1967) gibt es bis heute nicht. Selbst der berühmte Historiker Golo Mann gab auf, da ihm die Persönlichkeit Alfried Krupps zu farblos erschien. Ein Torso seines nie vollendeten Buches liegt im Historischen Archiv der Stiftung und ist dort jedermann zugänglich. Das gilt auch für 33 laufende Regalmeter Akten aus dem Privatsekretariat Krupp und 50 Aktenordner mit Presseberichten, die Archivar Ralf Stremmel hütet. „Die Quellenlage ist sehr gut“, betonte er. Aber Conze will auch im Bundes- und in Landesarchiven sowie in London und Washington nach Informationen suchen.
Entschädigungen an Zwangsarbeiter
„Alfried Krupp hat sich nach seinem Schlusswort im Nürnberger Krupp-Prozess nicht mehr vertiefend zu seiner Zeit im Nationalsozialismus geäußert“, berichtete Stremmel. 1931 war Krupp förderndes Mitglied der SS geworden, 1938 Mitglied der NSDAP. Am 11. April 1945 stellten ihn US-Truppen unter Arrest. 1948 wurde er wegen Sklavenarbeit (gemeint war Zwangsarbeit) und Plünderung von Wirtschaftsgütern in besetzten Gebieten zu zwölf Jahren Haft verurteilt, aber schon 1951 begnadigt.
Andererseits zahlte die Firma Krupp nach Angaben von Stremmel schon 1959 – früh für die deutsche Wirtschaft – erste Entschädigungen an Zwangsarbeiter. Alfried Krupp wollte nach dem Krieg keine Waffen mehr herstellen. Thyssenkrupp Marine Systems baut heute allerdings Kriegsschiffe und Unterseeboote.
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