Gleich drei Fälle verhandelte das Kreissportgericht Unna-Hamm am vergangenen Donnerstag. Beim zweiten Fall, dem erfolgreichen Einspruch des SSV Hamm gegen die Spielwertung aus der abgebrochenen Partie beim SVE Heessen III, war auch der Vorsitzende des Fußballkreises Unna-Hamm, Michael Allery, anwesend und hörte ganz genau hin, was die Zeugen zu sagen hatten.
Während der SSV Hamm auf eine Neuansetzung hoffte, wollte man beim SVE Heessen, dass die Spielwertung Bestand hat. Kurz vor der Urteilsverkündung ging Allery mit den Vereinen in seinem Kreis härter ins Gericht als man es vom Kreis-Chef gewohnt ist: Er mache sich derzeit große Sorgen um den „Fair-Play-Gedanken“ in der Vereinslandschaft.
„Was mich nachdenklich macht, ist, dass hier in unserem Kreis solche Fälle vor dem Sportgericht landen, anstatt dass Fair Play zum Tragen kommt“, sagte Allery.
„Wir reden wie die Berserker“
Der Kreis-Chef erzählte weiter: „Wir (der Fußballkreis, Anm. d. Red.) sitzen auf den Staffeltagen und reden wie die Berserker und erinnern: Wir sollen fair miteinander umgehen. Ja, jeder Verein hat seine Rechte und darf Einsprüche einlegen. Das respektieren wir. Aber aus meiner Sicht gibt es Fälle, bei denen der Fair-Play-Gedanke inzwischen in den Hintergrund gerät. Das ist schade und für mich eine besorgniserregende Entwicklung, die wir in den letzten Wochen in unserem Kreis durchmachen.“
Auch an die Vereine SVE Heessen und SSV Hamm richtete Allery das Wort direkt: „Ihr kennt euch alle untereinander. Da kommt es in mir noch mehr hoch, dass man eine Lösung außerhalb des Sportgerichts hätte finden können.“ Dass die Zeugen während der Verhandlung zusätzlich noch auf ganz andere Dinge eingingen, wie etwa ein nicht gegebener Elfmeter, stieß Allery sauer auf: „Das ist Wortklauberei. Das gehört hier auch nicht hin.“
Darüber hinaus betonte Allery, dass er sich aus der Rechtsprechung raushalten werde, seine Sicht der Dinge als Kreisvorsitzender aber deutlich machen wollte. Sportrichter Dietmar de Sacco (PSV Bork) bedankte sich beim Kreis-Chef und zog sich mit seinen Beisitzern zurück, ehe er das Urteil verkündete.
Beim Spiel zwischen dem SVE Heessen III und dem SSV Hamm war es beim Stand von 2:0 zu einem Spielabbruch gekommen, nachdem sich ein Spieler der Gäste schwer verletzt hatte. Der Schiedsrichter erklärte in der Verhandlung, er habe die Partie von sich aus abgebrochen, nicht auf Wunsch des SSV, weswegen es nun zu einem Wiederholungsspiel kommt.
Milde Strafe nach angeblicher Kopfnuss: „Lächerlich“ - Gurbet Spor reagiert mit Frust auf das Urteil
Lange Sperre nach Spielbericht-Manipulation: Sportgericht zieht Schiedsrichter aus dem Verkehr
Horror-Verletzung und Spielabbruch: Sportgericht spricht Urteil - Vereine in Hamm uneinig