Verbrechen waren 2024 im Kreis Unna seltener als im Vorjahr. Und das gilt auch für Gewalttaten. In einer Kategorie der besonders schwer wiegenden Kriminalität aber haben die Fallzahlen zugenommen: wenn ein Mensch einem anderen nach dem Leben trachtet.
13 Tötungsdelikte im Kreis Unna
Unter „Straftaten gegen das Leben“ fallen Delikte wie Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung. Die Kreispolizeibehörde (KPB) Unna, die kürzlich die Kriminalitätsstatistik für 2024 vorgestellt hat, nahm 13 dieser Fälle in ihre Statistik auf. Im Vergleich beispielsweise zu Fahrraddiebstählen (720 Fälle), Ladendiebstahl (912), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (376) oder Körperverletzung (1.884) sind Tötungsdelikte im Kreis Unna sehr selten. Aber nach acht Fällen im Jahr 2023 sowie neun, vier und zwei in den Vorjahren muss von einer Zunahme gesprochen werden. Zweistellig war die Zahl zuletzt im Jahr 2019, als in zehn Fällen ermittelt wurde.
Die meisten Straftaten gegen das Leben, nämlich drei, gab es in der Stadt Unna, die im Gebiet der KPB (Kreis Unna außer Lünen) die meisten Einwohner hat.
Keine Mordtat wurde vollendet
„Es handelt sich meistens um Beziehungstaten“, erklärte Polizeisprecher Bernd Pentrop. In den meisten Fällen also hatten Opfer und Täter irgendeine Verbindung zueinander, und aus einem von vielen möglichen Gründen kam es zur Gewalt, die die Staatsanwaltschaft letztlich als Tötungsversuch einstufte.
Die Betonung liegt auf „Versuch“, und das ist hier die gute Nachricht. Pentrop berichtete von drei Mordversuchen, deren Opfer alle überlebten und die alle aufgeklärt worden sind. Außerdem gab es achtmal Totschlag, auch diese Taten konnten zum Glück alle nicht vollendet werden.
Es blieb bei versuchten Tötungen, und in einem Fall stellte sich auch heraus, dass der Täter zu Unrecht angeklagt worden war: Ein Mann hatte in Unna-Königsborn seinen Untermieter mit einem Messer verletzt und wurde nachher freigesprochen.
Unter die 13 Taten fallen außerdem zwei Fälle von fahrlässiger Tötung, bei denen die Opfer starben, darunter ein Verkehrsunfall.
Anstieg ein Rätsel
„Der Anstieg der Fallzahlen ist für uns nicht zu erklären“, so Polizeisprecher Pentrop. Unna ist hier aber keine Ausnahme. In NRW insgesamt hat die Zahl der Morde und Mordversuche um fast 16 Prozent zugenommen auf 180 Fälle, wobei 56 Opfer starben.
Polizei entwaffnet Gefährder
Die Polizei zeigt sich bemüht, potenziellen Tätern die Tatwerkzeuge abzunehmen, mit denen sie Menschen schwer verletzen können. 2024 wurden im Kreisgebiet 20 Waffenverbote ausgesprochen. Diese trafen zum Beispiel Personen, die eine Schusswaffenerlaubnis hatten, aber als „nicht geeignet“ aufgefallen waren, wie Polizeisprecher Pentrop es beschreibt. Die Personen wurden mit dem Verbot belegt, Waffen zu besitzen oder bei sich zu tragen. „Da nutzen wir die gesamte rechtliche Härte aus, die wir einsetzen können“, so Pentrop.