Die Anzahl der Verbrechen ist im Kreis Unna im Vergleich zum Vorjahr um über 1.000 Fälle zurückgegangen. Die Polizei zieht insgesamt eine positive Bilanz des Jahres 2024, will aber weiter Schwerpunkte setzen bei Präsenz und Aufklärung.
Weniger Kriminalität
Der Kreis Unna folgt dem landesweiten Trend, wonach Kriminalität in der Statistik Nordrhein-Westfalens insgesamt gesunken ist. Im Kreisgebiet gab es im vergangenen Jahr 17.468 Fälle, in denen Menschen straffällig geworden sind. Im Vorjahr waren es 18.592, 2022 lag die Zahl noch knapp über 19.000. Allerdings waren die Jahre davor noch sicherer gewesen: 16.724 Fälle im Jahr 2021, 16.610 im Jahr 2020.
Es gab im Jahr 2024 in den Kommunen des Kreises Unna mit Ausnahme von Lünen 5.595 Straftaten pro 100.000 Einwohner, in NRW liegt diese Quote bei 7.689.
Diebe schlagen bei Autos zu
Christiane Schmitz, stellvertretende Leiterin der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde (KPB) Unna, schlüsselte die Zahlen nach Deliktgruppen auf. So haben rund ein Drittel aller Fälle, und dies sei nicht ungewöhnlich, mit Diebstahl zu tun. Negativ auffällig sind Straftaten, die mit Autos zusammenhängen. 993 Mal gab es im Kreis Diebstähle von oder aus Kraftfahrzeugen, häufig zum Beispiel Kennzeichendiebstähle. Diese Zahl ist seit Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Allein in Unna ermittelte die Polizei wegen einer Serie mit fast 50 Taten, so Schmitz.
Betrug im Internet
Ebenso wie bei den Diebstählen an/aus Kfz kann auch bei Betrugskriminalität nicht von einem Rückgang die Rede sein. Dies ist sogar die einzige Deliktart mit gestiegenen Zahlen: um 30 auf 1.821 Fälle. Kriminalhauptkommissarin Schmitz identifizierte Internetkriminalität und Warenbetrug als wesentliche Probleme. Als Beispiele nannte sie Fakeshops, den Verkauf von Waren, die dann nicht versendet werden, oder falsche Fußballtickets, die während der EM verkauft wurden.

Die gute Nachricht: Ein „Fachbereich“ des organisierten Betrugs, den man wohl als besonders perfide bezeichnen kann, ist immer weniger erfolgreich. „Schockanrufe“, etwa von falschen Polizisten, gibt es immer noch, wie jüngst erst ein Fall aus Unna gezeigt hat. Aber diese Straftaten gegen Senioren sind rückläufig. 2020 gab es im Kreisgebiet noch 1.248 Fälle. Nach und nach sank die Zahl auf ein Drittel dieses Werts.
415 Betrugsfälle, bei denen die organisierten Kriminellen ihren betagten Opfern Geld oder Wertgegenstände abnahmen, gab es im Jahr 2024. Mit der Fallzahl sinken auch die ergaunerten Vermögenswerte. Die Schadenssumme lag 2023 insgesamt noch bei 1,6 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurden 200.000 Euro erbeutet. Die Versuchsquote liege bei 93 Prozent, die allermeisten Täter scheitern also.
Die KPB sieht ihre Aufklärungsarbeit als einen Teil des Erfolgs, wodurch offenbar immer mehr ältere Menschen ein gesundes Misstrauen zeigen. Auch die Zusammenarbeit mit Banken sei wertvoll. „Das ist aber ein wiederkehrendes Thema“, sagte Landrat und Behördenleiter Mario Löhr. „Die Prävention muss weiter betrieben werden.“
Weniger Messergewalt
Wohnungseinbrüche sind im Kreis Unna rückläufig, ebenso Sexualstraftaten, Taschendiebstähle, Straßenkriminalität, Drogendelikte, Gewalt und Raub. Auch Messergewalt im Kreis Unna hat laut Polizei abgenommen. 2024 zog 36 Mal jemand bei einer Auseinandersetzung im öffentlichen Raum ein Messer, im Vorjahr gab es fast doppelt so viele Fälle (60). Trotzdem soll die Bekämpfung der Messergewalt weiterhin im Fokus liegen. Auch die Bekämpfung der Jugendkriminalität will die KPB weiter intensivieren, obwohl auch hier die Zahlen sinken.
Junge und Nichtdeutsche überrepräsentiert
Beim Blick auf die Täterstrukturen fällt auf: Jugendliche und Heranwachsende (14 bis 20 Jahre) machten über 15 Prozent der Verdächtigen aus, in der Bevölkerung nur 6,5 Prozent. Junge Menschen sind ebenso überrepräsentiert wie Nichtdeutsche, die in rund einem Drittel der Fälle Verdächtige sind, während sie 12,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
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