
Marvin Bremkes verzieht und sackt vor Enttäuschung zusammen. Das sieht man nicht alle Tage - genauso wie einen Swimmingpool am Sportplatz. © Schürmann
Kreisliga-Romantik pur bei den Pokal-Helden des SV Afferde: Die Geschichten hinter der Geschichte
Fußball
Es war die größte Überraschung in dieser Kreispokal-Saison: Der SV Afferde kegelt die Hammer SpVg raus. Auf und neben dem Platz hatte die Partie einige schöne Nebenschauplätze. Kreisliga-Romantik pur eben.
Oh, wie schön ist Afferde! Rasenplatz, ein ziemlich kleiner noch dazu, es riecht nach Bratwurst, viele Zuschauer sammeln sich am Afferder Weg. Nicht wenige von ihnen werden auf genau diese Sensation gehofft haben; dass der SV Afferde die große Hammer SpVg ärgern könnte.
Am Ende hat es doch tatsächlich für den ganz großen Wurf gereicht. Dank des bärenstarken 3:2-Sieges gegen den Ex-Oberligisten zieht der Ex-Fußball-C-Kreisligist ins Viertelfinale ein, weil er in der nächsten Runde ein Freilos besitzt. Doch auch neben dieser Erfolgsgeschichte hatte dieses Spiel einige teils absurde Kreisliga-Anekdoten zu erzählen.
„Du hast doch auch gedacht, dass du in der Halbzeit schon wieder gehen kannst“, fragte ein freudetrunkener Zuschauer den anwesenden Sportreporter, als das Spiel auch im zweiten Durchgang noch völlig offen war. „Nö, wieso?“, entgegnete dieser. Ja, die Hammer SpVg hatte sich vergangene Woche in Runde eins äußerst souverän beim TSC Kamen (9:0) durchgesetzt. Und natürlich wahrt man auch in solchen Spielen der Kategorie „David gegen Goliath“ die Neutralität. Aber irgendetwas hat auch den besagten Sportreporter im Vorfeld spüren lassen: In Afferde, da geht am Sonntag was.
SV Afferdes Kevin Pasternack sitzt Strafe am Kassenhäuschen ab
Für einen ersten Schmunzler sorgte schon vor dem Anpfiff „Rotsünder“ Kevin Pasternack. In der Vorwoche hatte er in Lünern in der 1. Minute wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen und damit wahrscheinlich einen Vereinsrekord aufgestellt.
Am Sonntag saß er brav am Kassenhäuschen und verkaufte unter einem Sonnenschirm die Eintrittskarten für das Zweitrunden-Spiel. „Strafe muss sein“, sagte Trainer Angelo Lo Giudice mit einem breiten Grinsen. Damit ist die Strafe aber auch bereits abgesessen. Pasternack bekam lediglich ein Spiel aufgebrummt und darf beim Ligastart am kommenden Sonntag (14. August) beim BSV Heeren II (Anstoß: 13 Uhr) wieder mitmischen.

Kevin Pasternack (M.) bei seiner „Strafeinheit“: Er musste am Sonntag die Eintrittskarten verkaufen. © Schürmann
Genial auch Schiedsrichter Lukas Sauer (TuRa Bergkamen), der für gewöhnlich Partien in der Regionalliga leitet. Bei jeder Abseitsposition, die der 34-Jährige während der 90 Minuten abpfiff, wanderte sein Blick schnell nach rechts, wo er sonst einen Assistenten stehen hat, der die Fahne hebt. Nicht in Afferde, wo es am Sonntag kein Gespann gab. Es war wohl die Macht der Gewohnheit.
AV Afferde? Tippfehler auf Trikot, Wäsche-Panne bei der Hammer SpVg
Viele Zuschauer, von denen sich auch ein paar wieder im Planschbecken auf der Anhöhe an der Südseite sonnten, sahen auch, wie Abwehrmann Ivan Rihtar mit einem falschen Trikot auflief. „AV Afferde“ stand hinten über seiner Rückennummer 16 drauf. Ein Tippfehler im Trikotflock − auf einem Jersey, das bereits über zehn Jahre alt ist. Herrlich, das ist Kreisliga!

Nicht SV, nicht HDMI, nein: AV Afferde! Auf Ivan Rihtars Trikot hat sich ein Tippfehler eingeschlichen © Schürmann
Doch warum spielte Afferde überhaupt in den alten roten Trikots? Hat die Hammer SpVg, die eigentlich in dunkelrot spielt, den falschen Satz mitgebracht? „Nein“, erklärte Lo Giudice, „das war im Vorfeld so abgesprochen.“ Hamm wollte eigentlich in weiß antreten.
Der Trikotsatz sei aber in der Wäsche rot angelaufen. Upps. Also spielte Afferde in Rot und Hamm in Schwarz. Verkehrte Welt in Afferde − nicht nur auf der nicht vorhandenen Anzeigetafel. So etwas kann auch einem Westfalenligisten mal passieren. Auch das ist Kreisliga-Romantik pur.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
