„Ich sehe mich nicht im Brautkleid“ Dagmar Hornung (35) über das Heiraten

„Ich sehe mich nicht im Brautkleid“: Dagmar Hornung (35) über das Heiraten
Lesezeit

In dieser Woche habe ich von einer Paartherapeutin aus Unna gelernt, dass das Verheiratetsein der Liebe nicht schaden muss. Dass Paare ohne Ehe aber auch durchaus lange glücklich bleiben können. Fakt ist, dass verheiratete Menschen, im Idealfall als Familie, ganz einfach Vorteile haben. Stichwort: Steuererleichterungen. Ich verstehe die Idee dahinter – finde die Umsetzung dennoch ungerecht, ausgrenzend und bevormundend.

Wie Sie inzwischen bestimmt mitbekommen haben, bin ich unverheiratet. Für mein Umfeld scheint das so ungewöhnlich, dass diese Tatsache gerne übergangen wird. In Anschreiben meiner Hausverwaltung heißt es „an die Eheleute...“. Auch im eigentlich progressiven Freundeskreis sprach man neulich von uns als Ehepaar.

Gegen das Heiraten habe ich an sich nichts. Es wird wohl auch irgendwann nötig – wenn ich das mal so unromantisch sagen darf. Ähnlich unromantisch blicke ich der Ehe tatsächlich entgegen. Ich vermute und hoffe, es ändert sich lediglich der Status auf dem Papier.

Ich möchte keine Frau verletzen, die davon träumt, in einem pompösen weißen Kleid durch den Mittelgang einer ausladend geschmückten Kirche vor den Altar zu schreiten. Doch mich selbst sehe ich so einfach nicht. Der Prinzessinnen-Typ war ich noch nie... Und der Gedanke, eine fünfstellige Summe für ein Fest auszugeben, auf dem sich Familie und Freunde gepflegt den Bauch vollschlagen, mal wieder so richtig betrinken können – nur weil sich das so gehört – bereitet mir Unbehagen.

Ein Glück, dass ich das alles auch gar nicht muss. Denn so eng, wie es früher einmal war, ist das Korsett der Gesellschaft schon lange nicht mehr geschnürt. Das sollten wir uns viel öfter vor Augen halten. Menschen, Paare glauben oft, etwas zu wollen oder gar zu müssen – und vergessen, dass sie heute die Freiheit haben, auch einfach mal nein zu sagen, anders zu sein.

Wer nicht heiraten möchte, kann es lassen. Wer nicht mit Familie heiraten möchte, kann sich ganz allein trauen lassen. Wer keinen Anzug hat, darf in Jogginghose zum Standesamt. Und wer das Geld für die Hochzeitsfeier lieber in die Flitterwochen stecken möchte, sollte schnellstmöglich Flüge buchen – genauso wie natürlich jede Frau (und jeder Mann) so sehr Prinzessin sein darf, wie schon immer erträumt.

Alle „Leben und Lieben“-Kolumnen im Überblick: Das sind die Autoren

Eine Beziehung wie ein alter Esstisch: Dagmar Hornung (34) über die erste gemeinsame Wohnung