Steinmeier zeigt NRW: Hightech, Fußball, „Arschleder“

Diplomatenbesuch

Diplomaten aus aller Welt in Nordrhein-Westfalen: Der Bundespräsident zeigt Botschaftern das Land. Im Ruhrgebiet stehen der Wandel vom alten Montanstandort zum Wissens- und Dienstleistungsland im Fokus. Es gibt auch Fußball, Gesang und ein etwas spezielles Präsent.

von dpa

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Mülheim/Ruhr/Essen

, 27.06.2023, 04:41 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Botschaftern aus aller Welt in einer ganztägigen Rundfahrt vom Ruhrgebiet bis zum westfälischen Wasserschloss Nordkirchen sein Heimat-Bundesland NRW gezeigt. Am Dienstagabend kamen die rund 170 Diplomatinnen und Diplomaten zu einem Empfang in dem Schloss südlich von Münster zusammen. Zuvor hatte die prominente Gruppe in Mülheim/Ruhr, Essen, Castrop-Rauxel und Dortmund Station gemacht.

In Essen stellte das Staatsoberhaupt die Zeche Zollverein als Musterbeispiel für den wirtschaftlichen Wandel heraus. Die einst hochmoderne, 1986 geschlossene Zeche sei heute nicht nur Museum und Erinnerungsort, sondern Standort für Design und zahlreiche Firmen mit neuen Technologien. Der Niedergang der Montanindustrie habe dem Ruhrgebiet einen gewaltigen Umbruch gebracht, aber auch den Wandel zu einem Wissenschaftsstandort mit Zukunftstechnologien, sagte Steinmeier in seiner Tischrede.

Bei dem Termin auf der einst größten Zeche der Welt sang der Ruhrkohle-Chor in traditioneller Bergmannstracht für die Gäste das „Lied des Bergmanns“, das Steigerlied mit der Anfangszeile „Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt“. Die Vorführung im nicht-öffentlichen Teil des Programms sei von den Botschaftern begeistert aufgenommen worden, berichtete eine Teilnehmerin. „Hinterher hatten fast alle ihre Handys oben.“ Der Bundespräsident ist Ehrenmitglied des Chors.

Steinmeier hatte zusammen mit den Botschafterinnen und Botschaftern am Morgen das Siemens-Werk in Mülheim/Ruhr besucht, in dem seit 100 Jahren Dampfturbinen und Generatoren für Kraftwerke hergestellt werden. In Zeiten der Energiewende montieren die Beschäftigten daneben unter anderem sogenannte Elektrolyseure für die Produktion von Grünem Wasserstoff.

Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund begab sich die Gruppe auf eine sportliche Zeitreise: Das sogenannte Wunder von Bern (deutscher WM-Sieg 1954), Fußball in der DDR oder auch der Weltmeistertriumph von 2014 in Rio de Janeiro waren Themen des Rundgangs. Deutsche Fußballgeschichte spiegele auch deutsche Nationalgeschichte, betonte Museumsdirektor Manuel Neukirchner. „Das Ruhrgebiet wäre nicht die Region, die es ist, ohne den Fußball“, sagte Steinmeier laut Mitteilung. Das Fußballherz Deutschlands schlage im Ruhrgebiet.

Die Delegation machte sich zudem in Castrop-Rauxel ein Bild von der Renaturierung der Emscher. Steinmeier hob diese als gigantisches Projekt von einer einstigen Kloake zum heute abwasserfreien Lebensraum für Tiere und Pflanzen lobend hervor.

Informations- und Begegnungsreisen für Spitzendiplomaten durch Regionen Deutschlands richten die Bundespräsidenten seit 1996 aus - 2022 war Bayern das Ziel. Steinmeier stammt aus Detmold im Kreis Lippe. Nach Berlin konnte er nun ein ungewöhnliches Präsent mitnehmen: Mitglieder des Ruhrkohle-Chors überreichten ihm ein „Arschleder“ - einen Lederschurz, den Bergleute früher zum Schutz vor Verletzungen und zur Schonung der Kleidung anlegten.