Da werden Erinnerungen wach: Wie schon in der vergangenen Saison steht der Königsborner SV nach dem 1. Spieltag an der Tabellenspitze der Landesliga 3. Vor einem Jahr gab es den grandiosen 7:0-Erfolg bei der SG Welper. Diesmal das 6:1 zu Hause gegen den Westfalenliga-Absteiger YEG Hassel.
Bei der neu formierten Mannschaft aus Gelsenkirchen wurde es in der Halbzeit beim Stand von 0:4 (verdientermaßen) extrem laut. Aber nicht etwa der Trainer schrie die Mannschaft zusammen. Der war nämlich noch für das Spiel gesperrt und durfte während des Spiels den Innenraum sowie die Kabine nicht betreten.
„Das war einer unserer Zuschauer“, meinte nach der Packung Hassels Trainer Marcel Radke auf Nachfrage zu dem ohrenbetäubenden Geschrei aus dem Kabinentrakt. Der Coach hatte bei den Stadtmeisterschaften in Gelsenkirchen vor wenigen Wochen wegen einer Entgleisung gegenüber den Schiedsrichtern die Rote Karte gesehen und war dafür für zwei Spiele gesperrt worden. Das erste hatte er im Kreispokal abgesessen, das zweite jetzt beim Ligastart in Königsborn.
Radke hatte YEG Hassel im Sommer kurzfristig übernommen. „Die Anfrage kam erst zwei Tage vor dem 30. Juni. In der Kürze der Zeit konnten wir auf dem Transfermarkt nicht wirklich tätig werden“, so der Ex-Coach von Firtinaspor Herne.

Aus dem Kader der Saison 2022/23 standen am Sonntag in der Schumann Arena lediglich fünf Spieler in der Startelf. Radke: „Wir haben zurzeit viele Verletzte, viele Urlauber. Wir brauchen dringend noch Verstärkung, um in der Liga anzukommen und am Ende hoffentlich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“
Das 1:6 aus YEG-Sicht bedeutete nicht weniger als die höchste Niederlage seit Jahren. Mehr Gegentore kassierten die Gelsenkirchener nur beim 4:7 beim DSC Wanne-Eickel in der Westfalenliga-Saison 2021/22.
Feiler bremst die Euphorie
Ganz anders sieht die Ausgangslage nach dem ersten Spiel nun für den KSV aus, der in der Tabelle erneut von ganz oben grüßt. Ist das der Tabellenplatz, auf dem Trainer Andreas Feiler am Saisonende stehen will? Immerhin haben einige Neuzugänge immer wieder betont, dieses Jahr gerne um den Titel in der „Drei“ mitspielen zu wollen.

„Ich sag mal so“, führte Feiler auf der Pressekonferenz mit einem süffisanten Lächeln aus, „wir haben bisher alle Spiele gewonnen und ziemlich viele Tore geschossen. Von daher gehen wir nun mit der Maximalpunktzahl in die restlichen 29 Spiele und lassen uns den Platz nicht mehr nehmen.“ Gelächter im KSV-Vereinsheim.
Gegen Kaiserau „auf die Schnauze geflogen“
Dann wurde er aber ernst: „Wir haben letztes Jahr auch zum Auftakt hoch gewonnen, wollten den Schwung mitnehmen ins zweite Spiel gegen Kaiserau und sind dabei derbe auf die Schnauze geflogen (Kaiserau gewann mit 2:1, Anm. d. Red.). Bezeichnenderweise spielt der KSV nun erneut am 2. Spieltag gegen Kaiserau.
Daher werde Feiler „den Teufel tun und irgendwelche Ansprüche stellen“: „Wir sind weit davon entfernt, offensiv wie defensiv irgendeine Form von Souveränität an den Tag zu legen. Es steckt nach wie vor viel Arbeit vor uns. Mit Glück hätte Hassel zwei Tore mehr schießen können. Dann hätte das Ergebnis ganz anders ausgesehen.“
Kurzum: Es sei noch viel zu früh, derartige Ansprüche an den KSV zu stellen, „auch wenn ihr das gerne hören wollt“, so Feiler − wieder mit einem Schmunzeln.