Kölner Silvesternacht: Erste Verhandlung im Februar
Nach Übergriffen
Wegen der Übergriffe in Köln in der Silvesternacht werden sich am 24. Februar erstmals zwei Tatverdächtige vor Gericht verantworten müssen. Es sei die erste Verhandlung zu den Vorfällen, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts am Donnerstag.

In der Silvesternacht sind rund um den Kölner Hauptbahnhof Dutzende Frauen massiv sexuell belästigt und ausgeraubt worden.
Angeklagt sind ein 22 Jahre alter Tunesier und ein 18 Jahre alter Marokkaner. Sie sollen einem Mann eine Tasche mit einer Kamera gestohlen haben.
Der Vorfall ereignete sich in der Nähe des Hauptbahnhofs, aber nicht auf dem Bahnhofsvorplatz, sondern auf der Hohenzollernbrücke. Dort hatten sich viele Menschen versammelt, um sich das Feuerwerk über dem Kölner Rheinpanorama anzuschauen. Beide Angeklagte sind seit Neujahr in Untersuchungshaft.
945 Anzeigen nach Übergriffen und Diebstählen
In der Kölner Silvesternacht kam es massenweise zu Straftaten. Entsetzen lösten vor allem die Übergriffe auf Frauen aus. Sie wurden den Ermittlungen zufolge von Männern überwiegend nordafrikanischer Herkunft umzingelt, sexuell bedrängt und bestohlen. Unter den Verdächtigen waren auch Asylbewerber.
Nach den Übergriffen und Diebstählen gingen 945 Anzeigen ein. Mehrere Anzeigen wurden wegen Vergewaltigung erstattet. Inzwischen wird laut Kölner Staatsanwaltschaft gegen 35 Beschuldigte ermittelt.
Europarat: „Keine Straflosigkeit für Gewalt gegen Frauen“
Derweil ziehen die Übergriffe politisch immer weitere Kreise. Der Europarat hat nach den Silvester-Übergriffen in Köln eine rückhaltlose Aufklärung dieser Gewalttaten gegen Frauen gefordert.
„Es darf keine Straflosigkeit für Gewalt gegen Frauen geben, und die Täter müssen vor Gericht gestellt werden“, hieß es in einer Entschließung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates am Donnerstag in Straßburg.
Die Staatenorganisation mit 47 Mitgliedsländern verwies auf die Verantwortung der Medien, die objektiv berichten und „keinen Teil der Bevölkerung stigmatisieren sollten“.
Der SPD-Abgeordnete Frank Schwabe sagte zu der Situation in Köln, dass die Polizei in der Silvesternacht überfordert gewesen sei. Das Ausmaß der Übergriffe sei erst in den darauffolgenden Tagen erkennbar geworden. „Es hat keinen Versuch zur Zensur der Medien gegeben“, sagte er. Er forderte „Null Toleranz“ für Angriffe gegen Frauen.
Frauen sollen Gewalttaten der Polizei melden
In der Entschließung wurden Frauen ermutigt, Gewalttaten bei der Polizei zu melden. Diese sollte für derartige Fälle sensibilisiert und weitergebildet werden, um Frauen eine bestmögliche Hilfe zu leisten. Die Regierungen sollten außerdem genügend Finanzmittel zu Verfügung stellen, um die Opfer zu unterstützen.
Von dpa