Klosterschloss Bentlage: Eine Landschaft wie im Film
Kunst, Geschichte, Literatur
Das Klosterschloss Bentlage hat für Besucher kulturell so einiges zu bieten, sei es für Literaturfreunde, Kunstliebhaber oder Freunde der Historie. Doch auch darüber hinaus hat das Klosterschloss eine Menge zu bieten, sodass sich auch für absolute Kulturmuffel der Besuch lohnt.

Viel Grün, die Ems in der Nähe – das Kloster lohnt schon allein einen Besuch wegen der malerischen Landschaft.
Ein schmiedeeisernes Tor, eine Allee aus Bäumen und knirschender Kies unter den Füßen – bis sich plötzlich der Blick öffnet auf altehrwürdige Mauern unter strahlend blauem Himmel. Das Klosterschloss Bentlage im nördlichen Münsterland wäre die perfekte Kulisse für einen Film.
Dabei hat die Anlage so viel mehr zu bieten als hübsche Zuwege und romantische Gemäuer: Neben Ausstellungen über die Geschichte des Klosters und moderne westfälische Kunst, beherbergt die Anlage eine eigene Druckwerkstatt und ist Sitz der europäischen Märchengesellschaft.
Dornröschenschlaf
Wer sich dem Klosterschloss Bentlage nähern will, tut dies unweigerlich so, wie schon die Mönche Jahrhunderte zuvor – nämlich zu Fuß. Autos sind auf dem schmalen Pfad zum ehemaligen Kloster nicht erlaubt. So bleibt Zeit, sich ein wenig mit der Landschaft vertraut zu machen. Leicht gewölbte Äcker, eine alte Schäferei, lichter Wald mit Eichen und Buchen; mit jeder Biegung ein anderer Blick.
Wie in einen Dornröschenschlaf gefallen, hat sich die Umgebung des Klosters in den letzten 300 Jahren kaum verändert. Sie ist heute eine einzigartige historische Kulturlandschaft, die die Grundlage des täglichen Lebens im Kloster zeigt.
Mit jedem Schritt auf dem Weg verengt sich der Blick bis zur Toranlage, der Grenze zwischen Kulturlandschaft und Kloster. Zwei Torhäuser flankieren das kunstvolle schmiedeeiserne Tor wie Wächter aus Backstein, beim Öffnen quietschen die alten Angeln zum Gruß. Unter dem Blätterdach der Allee lenkt der schnurgerade Pfad die Schritte unweigerlich bis ans Ziel – das malerische Klostergebäude mit seinen hellen Wänden, der kleinen steinernen Treppe und der schweren Holztür.
Bis heute können Besucher an den Mauern die lange Geschichte des Klosters ablesen. 1437 gründete der Orden der Kreuzherren das Kloster in Bentlage. Weil die Kirche des ehemals vierflügeligen Baus im Laufe der Zeit abgerissen wurde, ist der einstige Innenhof des Klosters heute frei zugänglich.
Mit viel Präzision
Von hier aus haben Besucher einen guten Blick auf die drei verbliebenen Flügel der Anlage. Eine umfangreiche Sanierung hat die Spuren der Zeit an Wänden und Fenstern sichtbar werden lassen – vom Ost- über den Nord- bis zum Westflügel sieht man die Entstehung des Klosters über verschiedene Epochen und Stile wie im Zeitraffer vor sich.
Auch dass das Kloster schließlich 1803 aufgelöst und von einer Adelsfamilie zum Schloss umgebaut wurde – daher der Name Klosterschloss –, ist noch in liebevoll restaurierten Details präsent.
Wer durch den Haupteingang im Westflügel in das Klostergebäude tritt, dem fällt zuerst die doppelte Holztreppe ins Auge. Die geschwungenen Stufen scheinen noch immer wie geschaffen für den großen Auftritt eleganter Damen. Noch interessanter als die Eingangshalle sind allerdings die restaurierten Räume dieses Gebäudeteils.
Mit viel Präzision sind hier die Wand- und Deckenmalereien der verschiedenen Jahrhunderte freigelegt und die originalen Farben und Dekorationen hervorgeholt worden. In einigen der Säle mit den alten Holzböden und verzierten Kaminen können Paare inzwischen ihre eigene Liebesgeschichte schreiben und sich mit Blick auf den Klosterhof trauen lassen.
Glanzstücke der Sammlung
Der obere Teil des Nordflügels ist im Klosterschloss Bentlage seit langem das Zuhause zauberhafter Erzählungen. Schon seit 1956 hat die europäische Märchengesellschaft hier ihren Sitz. In einem holzvertäfelten Saal, der an die Bibliothek aus Harry Potters Hogwarts erinnert, sammelt der Verein Märchen aus allen Nationen und Kulturen. Wer ein wenig Zeit mitbringt, kann in den Schätzen aus aller Welt stöbern, sich in die gemütlichen Sessel kuscheln und durch die Märchenwelten aus Gut und Böse reisen.
Der älteste Teil des Klosters, der Ostflügel, beherbergt zwei faszinierende Sammlungen und bringt Geschichte und Moderne unter ein Dach. Im Erdgeschoss werden Kunstschätze und Dokumente der Klostergeschichte präsentiert, die sich zum Teil seit über 500 Jahren an eben diesem Ort befinden. Glanzstücke der Sammlung sind die prächtigen spätmittelalterlichen „Reliquiengärten“, ehemalige Altäre aus der Klosterkirche, die heute im deutschsprachigen Raum einmalig sind.
Im Obergeschoss trifft dann moderne Kunst auf historische Klostermauern. Aus den Beständen des LWL-Museums für Kunst und Kultur, wird hier der Beitrag Westfalens zur Moderne dokumentiert: von der Freilichtmalerei zum Expressionismus, von der neuen Sachlichkeit zur Abstraktion. Gemälde des bekanntesten westfälischen Expressionisten August Macke sind ebenso zu sehen wie Werke von Otto Modersohn, Christian Rohlfs und Wilhelm Morgner.
Lesungen, Workshops
Neben moderner Kunst aus Westfalen hat sich das Klosterschloss Bentlage vor allem der zeitgenössischen Druckgrafik verschrieben. In den bis heute erhaltenen Wirtschaftsgebäuden des Klosters sind eine große Druckwerkstatt, einige kleine Wohnungen und eine Ausstellungsfläche eingerichtet. Mit etwas Glück können Besucher internationalen Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen oder eine der vielen Ausstellungen besuchen.
Mit regelmäßigen Konzerten, Führungen, Lesungen, Workshops und Familiensonntagen ist das Kloster Bentlage zu einem Ort kultureller Begegnung geworden – zwischen malerischen Mauern, grünen Wiesen und der sanft fließenden Ems. So etwas gibt es fast nur im Film.