An der Schulstraße in Bergkamen-Weddinghofen entstehen gerade innerhalb weniger Tage zwei Holzhäuser, in die nach endgültiger Fertigstellung elf Mietparteien einziehen sollen. Ähnliche Häuser gibt es schon an der Werner Straße, an der Landwehrstraße und in diversen anderen Stadtteilen Bergkamens.
„Ich mache das aus Enthusiasmus“, sagt Bauherr Reinhard Kuhfuß. „Mich faszinieren die Ergonomie und die Ökologie hinter dem Bau solcher Häuser“, erklärt er. „Ob es günstiger oder teurer ist als eine konventionelle Bauweise, interessiert mich ehrlich gesagt nicht“, sagt er spontan.
Doch dann denkt er über diese Frage nach und stellt fest: Wer ökologisch baut, geht ökonomisch ein hohes Risiko ein. Nicht etwa, weil die Baustoffe so teuer sind. Das tue sich unterm Strich wenig. Aber wer klimagerecht bauen will, kann in der sich ständig ändernden Flut von Regularien viel Geld verschleudern. Und wer die Kosten auf die Mieten umlegt, der erreicht schnell Preise jenseits der zehn Euro pro Quadratmeter.
„Hier an der Schulstraße werden wir wohl bei einer Miete von 11,50 Euro pro Quadratmeter landen“, sagt Kuhfuß. Dabei änderte sich die Planung schon hinsichtlich der Beheizung. Eigentlich hatte Kuhfuß Wärmepumpen nutzen wollen, doch dann verlegten die GSW direkt vor der Haustür eine Fernwärmeleitung, an die Kuhfuß die Neubauten anschließen ließ.
Kuhfuß möchte auch Ladesäulen installieren, damit künftige Mieter mögliche Elektroautos laden können. „Ich habe elf Stellplätze“, erklärt er seine Überlegungen. Baue ich jetzt drei oder gleich elf Ladesäulen?“ So oder so: Er braucht für jeden einen eigenen Zähler. Dadurch entstehen weitere Kosten.

„Für uns kommt nichts anderes in Frage“, sagt Kuhfuß mit Blick auf die ökologische Bauweise. „Aber man gibt für viele Dinge sehr viel Geld aus, um hinterher ein paar Euro einzusparen.“ Der Anreiz, es trotzdem zu tun, liegt für Bauherren im Schutz der Welt. Denn selbst die staatliche Förderung fällt eigentlich nichts ins Gewicht.
„Gefördert wird nur noch der EH40-Standard“, weiß Kuhfuß. „Also ein Haus mit 40 Prozent des Energiebedarfs eines Standardhauses.“ Das erfordert einen hohen Aufwand beim Bau. Aus dem Stegreif kann Kuhfuß notwendige Dinge aufzählen: „Dämmung unter und über der Bodenplatte, dreifach verglaste Fenster, hochwertige Dämmstoffe in Stärken von 25 Zentimetern und Lüftungskonzepte.“ Rechne man daraus die Mehrkosten zusammen, dürften die bei einem normalen Einfamilienhaus gegenüber dem „normalen“ Standard, der heute bei EH55 liegt, bei 50.000 Euro plus 3.000 bis 5.000 Euro für den Energieberater liegen, erklärt Kuhfuß.
„Vielleicht will ich die Absurdität aufzeigen“
Am klassischen Geldmarkt würde der Zins für einen Kredit aber nur etwa ein Prozent höher liegen als bei den Konditionen der KfW-Bank, die die Fördergelder bereitstellt. „Und pro Wohneinheit werden eh nur 100.000 Euro mit einem ‚zinsvergünstigten‘ Darlehen gefördert“, weiß Kuhfuß. Das spare im Jahr also 1.000 Euro an Zinsen ein – für einen Mehraufwand von vielleicht 55.000 Euro. „Man braucht keinen Taschenrechner, um diesen Unsinn zu verstehen“, sagt Kuhfuß. Auch beim Energieverbrauch lasse sich der Mehraufwand nicht wirklich gegenrechnen: „Man spart vielleicht 70 bis 80 Euro im Jahr“, sagt Kuhfuß.
Und dennoch beschäftigt er sich von Bau zu Bau weiter mit dem Thema ökologisches Bauen. „Vielleicht will ich aber auch genau diese Absurdität aufzeigen und damit eine kleine Botschaft vermitteln“, sagt er. Denn welche Ressourcen werden zusätzlich verbraucht, um den hohen Standard eines EH40-Hauses zu erreichen? „Obendrein verbraucht die Herstellung dieser hohen Mengen an Baustoffen auch Energie, so dass die Gesamt-Ökobilanz unserer Neubauten am Ende gar nicht so herausragend ist wie angenommen. Aber wenn man einmal damit angefangen hat, kann man schlecht umdisponieren. Und ehrlich gesagt, bin ich auf das Ergebnis gespannt.“