Mit einem anspruchsvollen aber auch mitreißenden Vortrag hat der Klimaforscher Anders Levermann sein Publikum in Unna wach gerüttelt – oder einfach nur daran erinnert, vor welchen Problemen die Menschheit steht und was sie unternehmen müsse. Die Botschaft ist im Grunde simpel: Das Verbrennen von fossilen Energieträgern muss aufhören.
20 Jahre Klimaforschung
Prof. Dr. Anders Levermann arbeitet am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, ist Mitautor der Berichte des Weltklimarats und beschäftigt sich als Physiker seit 20 Jahren mit dem Klimawandel und seinen Folgen. Mehrmals bereits habe er Olaf Scholz persönlich erläutert, warum Hamburg Gefahr läuft, im Zuge des Meeresspiegel-Anstiegs unterzugehen, sagte Levermann am Donnerstagabend (14.12.) in der Stadthalle Unna. Dort sprach er auf Einladung der Stiftung Zukunft der Sparkasse Unna-Kamen.
Katastrophen gefährden Demokratie
Er hatte nicht viel Zeit, wodurch er seine Ausführungen spürbar verdichten musste und dem Publikum höchste Konzentration abverlangte. Gleichzeitig baute er gekonnt Schmunzelstellen ein. Diesen Fachmann erneut nach Unna einzuladen, wie Sparkassenvorstand Klaus Moßmeier versprach, wäre also eine gute Idee. Vor allem konnten die Zuschauer griffige Kernbotschaften mitnehmen - „falls Sie zu Weihnachten wieder mit jemandem sprechen müssen, der das nicht versteht“, so Levermann.
Jede Verdopplung des Kohlendioxids in der Erdatmosphäre führe zu einer Erwärmung um drei Grad, erläuterte der Physiker. Als Folge der Erderwärmung beschrieb er plastisch Veränderungen des globalen Luftstroms Jet Stream, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse erhöhe. „Der Klimawandel wird uns nicht ausrotten“, so Levermann. Aber eine seiner Sorgen sei, dass Demokratien gefährdet werden, wenn Katastrophen wie Extremwinter, Hitzewellen oder Überflutungen immer häufiger auftreten. Betroffene Gesellschaften hätten dann nicht mehr genug Kapazitäten, um „aufzuräumen“.

Ziel muss „null Emission“ sein
„Wir müssen in den nächsten 20 Jahren auf null Emission kommen“, so Levermann. „Das bedeutet erneuerbare Energien. Punkt.“ Levermann zeigte sich überzeugt, dass die Erderwärmung nur dadurch gestoppt werden kann, wenn kein Gas, kein Öl und vor allem keine Kohle mehr verbrannt werden. Null CO2-Emission als Ziel: Dass dies ein Konsens bei der jüngsten Klimakonferenz in Dubai sei, wertet Levermann als positives Signal.
Eine Botschaft aus seinem aktuellen Buch „Die Faltung der Welt“ vereinfachte der Wissenschaftler so: „Wir müssen irgendwann über ein globales Verbot von Rohstoffabbau sprechen.“ Würde diese Grenze gesetzt, dann entstehe praktisch ein Zwang, nachwachsende Rohstoffe zu nutzen oder Material zu recyceln.
Vor dem Hintergrund, den CO2-Ausstoß nach und nach auszuschalten, basiere auch das so umstrittene „Heizungsgesetz“ grundsätzlich auf einer richtigen Idee. Das Ziel müsse sein, zu verbieten, „was man nicht mehr machen kann. Und das ist, Gas verbrennen“.