Kinderschutzbund: "Es muss noch mehr getan werden"
Interview zu Spielplätzen
Paula Honkanen-Schoberth ist Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes – und Finnin. In Finnland, sagt sie, stelle sich die Frage nach guten Spielplätzen nicht so sehr wie hierzulande. Dort habe man viel Platz, viel Natur, viele Seen. In Deutschland müsse da mehr getan werden. Wir haben mit ihr über Spielplätze gesprochen, die Kinder begeistern.

Es muss nicht immer ein riesiges Klettergerüst sein: Kinder lieben urige Naturlandschaften mit vielen Büschen, Sträuchern, Bäumen, sagt Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes.
Wie zufrieden ist der Kinderschutzbund mit den Spielplätzen in Deutschland?
Es gibt sehr schöne und gute Spielplätze, aber auch viele, die ein Schattendasein fristen, die nicht schön sind und nicht genügend Spielmöglichkeiten bieten. Das Bewusstsein, dass Spielplätze wichtig sind, dass da investiert werden muss, ist da. Sowohl bei Kommunen als auch bei Hausgemeinschaften. Aber wie gut die Spielplätze sind, hängt sehr von der Finanzlage der Städte und Gemeinden ab. Da muss noch mehr getan werden. Laut UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder ein Recht auf Spielen, Freizeit und Erholung. Ganz wichtig ist, dass die Kinder schon bei der Planung beteiligt werden und ihre Meinung berücksichtigt wird. Dann fühlen sie, dass es wirklich ihr Spielplatz ist. Außerdem haben Kinder tolle Ideen.
Was wünschen sich Kinder denn?
Auf jeden Fall Schaukeln, Sand, was zum Klettern und Balancieren und Wasser. Wasser ist ein wichtiges Element zum Spielen. Auch ein Feuerplatz für Größere ist schön. Drumherum braucht man noch Bänke zum Sitzen für die Eltern. Und auch, um etwas zu essen.
Und wie sieht der ideale Spielplatz nun aus?
Das ist altersabhängig. Gerade bei jüngeren Kindern ist es gut, wenn er recht überschaubar und geschützt ist, damit die Eltern die Kleinen nicht so schnell aus den Augen verlieren. Für ältere Kinder sind Abenteuerspielplätze das Größte, möglichst mit Piratenschiffen oder auch mit Zauberwäldern.
Zauberwälder?
Damit meine ich urige Naturlandschaften mit vielen Büschen, Sträuchern, Bäumen und Steinen. Buckelige Untergründe. So etwas regt die Fantasie an, auch zu Rollenspielen.
Ein Alptraum für die Kommunen, die die Spielplätze pflegen und deren Sicherheit garantieren müssen…
Manchmal ist es daher gut, wenn freie Träger sich um einen solchen Spielplatz kümmern. Zum Beispiel ein Verein, der ihn dann gut pflegt, möglichst zusammen mit Eltern, Kindern und mit Spielplatzpaten. Aber ganz klar, gerade auf Abenteuerspielplätzen braucht man Betreuungspersonal, und das gibt es nicht zum Null-Tarif.
Warum sind Spielplätze so wichtig?
Sie sind für die gesamte Entwicklung der Kinder wichtig. Klettern und im Sand spielen schult die motorischen Fähigkeiten. Schaukeln und Balancieren hilft dem Gleichgewicht. Auch Gehen oder Hüpfen auf unebener Erde ist wichtig. Es ist unglaublich, wie viele Grundschulkinder nicht auf einem Bein oder rückwärts laufen können. Oder auf unebenem Untergrund sofort hinfallen. Kinder sitzen heutzutage so viel, sie brauchen die Bewegung an der frischen Luft und das Spiel mit anderen Kindern als Ausgleich.