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„Kein normaler Westfalenligist“: So tickt Holzwickedes Pokalgegner Preußen Espelkamp
Fußball
Viele sagen: In der Westfalenliga 1, in der auch der Lüner SV spielt, führt kein Weg an Preußen Espelkamp vorbei. Am Sonntag trifft Holzwickede im Pokal auf den Klub, der eine große Vision hat.
Wenn man Tim Daseking reden hört, merkt man schnell: In Espelkamp gibt es eine Vision. Daseking ist Trainer von Preußen Espelkamp, Westfalenligist in der Staffel 1 und als solcher unter anderem Gegner des Lüner SV. An diesem Wochenende aber darf der Oberligist Holzwickeder SC die 150 Kilometer lange Reise in die knapp 25.000 Einwohner große Stadt im Nordosten NRWs antreten - zum Duell in der ersten Runde des Westfalenpokals. Und dort, zwischen Minden und der Grenze zu Niedersachsen, wartet eine alles andere als leichte Aufgabe auf die Elf von Marc Woller.
Kapitän vom Drittligisten SC Verl verpflichtet
„Das ist kein normaler Westfalenligist. Espelkamp hat eine sehr hohe Qualität“, weiß der HSC-Coach. Sechs bis sieben Spieler mit Regionalliga-Format befinden sich laut Woller im Preußen-Kader. In diesem Sommer lotste Espelkamp zudem Innenverteidiger Julian Stöckner in den Sportpark Mittwald. Zuvor war der 32-Jährige Kapitän des Drittligisten SC Verl - übrigens der Gegner für Espelkamp oder den HSC in der zweiten Pokalrunde. Denn unter der Woche bezwang Verl die SG Wattenscheid mit 3:1.
„Der Liga nach zu urteilen, sind wir der Favorit. Aber personell ist uns Espelkamp ein Stück weit voraus. Das ist ein richtig dickes Brett“, muss Marc Woller zugeben. Eine Vorlage, die Tim Daseking nicht aufnimmt. Die Rolle des heimlichen Favoriten weist er dezent von sich - auch, weil einige Spieler angeschlagen sind und ihm der Pokal laut eigener Aussage weniger wichtig ist als die Westfalenliga.
Der Fokus liegt auf dem Liga-Start
„Das sind sicherlich tolle Spiele im Pokal, die uns auch weiterbringen. Aber wir haben vier angeschlagene Leistungsträger, da werden wir kein Risiko gehen. Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Ligastart“, so Daseking. Denn er und sein Team haben vor allem eines im Blick: den Oberliga-Aufstieg. Und da kommen wir wieder zu der eingangs angesprochenen Espelkämper Vision.

Preußen Espelkamps Coach Tim Daseking will sich mit seinem Team langfristig in der Oberliga festspielen. © Verein
„Wir wollen dieses oder nächstes Jahr in die Oberliga aufsteigen. Aber wir möchten keinen kurzfristigen Erfolg. Wir wollen uns sportlich und strukturell entwickeln“, erklärt Daseking. Und die Voraussetzungen dafür könnten wohl kaum besser sein.
Zwei Groß-Sponsoren fördern das Projekt Espelkamp
Zwei Groß-Sponsoren hat der Klub. Die ortsansässige Merkur-Gruppe, bekannt etwa für ihre Spielautomaten und (Online-)Casinos, sponsort den Seniorenbereich. Und die Harting-Technologiegruppe unterstützt den Juniorenbereich sowie die Infrastruktur des Klubs. „Wir haben hier eine wunderbare private Sportanlage hingestellt bekommen. Die Nachwuchsförderung ist für uns das A und O. Für solche Projekte benötigst du solch tolle Sponsoren“, weiß Daseking.
Schon jetzt seien zehn ehemalige Nachwuchsspieler Teil des Westfalenliga-Kaders, so Daseking. Und es sollen noch mehr werden. „In fünf Jahren sehe ich uns als etablierten Oberligisten. Dazu wollen wir eine breite Jugend- und Mitgliederbasis. Das Umfeld soll mitwachsen. Unsere U23 spielt derzeit Bezirksliga, die wollen wir in die Landesliga führen. Und es wäre toll, wenn unsere A-Jugend irgendwann den Sprung von der Landes- in die Westfalenliga schaffen würde“, so Daseking.
In der vergangenen Spielzeit nur von Corona gestoppt
Doch das alles ist noch Zukunftsmusik. Bevor die Vision Realität werden kann, muss erstmal die bevorstehende Saison erfolgreich absolviert werden. Wobei das für viele Beobachter nur eine Formalität zu sein scheint. „In der vergangenen Spielzeit wurde Espelkamp nur von Corona gestoppt. Jetzt haben sie Gütersloh mit 5:1 geschlagen - einen der Favoriten aus unserer Staffel. Espelkamp hat auf jeden Fall das Zeug zum Durchmarsch“, ist sich Marc Woller sicher.

Die Merkur-Gruppe ist einer von zwei Groß-Sponsoren von Preußen Espelkamp. © picture alliance/dpa
Doch auch diesen Schuh möchte sich Tim Daseking nicht anziehen. „Wir müssen wie alle Mannschaften nach Corona unseren Rhythmus wiederfinden. Wir hatten bislang richtig gute Spiele in der Vorbereitung, aber auch andere, wo ich dachte: ,Hui...‘“. Und so sieht Daseking den Oberliga-Aufstieg in dieser Spielzeit alles andere als selbstverständlich an.
Hoppe und Böcker fehlen dem Holzwickeder SC
„Wenn wir regelmäßig unsere beste Formation aufbieten können, sind wir sicherlich einer der Favoriten. Wir werden aber auf keinen Fall durchmarschieren. Erkenschwick, Gievenbeck und Hiltrup sehe ich als richtig starke Konkurrenten“, sagt Daseking. Den Lüner SV hingegen kenne er nicht gut genug, um ihn seriös einschätzen zu können.
Den Holzwickeder SC hingegen schon: „Großen Respekt, der HSC hat eine richtig gute Mannschaft. Wir haben nicht so einen ausgeglichenen Kader“, lobt Daseking. Und so darf sich Holzwickede durchaus Hoffnung machen, seiner Favoritenrolle auf dem Papier auch auf dem Platz gerecht zu werden - auch wenn Kapitän Nils Hoppe und Henri Böcker verhindert sind. Denn Espelkamp richtet den Blick statt auf die erste Pokalrunde lieber nach vorne. Und zwar weit in die Zukunft.
2014 als Praktikant in der Sportredaktion erstmals für Lensing Media aufgelaufen – und als Redaktionsassistent Spielpraxis gesammelt. Im Oktober 2017 ablösefrei ins Volontariat gewechselt und im Anschluss als Stammspieler in die Mantel-Redaktion transferiert. 2021 dann das Comeback im Sport, bespielt hauptsächlich den Kreis Unna.
