Kabarettist Henning Venske wird 75
Wenn man Henning Venske fragt, warum er seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne steht, antwortet der Altmeister des politischen Kabaretts lapidar: «Ich kann nichts anderes.» Um dann hinterherzuschieben: «Es hat sich so ergeben.»

Er kann nicht anders: Henning Venske. Foto: Tobias Hase
Sein Leben lang habe er in dem Konflikt gestanden, entweder als Schauspieler fremde Texte aufsagen zu müssen oder als Autor alleine zu Hause Bücher zu schreiben. Mittlerweile sei er dabei gelandet, «dass ich das spiele, was ich mir selber schreibe». Am Donnerstag (3. April) wird der streitbare Schauspieler und Autor, den sein linkspolitisches Engagement immer wieder in Schwierigkeiten brachte, 75 Jahre alt.
Venske, der mit seiner zweiten Frau Hilde in Hamburg lebt, entstammt einer pommerschen Familie und wurde 1939 in Stettin geboren. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs floh die Familie vor der Roten Armee in den Westen. «Ich war erst sechs Jahre alt, aber ich habe gesehen, was die Nazis mit diesem Land gemacht haben», sagte er einmal in einem Interview. «Das war meine entscheidende politische Prägung.» Er wuchs in Hinterzarten/Schwarzwald und im westfälischen Minden auf. Eine seiner beiden Schwestern ist die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Regula Venske.
Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Geschichte und Theaterwissenschaften in Münster und Köln, wechselte jedoch bald ins Schauspielfach. Für ein Jahr besuchte er die Max-Reinhardt-Schule in Berlin, im Wesentlichen erhielt er seine schauspielerische Ausbildung bei der Berliner Schauspielerin Käthe Braun. Am Schillertheater arbeitete er seit 1961 als Assistent bekannter Regisseure wie Fritz Kortner und Prof. Willy Schmidt. Nach einem Abstecher ans Hamburger Thalia Theater arbeitete Venske seit 1967 vor allem für Hörfunk und Fernsehen. Bekannt wurde er durch die ZDF-Jugendsendung «Hallo Freunde», die «Sesamstraße» und das NDR-«Studio B».
Diverse Auseinandersetzungen mit Sendeanstalten, Sende-, Mikrofon- und Hausverbote bis hin zu Entlassungen, brachten ihm das Etikett des «meistgefeuerten deutschen Satirikers» ein. Auslöser war zumeist sein politisches Engagement, das sich in den 1970er Jahren öffentlich dokumentierte in Redeauftritten bei zahlreichen Demonstrationen und Großveranstaltungen. So sprach Venske beim Gründungsparteitag der Grünen und bei «Rock gegen Rechts». 1980 übernahm er die Leitung des Satire-Magazins «Pardon». Unter dem Pseudonym Arne Piewitz veröffentlichte er 1983 die Parodie «Ich war der Märchenprinz» als fiktive Antwort auf Svende Merians Buch «Der Tod des Märchenprinzen».
Der vielseitige Künstler schrieb auch Kinderbücher und spielte eine Hauptrolle im «Tatort». Für die Münchner «Lach- und Schießgesellschaft» wirkte er als Autor und Regisseur und trat bisweilen auch mit ihr auf. In rund 20 Büchern kritisierte Venske Politik und Gesellschaft in Deutschland, meist auf satirische Art. Als Kabarettist ist Venske seit Jahren auch an der Hamburger Bühne «Alma Hoppes Lustspielhaus» zu Haus.
Zusammen mit seinem Partner Jochen Busse erhielt er 2010 den Ehrenpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis und 2012 den Ehrenpreis des Bayerischen Kabarettpreises. 2009 ehrte ihn die Stadt Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille für künstlerische Verdienste.
Website Henning Venske