Jürgen Domian als Samariter der offenen Ohren

Neu im Kino

Mit "Domian - Interview mit dem Tod" kommt eine Dokumentation ins Kino, die ein Loblied auf Deutschlands berühmtesten Nighttalker singt: Ein Werk für Domian-Fans, meint unser Kritiker. Die Premiere des Films nutzte Domian für ein Plädoyer für ein umstrittenes Thema, das ihm sehr am Herzen liegt.

von Kai-Uwe Brinkmann

ESSEN

, 10.11.2015, 17:09 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Dokumentarfilm "Der Tod hat viele Gesichter" über Nighttalker Jürgen Domian wird am Freitag, 13. November, beim Kinofest Lünen gezeigt.

Der Dokumentarfilm "Der Tod hat viele Gesichter" über Nighttalker Jürgen Domian wird am Freitag, 13. November, beim Kinofest Lünen gezeigt.

Oh ja, der Mann hat Fans. Die Lichtburg war Anfang November ausverkauft, als Birgit Schulz ihren Film über Jürgen Domian präsentierte, und der Night-Talker vom WDR war der Star des Abends. Domian grüßt, winkt Bekannten, ist sichtlich bester Laune.

Loblied auf den Nighttalker

Warum auch nicht. Mit diesem Film kann er gut leben. Nicht nur, dass die Doku mit Domians Buch („Domian – Interview mit dem Tod“) den Titel teilt und so die Werbetrommel rührt. Sie porträtiert den Mann als Samariter der offenen Ohren und singt sein Loblied.

„Ich brauche die Sendung wie die Luft zum Atmen“, sagt die Fernfahrerin, die den späten Talk „auf dem Bock“ hört. In der Backstube lauscht ein Bäcker, in der Tankstelle klebt die Aushilfe am Radio, wenn Domian auf Sendung ist. Nur Schmeichelhaftes über Jürgen. Ein bisschen liebedienerisch darf man den Film wohl nennen.

Kinostart am 19. November

Was sich auch daraus erklärt, dass er redaktionell vom WDR betreut wurde, der ihn nach der Kinoauswertung – Start am 19. November – senden wird. Vorher, am 13. November, ist er schon beim Kinofest Lünen zu sehen.

Der Tele-Seelsorger erzählt: wie er von der Volksschule aufs Gymnasium wechselte. Wie er mit 13 über den Tod grübelte, mit Nietzsche seinen Glauben demontierte und im Zen-Buddhismus eine geistige Heimat fand. Privates, Jugendfotos, ein Hauch von „Home Story“. Domian mit den Kollegen vom Sender. Domian in Lappland, wo er die Stille genießt. Filmsprachlich eher schlicht, ist diese Hommage ein Werk für Domian-Fans, nicht mehr, nicht weniger.

Der Tod sei das Thema seines Lebens, sagt der Porträtierte im Film. Ums Sterben ging es auch beim Talk nach Filmschluss auf der Bühne der Lichtburg. Franz Müntefering, der seine Frau verlor, ist dabei. Nikolaus Schneider, bis 2010 höchster Repräsentant der Evangelischen Kirche, erzählt vom Tod seiner Tochter. Was Atze Schröder hier verloren hat, bleibt ein Rätsel – Heiterkeit streuen?

Plädoyer pro Sterbehilfe

Domian nutzt die Runde für ein Plädoyer pro Sterbehilfe und das Recht auf ein selbstbestimmtes Ende. Müntefering kontert: „Selbstbestimmung erntet immer Applaus. Wie sollen wir den Rahmen definieren für den Tod auf Verlangen? Darf ein liebeskranker Teenager sterben, weil er will?“

Fallprüfungen könne man gesetzlich nicht fixieren. Bevor die Gemüter sich erhitzen, endet der Talk: Domian-Fans warten darauf, dass er Bücher signiert.