Jens-Daniel Herzog sagt „Addio Dortmund“

Intendant verabschiedet sich mit einer Opern-Gala

Am 15. Juni verabschiedet sich der Intendant der Oper Dortmund. Bei seiner Abschiedsgala, die um 19.30 Uhr im Dortmunder Opernhaus beginnt, singen auch alle ehemaligen Solisten.

Dortmund

, 11.06.2018, 16:52 Uhr / Lesedauer: 2 min
Jens-Daniel Herzog bei einer Probe als Regisseur im Dortmunder Opernhaus. Nach sieben Jahren verlässt er das Ruhrgebiet und wird Generalintendant in Nürnberg.

Jens-Daniel Herzog bei einer Probe als Regisseur im Dortmunder Opernhaus. Nach sieben Jahren verlässt er das Ruhrgebiet und wird Generalintendant in Nürnberg. © Dieter Menne

Nach sieben Jahren und 15 Inszenierungen verlässt Jens-Daniel Herzog am Ende der Saison das Dortmunder Opernhaus und wird Generalintendant des Staatstheaters in Nürnberg, wo er mit seiner Familie schon seit einem Jahr wohnt. Julia Gaß hat mit dem 55-Jährigen ein Interview mit Stichwörtern geführt, zu denen er einen oder zwei Sätze sagen sollte.


Dortmund

Dortmund und ich haben uns getroffen. Das war das Bedürfnis nach zeitgenössischen, spannenden, unverbildeten, erzählerischen Stoffen.


Publikum

Das A und O eines Theaters. Wir haben geschafft, das Haus voll zu bekommen und mit dem Publikum gemeinsam einen Weg zu gehen. Das sieht man an den Zahlen: Wir haben die Auslastung von 49 auf 80 Prozent gesteigert und waren auch wirtschaftlich erfolgreich. Die Oper erwirtschaftet 50 Prozent der Einnahmen des ganzen Theaters, sie ist der Motor des Hauses.


Grüner Bademantel

(Anmerkung der Redaktion: Er war ein Aufreger in Bellinis „Norma“, weil er die Sängerin sehr unvorteilhaft kleidete).

Er war der Beginn eines Weges, den man gemeinsam geht. Am Anfang war das schwierig, aber nach sieben Jahren wäre der grüne Bademantel kein Problem mehr.


Regietheater

Es gibt kein Theater ohne Regie. Die Auslegung eines Werkes auf Augenhöhe mit dem Werk ist für uns immer wichtig gewesen, und wir wollen ja nicht langweilen. Wir haben in Deutschland den lebendigsten und gesündesten Opernmarkt der Welt. Wir zeigen die Relevanz und Dringlichkeit der Opern – und zwar so, dass Italien, Frankreich und England nicht mehr hinterherkommen. Aber Willkür gegenüber Werken mag ich auch nicht. Wir müssen immer hinterfragen, was das Werk von uns will.


Sängerensemble

Die wichtigste Säule eines Theater. Das Publikum identifiziert sich mit den Sänger-Darstellern. Das Ensemble ist der Star, das war für uns der richtige Weg. Wir hatten spielfreudige Sänger, die musikalisch auf Top-Niveau sind.


Rauchen auf der Bühne

(Anmerkung der Redaktion: In vielen Inszenierung von Herzog wurde auf der Bühne geraucht).

Wenn man ein Stück in den 60er- oder 70er-Jahren erzählt, können sich noch einige daran erinnern, dass da selbst beim Frauenarzt geraucht wurde. Das muss man szenisch dann auch einlösen.


Oper für alle

Das bleibt der Oberbegriff. Oper ist genauso emotional wie ein Fußballspiel. Dafür müssen wir das ganze Spektrum des Musiktheaters zeigen, es darf keine Abgrenzungen geben zu Musical und Operette. Wir müssen das Ernste populär machen und das Populäre ernst nehmen.


Konzertante Oper

Hätten wir gerne mehr gemacht, wenn das Konzerthaus Dortmund da nicht der Platzhirsch gewesen wäre.


Barockoper

Wir haben angefangen mit der „Poppea“ vor 150 Zuschauern und hatten am Ende bei „Rinaldo“ ein ausverkauftes Haus. Als Regisseur hat man in der Barockoper so viele Freiheiten, weil es nur acht, neun Affekte gibt. Das ist unglaublich dankbar.


Zeitgenössische Oper

Sie ist wichtig. Wir hatten mit „Anna Nicole“ einen großen Erfolg, haben aber trotzdem viele Stücke nicht gemacht, weil wir unseren Spielplan für das Publikum entwickelt haben. Aber wir haben jedes Jahr in der Jungen Oper ein Werk des 21. Jahrhunderts herausgebracht.


Buh-Rufe

Ich mache diesen Job 30 Jahre und kann immer noch nicht sagen, wann ich Buh-Rufe bekomme und wann nicht. Nach „Don Giovanni“ habe ich gedacht „jetzt bekommst Du richtig auf den Deckel“, beim „Tristan“ war ich über die Buhs sehr verwundert.


Nürnberg

Eine Stadt, die – ähnlich wie Dortmund – im Strukturwandel ist. Und die sich hinter München zurückgesetzt fühlt, aber ein unglaublich großes Potenzial hat.

Bei der Abschiedsgala „Addio Dortmund“ am 15. Juni ab 19.30 Uhr im Opernhaus Dortmund singen auch die ehemaligen Ensemblemitglieder Anke Briegel, Lucian Krasznec, Christian Sist, Christoph Strehl und Wen Wei Zhang. Motonori Kobayashi dirigiert die Dortmunder Philharmoniker. Karten: Tel. (0231) 5027222.