
© Landwirtschaftskammer NRW
Jeder Landwirt bekommt jedes Jahr im Schnitt 10.500 Euro von der EU
EU-Förderung
Ohne Mittel der EU könnten die meisten Landwirte nicht überleben. Warum das so ist, erklärt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW im Interview.
Herr, Rüb, bekommt jeder Landwirt Geld aus Brüssel?
Die Flächenprämie kriegt jeder – nicht nur Landwirte, sondern jeder, der landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet. Das heißt: Auch jemand, der keinen landwirtschaftlichen Betrieb führt, aber ein paar Hektar Wiesen für ein paar Pferde, eine Streuobstwiese oder ähnliches hat und sich an die Regeln hält, kann die Prämie erhalten. Es gilt eine Bagatellgrenze von einem Hektar.
Können Sie Beispiele nennen?
Es gibt zum Beispiel einen SPD-Ortsverein unter den Empfängern, der sich im Naturschutz engagiert. Auch Naturschutz-Organisationen, Kirchengemeinden, Landschaftsverbände und auch wir als Landwirtschaftskammer bekommen Geld.
Über wie viel Geld reden wir?
2018 wurden Direktzahlungen von 443,9 Millionen Euro an die Landwirte und sonstigen Antragsteller in NRW geleistet – im Schnitt rund 10.500 Euro pro Antragsteller.
Könnten Landwirte ohne Geld aus Brüssel überleben?
Nein. Sie würden angesichts der weltweiten Konkurrenz aus Nord- und Südamerika, Neuseeland, Australien und den ehemaligen GUS-Staaten untergehen. Die EU-Fördermittel machen 40 bis 70 Prozent der Betriebseinnahmen aus.
Gibt es noch Förderungen für besondere Erzeugnisse?
Nein. Die EU hat von der Produkt- auf die Flächenförderung umgestellt. Früher gab es besondere Förderung für einzelne Produkte, für Milch, Butter oder Getreide. Das führte zu Michseen, Butter- und Getreidebergen. Die Bauern konnten soviel produzieren wie sie wollten und brauchten sich um den Absatz keine Gedanken machen. Sie bekamen ihre festen Preise. Dann kam die Quote, die die Produktion drosseln und gerade die kleineren Milchbauern retten sollte. Doch dieses Ziel wurde verfehlt. 80 Prozent der Milchbauern haben, als die Milchquote galt, aufgegeben.
Heute geht es nur noch um Flächen?
Ja – dabei ist es egal, ob etwas produziert wird oder nicht. Der Antragsteller muss weder säen noch ernten, um die Prämie zu erhalten. Die Fläche muss nur in einem ökologisch korrekten Zustand gehalten werden. Im Prinzip reicht das einmalige Mulchen im Jahr. Als Golfplatz oder Flugplatz darf so eine Fläche natürlich auch nicht genutzt werden.
Ist das sinnvoll?
Durchaus, sie bringt Bauern dazu, keine Produkte anzubauen, die am Markt keine Chance haben. Heute konkurrieren die Landwirte immer gegen die Weltmarktpreise.
Die Förderungsrichtlinien wirken wie ein Dschungel...
Das liegt daran, dass 27 EU-Staaten mitsprechen und dass es einheitliche Regeln geben muss. Das führt zu sehr komplizierten Regelungen. Anderseits ist es doch auch so, dass es sich bei einer durchschnittlichen Flächenprämie von 10.500 Euro pro Betrieb durchaus lohnt, sich einen Tage hinzusetzen, um den Förderantrag auszufüllen.
Wie läuft so ein Antragsverfahren?
Nur noch auf elektronischem Weg. 2005 haben wir beispielsweise noch 17 Tonnen Papier an Antrags-Formularen an die Landwirte in NRW verschickt. Das ist zum Glück vorbei. In dem elektronischen Programm ist es so, dass die Werte des Vorjahrs übernommen werden und man nur noch prüfen muss, wo sich etwas verändert hat. Wichtig ist, dass die Größe der Fläche auf den Quadratmeter genau angegeben wird.
Wieviel Geld gibt es pro Quadratmeter?
Rund 2,8 Cent. Und diese Fläche muss man ganz genau angeben – auch, wenn sich ein Wald ein paar Quadratmeter ausgedehnt hat oder ein Weg angelegt wurde, das muss dann rausgerechnet werden. Das wird über Luftbilddaten genau kontrolliert. Gibt man da falsche Daten ein, meckert das System und man wird verstärkt kontrolliert und dann gibt es auch Sanktionen. Wer regelmäßig schummelt, kriegt gar nichts. Das ist sehr selten, aber auch solche Fälle haben wir.
Gibt es Abgabefristen?
Ja, die Anträge müssen jährlich zwischen 15. März und 15. Mai gestellt werden. Dann werden sie geprüft und zu Weihnachten gibt es dann das Geld.
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Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
