Jahrhundertprojekt A43 Expertin sagt, wie lange der Ausbau-Marathon noch dauern wird

Jahrhundertprojekt A43: Ausbau-Marathon dauert wohl noch bis 2040
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Immer wieder ist vom Jahr 2030 die Rede, wenn es um den Ausbau der Autobahn 43 geht. Bis dahin sollte doch die ungehinderte Fahrt auf sechs fertigen Spuren zwischen den Anschlussstellen Recklinghausen/Herten im Norden und der Universitäts-Anschlussstelle Bochum-Querenburg im Süden möglich sein, heißt es hoffnungsvoll. Welch eine Illusion! „Stellen Sie sich mal lieber auf 2040 ein“, sagt Carola Ziebs von der Autobahn Westfalen. Sie muss es wissen. Als A43-Projektgruppenleiterin hat sie das Jahrhundertvorhaben komplett im Blick.

Dabei, sagt Carola Ziebs, laufe sogar alles halbwegs planmäßig. Doch ein Autobahnausbau mitten im dichtbesiedelten Ruhrgebiet sei halt eine ganz besondere Nummer, gibt die Expertin zu bedenken, und stecke voller Überraschungen. Eine davon ist das Drama um die beschädigte Emschertalbrücke über den Rhein-Herne-Kanal im Grenzgebiet von Recklinghausen und Herne, die die Autobahn Westfalen planerisch und organisatorisch wegzustecken hatte. Seit April 2021 ist bekannt, dass der Schwerlastverkehr die Brücke endgültig ruinieren würde. „Seitdem ist viel passiert“, so Ziebs.

Im Moment bereitet die Autobahn GmbH den Neubau des dreiteiligen Brückenzugs über Kanal, Emscher und Bahnlinie vor. Ende 2025 sollen dann auch wieder Fahrzeuge, die schwerer sind als 3,5 Tonnen, diesen Abschnitt passieren dürfen. Eine unliebsame Folge des Brücken-Dilemmas ist allerdings, dass das Teilstück zwischen den Anschlussstellen Herne-Eickel und Bochum-Riemke nicht wie geplant in diesem Jahr in Angriff genommen werden konnte.

Schrankenanlagen auf der fertigen Autobahn

Im Oktober 2014 erfolgte in Recklinghausen der erste Spatenstich für das Mammut-Projekt A43-Ausbau. Im Frühjahr 2023 wird die Autobahn GmbH den kompletten Abschnitt Recklinghausen bis zur Emschertalbrücke als vollendet abhaken können. Freie Fahrt auf rund sieben Kilometern? Schön wär‘s! Die Schrankenanlagen vor dem Autobahnkreuz Recklinghausen, Fahrtrichtung Wuppertal, werden auch zu diesem Zeitpunkt noch den Verkehr ausbremsen. Die Barrieren auf der eigentlich fertigen Autobahn verschwinden erst, wenn auch der Schwerverkehr nicht mehr an eine Weiterfahrt gehindert werden muss - also frühestens Ende 2025. Für die Straßenplaner und -bauer der Autobahn Westfalen ist das schon eine ernüchternde Erkenntnis.

Von Marl-Sinsen bis Witten-Heven: Die sieben Abschnitte des A43-Ausbaus.
Von Marl-Sinsen bis Witten-Heven: Die sieben Abschnitte des A43-Ausbaus. © Autobahn GmbH

Aber es geht voran. Eine aktuelle Erfolgsmeldung ist, dass die Bezirksregierung Arnsberg das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt zwischen Bochum- Riemke und Bochum-Gerthe zum Abschluss gebracht hat. 2023 könnte mit dem Ausbau begonnen werden. Unterdessen läuft auch der komplizierte Umbau des Autobahnkreuzes Herne (A42/A43) auf Hochtouren weiter. Ein 550 Meter langer Tunnel ist das Prunkstück dieser Planung. Voraussichtlich Anfang 2025 wird er den Verkehr, der von der A43 (Fahrtrichtung Münster) auf die A42 (Fahrtrichtung Oberhausen) fließt, aufnehmen können.

Noch nichts passiert ist hingegen ein paar Kilometer weiter südlich am Autobahnkreuz Bochum (A43/A40), wo nicht vor 2025 mit dem Start des Planfeststellungsverfahrens gerechnet wird. Im Bochumer Kreuz soll neben der A43 zeitgleich auch die A40 schon einmal vorsorglich sechsstreifig ausgebaut werden. Das war ursprünglich so nicht geplant, bringt aber „Synergieeffekte“, wie die Autobahn GmbH betont. Und verlängert leider die gesamte Planungs- und Bauzeit.

Ausbau ab Marl-Sinsen nicht mehr wahrscheinlich

Das Projekt „Neue A43“ ist in sieben Abschnitte eingeteilt und hat zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven eine Gesamtlänge von 28 Kilometern. Geplante Kosten: 800 Millionen Euro. Ob allerdings das 2016 nachträglich in das Projekt aufgenommene Teilstück zwischen den Anschlussstellen Recklinghausen/Herten und Marl-Sinsen jemals ausgebaut wird, steht in den Sternen. Verkehrszählungen haben wohl Zweifel an der Notwendigkeit aufkommen lassen. Carola Ziebs hält es deshalb für wahrscheinlich, dass der Marler Abschnitt aus dem Bundesverkehrswegeplan wieder gestrichen wird. Gut, dass die Autobahn Westfalen bislang noch keine Arbeitszeit in die Planung dieses Teilstücks stecken konnte, sagt die A43-Projektgruppenleiterin. Es gab auch so genug zu tun.

Die Autobahn Westfalen bereitet den Neubau der beschädigten A43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal vor. Deshalb wird die Autobahn von Freitag (9. Dezember) ab 21 Uhr bis Montag (12. Dezember) um 5 Uhr zwischen Herne-Eickel und dem Kreuz Recklinghausen in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.

Die Umleitung führt über die A40, die A45 und die A2.

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