
© Udo Hennes
Ja zur Eishalle? Bürgermeister Wigant macht Folgen für Unnas Sportvereine deutlich
Bürgerentscheid
Mit einem offenen Brief zum Thema Eissporthalle trat der Chef des Stadtsportverbands Unna an Bürgermeister Wigant heran. Der antwortet und macht die Auswirkungen einer möglichen Sanierung deutlich.
Das Thema Eissporthalle wird in Unna zurzeit rege diskutiert. Ein erneuter Bürgerentscheid am 15. Mai wird endlich Klarheit bringen über die Frage: Saniert die Stadt die marode Halle am Bergenkamp oder können die nötigen Gelder für andere Projekte eingesetzt werden? Mit vielen anderen Fragen trat vor Kurzem der Vorsitzende des Stadtsportverbands Unna (SSV), Volker König, in einem offenen Brief an Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) heran. Diesen hat Wigant jetzt öffentlich beantwortet.
Als Vertreter der 57 Unnaer Sportvereine bekommt König derzeit viele Fragen rund um das Thema der Eissporthalle und einer möglichen Sanierung gestellt. Die hat er gebündelt weitergeleitet. König wollte etwa vom Bürgermeister - er rät den Bürgern gegen den Erhalt der Eissporthalle zu stimmen - wissen, ob die Kostenschätzung für die Sanierung von rund 13 Millionen Euro sowie die Folgekosten von jährlich 1,3 Millionen Euro aus einer Machbarkeitsstudie noch aktuelle Zahlen seien. Die Antwort: wahrscheinlich nicht.
Kostenschätzung nicht mehr aktuell: „Günstiger wird es nicht“
Denn seit der Kostenschätzung sei die Inflationsrate außergewöhnlich stark gestiegen, schreibt Wigant: „Eine so enorme Steigerung der Preise, unter anderem durch Kriegsereignisse und Rohstoffmangel, wurde nicht mit einberechnet und war nicht vorhersehbar.“ Darum müsse zurzeit davon ausgegangen werden, dass der angegebene Kostenrahmen nicht ausreichen werde und die Preise sich weiter erhöhen. Eine verlässliche Zahl könne niemand nennen. „Günstiger“, so Wigant, „wird es jedenfalls nicht“.
Was die Realisierung einer Eishallenertüchtigung für den Unnaer Sport bedeute, darauf hatte Wigant auch eine Antwort. Ja, es könne wieder Eissport betrieben werden und man müsse nicht auf eine der umliegenden Hallen zurückgreifen. Aber der Unnaer Sport müsste wohl Abstriche machen. „Sollte der Rat Gegenfinanzierungsmaßnahmen anstelle einer Grundsteuererhöhung beschließen, müssten diese sich allerdings auch auf andere Sportarten beziehen“, schreibt Wigant. Jeder Euro könne schließlich nur einmal ausgegeben werden. Der Rat könne entscheiden, wo Kürzungen vorgenommen werden - um die hohen jährlichen Kosten einzusparen.
Grundsteuererhöhung möglich - auch Kürzungen bei freiwilligen Leistungen
Mögliches Einsparpotenzial sieht Wigant bei den freiwilligen Leistungen auch in Form der Sportförderung (Zuschüsse, Veranstaltungen, Lehrschwimmbecken, Bornekampbad). Auch andere freiwillige Leistungen könnten langfristig zurückgefahren werden. Beispielhaft hierfür könnten dies Einsparungen in der Jugendarbeit (Spielplätze, Travados, Kinder- und Jugendbüro, etc.) oder Kulturförderung sein.
Wigant macht deutlich: „Wenn diese 1,3 Millionen Euro pro Jahr nicht eingespart werden, müssen sie über eine Erhöhung der Grundsteuer für jede Einwohnerin und jeden Einwohner ausgeglichen werden, egal ob diese die Eissporthalle nutzen oder nicht. Somit würden alle Bürgerinnen und Bürger und alle Sportlerinnen und Sportler anderer Sportarten für den Eissport zahlen.“
Multifunktionshalle in Massen? Unna würde laut Wigant eine Chance verpassen
Mit der Sanierung der alten Eissporthalle würde Unna laut Wigant zudem die Chance verpassen, am Standort des ehemaligen Freizeitbades in Massen ein Sport- und Freizeitgelände über eine neue, multifunktionelle Eishalle zu entwickeln, die deutlich weniger als die Sanierung der alten Eissporthalle kosten würde.
Für diesen Fall habe der Königsborner Jugend-Eishockeyclub als Hauptnutzer bereits zugesagt, diese kostenneutral für die Stadt Unna zu betreiben. Die jährlichen Betriebskosten würden laut Wigant damit für die Stadt nahezu entfallen und eine mögliche Grundsteuererhöhung oder Refinanzierung über Einsparungen in anderen (Sport)Bereichen wäre entbehrlich.
Ein neues Schwimmbad wäre bei positivem Bürgerentscheid vom Tisch
Ein wichtiger Aspekt, den SSV-Chef König in seinem offenen Brief aufführt, ist der Schwimmunterricht. Er fragt: „Wird die Kreisstadt Unna noch einmal über ein Schwimmbad sprechen? Sollte lebensrettender Schwimmunterricht nicht auch priorisiert in den Fokus genommen werden?“ Die Antwort von Wigant: „Investitionen in ein neues Schwimmbad werden bei einem positiven Bürgerentscheid erheblich erschwert. Wenn die Kreisstadt Unna für 12 Millionen Euro die Eissporthalle saniert, wird es in nächster Zeit kein neues Schwimmbad geben können.“
Was der Erhalt der Eissporthalle für andere Projekte und deren Finanzierung - etwa die Instandhaltung von Sportstätten - bedeute, erklärt der Bürgermeister wie folgt: „Sicher ist, dass dann (bei einem positiven Bürgerentscheid, Anm. d. Red.) Investitionen und Instandhaltung auf ein unumgängliches Maß zurückgefahren werden und selbst diese gegebenenfalls durch Einsparungen in anderen Bereichen finanziert werden müssten.“
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
