Ist es die da? So soll Smudos App „Luca“ im Kampf gegen Corona helfen
Coronavirus
Die Menschen in Deutschland wollen Lockerungen, doch noch fehlt Experten zufolge eine Öffnungsstrategie. Hoffnung macht die App von Rapper Smudo: „Luca“ soll die Infektionsverfolgung erleichtern.

„Wir haben den Feuerlöscher, wir können ihn jetzt nutzen!“: Zeigte sich der Rapper Smudo bei „Anne Will“ hinsichtlich seiner Kontaktverfolgungs-App „Luca“ selbstbewusst. © picture alliance/dpa
Der Wunsch nach Lockerungen und mehr Freiheiten ist nach vielen Wochen Corona-Lockdown groß. Die Mehrheit der Deutschen will endlich wieder shoppen gehen, ins Restaurant oder sich im Kosmetiksalon die Nägel machen lassen, wie Umfragen zeigen. Doch angesichts der latent unsicheren Infektionslage braucht es Strategien für sinnvolle Öffnungen. Die wiederum sind augenscheinlich Mangelware, wie Christiane Woopen, Vorsitzende des Europäischen Ethikrates und Medizinerin, am Sonntagabend bei „Anne Will“ in der ARD kritisierte.
Noch immer, so Woopen, hapere es an der Infektionsverfolgung. Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar verstärkte in der Sonntagsrunde trotz vermehrter Impfungen und Testroutinen den pessimistischen Grundton: „Corona ist eine Never-ending-Story.“ Kein Wunder, dass bei Wills Gästen auch die Corona-Warn-App nicht sonderlich gut ankam: Sie sei zu teuer und habe hinsichtlich des Datenschutzes und der Kontaktverfolgung versagt.
Smudo macht Hoffnung: „Wir haben den Feuerlöscher“
Doch einer machte konkrete Hoffnung, von dem man es in dem Kontext wohl am wenigsten erwartet hätte: Michael Bernd Schmidt, besser bekannt als Smudo der „Fantastischen Vier“. Denn seine App „Luca“ soll die Infektionsverfolgung erleichtern. Über einen QR-Code bekommen Nutzer der „Luca“-App einen virtuellen Schlüssel auf ihr Smartphone – damit loggen sie sich etwa beim Restaurantbesuch ein. Die Daten der Besucher werden in einer virtuellen Box gespeichert. Die Veranstalter haben darauf keinen Zugriff, das jeweilige Gesundheitsamt vor Ort allerdings schon.
Wird dem dann ein Corona-Fall gemeldet, gleicht das System ab, mit wem die infizierte Person in den vergangenen 14 Tagen Kontakt hatte, und informiert die betroffenen Restaurants oder Veranstalter. Nach 14 Tagen werden die Daten gelöscht. Oder, in Smudos Worten: „Ich habe mein Telefon, ich gebe meine Daten ein, ich checke ein und checke aus. So entsteht mein Kontakttagebuch, das ich freigeben kann für das Gesundheitsamt.“ Der Musiker zeigte sich zuversichtlich, was die Wirkung seiner App betrifft: „Wir haben den Feuerlöscher, wir können ihn jetzt nutzen!“ Auf Sylt sei die App bereits im Einsatz, weitere Landkreise und Städte hätten Interesse bekundet.
Datenschützer unterstützen „Luca“
Hinsichtlich des in Deutschland so heiklen Themas Datenschutz heben Experten bei „Luca“ die Daumen. Zwar müssen User in der App persönliche Daten wie die Telefonnummer angegeben werden, und das jeweilige Gesundheitsamt vor Ort hat Zugriff auf die in einer virtuellen Box verschlüsselt gespeicherten Daten. Doch Datenschützer loben die App.
So sagte der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Stefan Brink: „Als Datenschützer unterstütze ich die ‚Luca‘- App aus voller Überzeugung. Dieses Tool ist eine wertvolle Ergänzung der bisherigen staatlichen Schutzmaßnahmen zur Nachverfolgung von Kontakten während der Pandemie. Wir haben die App technisch und rechtlich geprüft. Die App erfüllt unsere hohen Datenschutzstandards.“
Auch die Hamburger Datenschutzbehörde begrüßte gegenüber dem NDR generell die Entwicklung solcher Apps, da digitale Lösungen „datenschutzfreundlicher“ seien. Fazit: „Eine gut gemachte App ist besser als die bisherige Zettelwirtschaft.“ Und Mitentwickler Patrick Hennig, CEO der Start-up-Firma Nexenio – einer Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts – betonte gegenüber dem NDR, dass „niemand Angst um seine Daten haben muss“: Bei der Entwicklung hätten die „Luca“-Macher frühzeitig mit Datenschützern zusammengearbeitet.
„Luca“ und der Unterschied zur Corona-Warn-App
Auch die FDP-Politikerin und Datenschutzexpertin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger lobte „Luca“ bei „Anne Will“. Im Vergleich zur Corona-Warn-App sei vor allem die Verschlüsselung und Einwilligung zur Weitergabe der Daten ein Pluspunkt für die App. Smudo selbst sah „Luca“ im November bei „Maischberger“ weniger als Ersatz für die Corona-Warn-App, sondern vielmehr als eine Ergänzung.
Tatsächlich unterscheiden sich beide Apps im Grundkonzept: Die Corona-Warn-App ist passiv und erfasst Kontakte automatisch – aber nur, wenn andere Menschen in der Nähe das Tool auch installiert haben. „Luca“ funktioniert hingegen aktiv, das heißt, Nutzer müssen sie beim Besuch von Veranstaltungen oder Gastronomie öffnen und sich damit einloggen. Auch das ist für Datenschützer ein Pluspunkt.
RND
Der Artikel "Ist es die da? So soll Smudos App „Luca“ im Kampf gegen Corona helfen" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.