Interview mit Wanda-Sänger Marco Michael
Wiener Jungs in Lederjacken
Mit „Bologna“ und „Bussy Baby“ eroberten Wanda 2015 das Popbusiness. Die fünf Wiener spielen deutschsprachigen Poprock, der im Ohr bleibt. Am 30. Juli spielen die fünf Musiker beim Juicy Beats Festival. Wir haben mit Sänger Marco Michael über eine Zuhälterin, das Leben vor Wanda und Wien gesprochen.

Lederjacken, Zigaretten und ein dezent abgerissener Look: Das sind Wanda.
Haben Sie sich tatsächlich nach der Zuhälterin Wanda Kuchwalek benannt?
Das stimmt. Ich war vor kurzem in einem Bordell, nicht um irgendwelche Dienste in Anspruch zu nehmen, aber da lief unsere Musik. Die ist im Rotlichtviertel angekommen. Wanda Kuchwalek hat das Business umgekrempelt, als das noch von Männern beherrscht wurde. Die Lebensgeschichte hat uns beeindruckt und wir wollten einen Wienbezug in unserem Namen aufweisen.
Wie haben Sie sich als Band gefunden?
Wir sind alle an den selben Strand des Lebens gespült worden und untereinander sehr verbunden. Erst kam die Freundschaft, dann die Band. Ich habe den Typen meine Songs auf der Akustikgitarre vorgespielt und die waren begeistert. Es war schön, wie wir uns gefunden haben.
Und wie sah Ihr Leben vor Wanda aus?
Wir wissen nicht, was wir gemacht hätten, wenn wir uns nicht gefunden hätten. Wir haben uns vorher alle irgendwie über Wasser gehalten, aber niemand von uns hatte einen Plan B zum Musikerdasein. Ohne die Band hätte sich mein Leben nicht positiv aufgelöst. Ohne Band wäre ich vielleicht sogar tot.
Gehören Lederjacke und Kippe immer zu einem Auftritt dazu?
Das kann schon passieren. In Italien tragen Männer immer Lederjacken. Das ist nah dran. Und wir rauchen alle.
Wie lief Ihr erstes Konzert ab?
Das war in einem kleinen Club in Wien, der wurde mittlerweile abgerissen. Da hatten wir noch keine CD, aber alle konnten die Texte mitsingen. Vor unserem Album Amore haben die Leute, die Songs schon untereinander geteilt. Wir waren echt berührt und haben die Verantwortung den Fans gegenüber gespürt.
Und wie ist es mittlerweile vor großem Publikum zu spielen?
Mir ist es egal, ob ich vor 50 oder 50.000 Leuten spiele. Man könnte mich um vier Uhr aus dem Schlaf reißen und ich spiele ein Konzert.
Und was haltet ihr von Dortmund?
Unser Konzert hier war ganz toll. Es war das erste Konzert der vorletzten Tour und ein wunderschöner Auftakt. Aber ich informiere mich nie über den Ort, ich will für alle gleich auftreten. Hauptsache Menschen kommen zusammen und es entsteht etwas Positives.
Und wieviel Wien steckt noch in euren Liedern?
Nicht wenig, aber viel mehr Europa. Was politische Dynamiken mit den Individuen machen, das verarbeiten wir in der Musik. Individuen leben, lieben und atmen - darum geht es in unseren Texten.
Was sind deine Highlights in diesem Jahr?
Eigentlich wenn ich mal kochen kann. Das ist mein Highlight. Mein Privatleben ist auf einen Teich geschrumpft. Der Beruf ist sehr einnehmend. Mich macht es unheimlich stolz, wenn mein Gekochtes schmeckt, sogar mehr als eine Platin-Platte zu bekommen.
Zu guter Letzt: Currywurst oder Schnitzel?
Ehrlich - Currywurst. Schnitzel habe ich zu viel gegessen in meinem Leben.
Marco Michael Wanda (Gesang), Manuel Christoph Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Keyboard, Klavier)
Reinhold Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Schlagzeug).
Beim Juicy-Beats-Festival sind die Wiener am 30. Juli (Samstag) auf der Bühne auf der Wiese am Sonnensegel zu sehen und zu hören. Der Auftritt ist um 20.45 Uhr.