Wilde Verfolgungsfahrten, verhaftete Drogenkuriere, betrunkene Lkw-Fahrer - die Arbeit der Autobahnpolizei zwischen Ikea und Kaufland ist oft spektakulär. Doch das ist längst nicht alles.

Kamen

, 16.12.2019, 14:48 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Ab durch die Rettungsgasse: Rücksichtsloser Autofahrer nach Verfolgungsjagd festgenommen.“ Oder: „Mercedes-Fahrer mit drei Haftbefehlen parkt vor der Wache in Kamen.“

Durch solche Schlagzeilen und andere spektakuläre Einsätze mit betrunkenen Lkw-Fahrern oder geschnappten Drogenkurieren sind die 60 Kräfte der Autobahnpolizei Kamen bekannt.

Doch wer bisher an der Autobahnwache an der Unnaer Straße 44 vorbei gefahren ist, blickte zwar auf viele Polizeiwagen, die dort nebeneinander parken.

Einen konkreten Hinweis, dass dort zwischen Ikea, McDonald’s und Kaufland eine Polizeistation ist, gab es bisher aber nicht. „Man könnte unsere Wache, wenn dort kein Streifenwagen steht, auch mit einem Industriegebäude verwechseln“, sagt Manfred Blunk, Polizeihauptkommissar und Leiter der Autobahnwache in Kamen.

Das neue Schild an der Unnaer Straße macht erst deutlich, dass sich dort eine Polizeiwache befindet. Eigentlich sollte das Schild dort schon früher aufgestellt werden. Andere Investitionen in das Gebäude waren aber vorgezogen worden.

Das neue Schild an der Unnaer Straße macht erst deutlich, dass sich dort eine Polizeiwache befindet. Eigentlich sollte das Schild dort schon früher aufgestellt werden. Andere Investitionen in das Gebäude waren aber vorgezogen worden. © Borys Sarad

Großes Schild zur Unnaer Straße postiert

Eine Verwechslungsgefahr, die ab sofort nicht mehr besteht. Ein großes Schild, das jetzt im Blickfeld der Bundesstraße postiert wurde, zeigt an, worum es sich handelt. „Da, wo Polizei drauf steht, da ist auch Polizei drin“, so Blunk deutlich.

Der 57-Jährige leitet die Wache seit sechs Jahren und sagt mit Blick auf das Gebäude zufrieden: „Endlich sind wir auch zur Unnaer Straße sichtbar.“ Es sei wichtig, dass die Autobahnwache auch als herkömmliche Polizei erkennbar ist. „Denn wir sind nicht nur Autobahnpolizei, sondern eine Polizeiwache wie jede andere auch. Wir haben alle Möglichkeiten.“

Jetzt fehlt nur noch der Stromanschluss, der in Kürze zum neuen Schild gelegt werden soll - damit die Wache auch in der Nacht auffällt.

Die Streifenbeamten Josephine Lo Re und Marcel Wiehe mit ihrem Einsatzfahrzeug, mit dem sie vor allem auf der A1 und A2 unterwegs sind. Josephine Lo Re wechselte jetzt zur Einsatzhundertschaft nach Dortmund. Zum 1. September nahmen 19 neue Kräfte ihre Arbeit in der Autobahnpolizei Kamen auf. Jährlich wechselt etwa ein Drittel der Belegschaft.

Die Streifenbeamten Josephine Lo Re und Marcel Wiehe mit ihrem Einsatzfahrzeug, mit dem sie vor allem auf der A1 und A2 unterwegs sind. Josephine Lo Re wechselte jetzt zur Einsatzhundertschaft nach Dortmund. Zum 1. September nahmen 19 neue Kräfte ihre Arbeit in der Autobahnpolizei Kamen auf. Jährlich wechselt etwa ein Drittel der Belegschaft. © Stefan Milk

Autobahnwache an der Unnaer Straße im Jahr 2011 eröffnet

Seit 2011 liegt die Autobahnwache, die zuvor direkt im Kleeblatt des Kamener Kreuzes postiert war, an der Unnaer Straße. 16.000 Einsätze fahren die 60 Beamten jährlich - ihr Einzugsbereich liegt auf der A2 zwischen Henrichenburg und Oelde, auf der A1 zwischen Dortmund-Lichtendorf und Hamm-Bockum, auf der A44 zwischen Unna-Ost und dem Übergang zur B1 in Dortmund - und auch auf der B 236 zwischen Lünen und Schwerte.

„Da, wo Polizei drauf steht, da ist auch Polizei drin.“
Manfred Blunk, Leiter der Autobahnpolizei Kamen

„Natürlich fahren wir auch in andere Bereiche hinein, bis nach Ascheberg, wenn es notwendig ist - genau wie unsere Kollegen aus der Nachbarschaft auch zu uns kommen. Wir brechen keinen Einsatz ab, nur weil unser eigentlicher Zuständigkeitsbereich aufhört“, sagt Blunk. Bei Vorfällen vor Ort steht die Zuständigkeit sowieso fest: „Dann sind wir Freund und Helfer in der Not. Wir können alle Erstmaßnahmen leisten.“

Manfred Blunk leitet die Autobahnpolizei Kamen seit sechs Jahren. Ihm ist wichtig, zu kommunizieren, dass die Beamten nicht nur für Fälle auf der Autobahn zuständig sind. „Wo Polizei drauf steht, da ist auch Polizei drin“, sagt er deutlich.

Manfred Blunk leitet die Autobahnpolizei Kamen seit sechs Jahren. Ihm ist wichtig, zu kommunizieren, dass die Beamten nicht nur für Fälle auf der Autobahn zuständig sind. „Wo Polizei drauf steht, da ist auch Polizei drin“, sagt er deutlich. © Stefan Milk

Scheckkarte verloren? Oder gar bestohlen oder bedroht worden?

Egal welches Anliegen oder welche Notlage - „wir sind dann ein Anlaufpunkt und werden niemanden abweisen, nur weil es nichts mit der Autobahn zu tun hat“, betont Blunk.

Das ist immer der Fall, wenn man den Notruf 110 wählen würde. Aber auch in Fällen, bei denen man vielleicht nicht gleich an die Autobahnpolizei denkt. „Beim Verlust des Portemonnaies oder der Scheckkarte, wenn man gerade im Kamen-Karree eingekauft hat“, führt Blunk Beispiele an. Man könne auf der Wache entsprechende Kartensperrungen durchführen.

„Wenn man Hilfe braucht, dann sind wir da!“
MANFRED BLUNK, LEITER DER AUTOBAHNPOLIZEI KAMEN

Wer bedrängt, bedroht oder bestohlen worden ist, kann sich an Blunks Kollegen wenden. Die Wache ist an sieben Tagen die Woche 24 Stunden täglich besetzt, oder „24/7“, wie es jetzt umgangssprachlich heißt. Die Beamten leiten Erstmaßnahmen ein und übermitteln Daten und Anzeigen dann an die Kreispolizei in Unna. Blunk: „Wir haben Zugriff auf alle Systeme - und können den Vorgang in Sekundenschnelle weiterleiten.“

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Fahrzeuge in Schlangenlinien - Polizei wird nach Hinweis sofort aktiv

Auch Hinweise auf möglicherweise kritische Situationen nehmen die Beamten auf. Egal ob möglicher Taschendiebstahl oder Enkeltrick. Die Polizisten können dann mit wenigen Klicks sehen, ob es schon andere Vorfälle gegeben hat und dann mögliche Zusammenhänge erkennen.

Das gilt auch für Autos ohne Plakette oder auch ganz ohne Nummernschilder. Und für Fahrzeuge, die in Schlangenlinien unterwegs sind. Blunk hat viele Beispiele für Situationen, in denen die Polizei verständigt werden sollte. „Oft fragt man sich, kann ich das überhaupt machen, die Polizei anzurufen? Ja, auf jeden Fall“, bestärkt Blunk.

Es sei nicht selten, dass nach jenen Hinweisen Lkw-Fahrer angehalten werden, die einen Alkoholpegel von über drei Promille haben. „Es muss nicht immer so sein, aber wenn man dieses Bauchgefühl hat, da passt etwas nicht, bitte sofort anrufen.“

Vielseitige Arbeit, die sich nicht nur auf die Autobahn beschränkt

Bürger, die sich in solchen Fällen melden, erhalten dann auch eine Rückmeldung durch den Wachleiter, damit nachverfolgt werden kann, ob der Hinweis nützlich war.

Der Hinweisgeber wird dann möglicherweise auch zum Zeugen. „Denn wir treffen den alkoholisierten Fahrer vielleicht erst parkend auf dem Seitenstreifen an - wir brauchen aber jemanden, der bezeugen kann, dass er auch gefahren ist“, berichtet Blunk aus der Polizeiarbeit.

Eine vielseitige Arbeit, die sich nicht nur auf die Autobahnen beschränkt: Blunk betont: „Wenn man Hilfe braucht, dann sind wir da!“

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