Schwerer Unfall auf der Autobahn 2 am Montagmorgen: Drei Lastwagen fahren aufeinander auf, als es im Berufsverkehr eng wird. Spektakulär: Ein Lkw transportiert 100 Schweine und vier Rinder.

Kamen

, 02.12.2019, 11:02 Uhr / Lesedauer: 3 min

Spektakulärer Unfall auf der A2 im morgendlichen Berufsverkehr, als beim Stop and Go drei Lastwagen kollidieren. Ein Schweinetransporter aus dem Kreis Unna prallt dabei wuchtig auf einen Tanklastzug und schiebt ihn auf einen dritten Lkw. Der verletzte Tiertransport-Fahrer, ein 28-Jähriger aus Ascheberg, wird im Fahrerhaus eingeklemmt und muss von der Feuerwehr Kamen befreit werden. Geladen hat der Laster 100 Schweine und vier Rinder. Erst Glück im Unglück: Die Tiere werden bei dem Zusammenstoß nicht verletzt. Aber dann verletzt sich ein Feuerwehrmann beim Rettungseinsatz, als er dem eingeklemmten Fahrer helfen will.

Auf der A2 ereignet sich am Montagmorgen in Fahrtrichtung Oberhausen ein schwerer Unfall. Die Feuerwehr Kamen eilt zum Rettungseinsatz.

Auf der A2 ereignet sich am Montagmorgen in Fahrtrichtung Oberhausen ein schwerer Unfall. Die Feuerwehr Kamen eilt zum Rettungseinsatz. © Stefan Milk

Verkehr kommt zum Erliegen - Polizei sperrt Autobahn

Der Unfall ereignet sich kurz nach Acht. Der Tiertransporter ist auf der A2 in Fahrtrichtung Oberhausen unterwegs, als er auf den in Österreich gemeldeten Tanklastzug, der von einem 48-jährigen Altenburger gesteuert wird, auffährt. Der Verkehr kommt sofort zum Erliegen. Als Polizei und Feuerwehr eintreffen, sperren sie die Autobahn vollständig. Es kommt zu einem mindestens sechs Kilometer langen Stau. Die Autofahrer bilden diesmal eine vorbildliche Rettungsgasse, sodass die Kamener Feuerwehr, unterstützt von Kräften aus Bergkamen, die Unfallstelle gut erreichen kann. Dann beginnen die Bergungsarbeiten, die mehrere Stunden dauern. Auch Christoph 8, der Rettungshubschrauber des Kreises Unna schwebt ein, um den verletzten Feuerwehrmann aufzunehmen. Glücklicherweise wird der nur leicht verletzt. Auch der 28-jährige Ascheberger wird nur leicht verletzt und wird mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Auf diesen Tankzug ist der Schweinetransporter aus dem Kreis Unna aufgefahren. Der Auflieger wurde durch die Wucht des Aufpralls stark verformt.

Auf diesen Tankzug ist der Schweinetransporter aus dem Kreis Unna aufgefahren. Der Auflieger wurde durch die Wucht des Aufpralls stark verformt. © Stefan Milk

Beim Rettungseinsatz an dem verformten Metall verletzt

Der Feuerwehrmann erhält einen kräftigen Schlag aufs Bein, als er mit dem hydraulischen Rettungsgerät das Führerhaus aufschneidet. „Es gibt bei solchen Unfällen derart schwere Verformungen, dass große Spannungen auf dem Metall liegen, die sich beim Aufschneiden entladen“, berichtet Volker Rost, Sprecher der Feuerwehr Kamen. Als der Feuerwehrmann das Metall zertrennt, prallt ein Ende gegen sein Bein. Die Verletzung erweist sich glücklicherweise als nicht allzu schwer. Zur Sicherheit wird er mit dem aus Lünen angeforderten Rettungshubschrauber „Christoph 8“ ins Krankenhaus nach Lünen geflogen. Die Feuerwehren Kamen und Bergkamen sind mit ca. 20 Kräften im Einsatz, darunter mit mehreren Sonderfahrzeugen. Um 9.08 Uhr wird die Vollsperrung aufgehoben. Ab 9.48 Uhr stehen wieder zwei von drei Fahrstreifen zur Verfügung. Der Stau reicht aber immer noch über mehrere Kilometer bis über Bönen hinaus. Um 10.35 ist die Unfallstelle geräumt. Der Sachschaden beträgt 53.000 Euro.

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Tiere nach erster Prüfung unverletzt

Während die Bergungsarbeiten laufen, sind bereits Mitarbeiter des Kreisveterinäramts vor Ort, um die Tiere in Augenschein zu nehmen, bevor der geschrottete Transporter an den Abschlepphaken genommen wird, um ihn zurück zu einem Viehhandelsbetrieb aus dem Kreis Unna zu bringen. Dort sollen die Tiere auf ein Ersatzfahrzeug verladen werden. „Nach erstem Anschein sind die Tiere unverletzt geblieben“, berichtet Kreisveterinärdirektor Dr. Tobias Kirschner. Seit 23 Jahren ist er beim Kreis Unna und hat so manchen Unfall mit Tiertransportern erlebt. In diesem Fall geht es für die Tiere offenbar glimpflich aus. „Letztlich können wir das erst beim Umladen beurteilen“, ergänzt er. An der Unfallstelle auf der Autobahn muss aber nicht eingegriffen werden.

Aufräumen nach dem Unfall auf der Autobahn 2. Ab ca 10 Uhr sind zunächst wieder zwei Fahrspuren nutzbar.

Aufräumen nach dem Unfall auf der Autobahn 2. Ab ca 10 Uhr sind zunächst wieder zwei Fahrspuren nutzbar. © Stefan Milk

Auch auf dem Weg zum Schlachthof: Das Tierwohl ist wichtig

Auch auf dem Weg zum Schlachthof ist das Tierwohl ein hohes Gut. Bei der Untersuchung der Unfallstelle ist es jedoch wichtig, dass sich die Tierärzte nicht selbst in Gefahr bringen. „Auf keinen Fall können wir dort reinklettern. Das wäre lebensgefährlich“, so Kirschner. Wichtig sei vor allem, dass die Tiere nicht frei auf die Autobahn gelangen, wodurch weitere Unfälle passieren könnten. Bei dem Unfall am Montag besteht die Gefahr nicht. Bei einem anderen Unfall auf der A1, den Kirschner jüngst betreute, bestand diese Gefahr durchaus, als ein Laster mit Rindern umkippte und auf der Seite lag. „Weil das Dach im Gegensatz zur Seitenwand dünn ist und drohte, durch die Tiere weggedrückt zu werden, haben wir die Feuerwehr gebeten, zur Absicherung ein Fahrzeug vor das seitlich liegende Dach zu stellen. Und so ist das immer: Wir müssen vor Ort in Absprache schnell entscheiden: Was ist zu tun?“ Bei dem Unfall am Montag handelt es sich auf Autobahnen im Kreis Unna um den dritten mit Tiertransportern in diesem Jahr.

Der Tiertransporter kommt sozusagen an den Abschlepphaken. Nach dem Auffahrunfall war der Laster nicht mehr fahrbereit.

Der Tiertransporter kommt sozusagen an den Abschlepphaken. Nach dem Auffahrunfall war der Laster nicht mehr fahrbereit. © VN24

Oft geht es um Kühlung und Wasserversorgung

Wenn die Tierärzte des Kreisveterinäramts zu derlei Unfällen eilen, geht es nicht nur um mögliche Verletzungen. Im Sommer laufen die Tiere Gefahr, durch Hitze umzukommen. „Dann bitten wir die Feuerwehr, ihre Hochleistungslüfter einzusetzen, um die Tiere zu kühlen“, so Kirschner. Oft gelte es auch, die Tiere mit Wasser zu versorgen. Auch das könne die Feuerwehr leisten. Falls Tiere schwer verletzt sind, müssen sie vor Ort getötet werden. Der Kreis Unna prüft in Zusammenarbeit mit der Polizei nach derlei Unfällen, ob tierschutzrechtliche Verstöße vorliegen. Falls ja, wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. In diesem Fall wird das wohl nicht geschehen, weil keine Ladungsfehler vorliegen, sondern weil es sich um einen Unfall handelt.

Die Schweine werden zurück zum Viehhandelsbetrieb gebracht. Dort sollen sie auf einen Ersatztransporter verladen werden.

Die Schweine werden zurück zum Viehhandelsbetrieb gebracht. Dort sollen sie auf einen Ersatztransporter verladen werden. © VN24