Ein hinreißendes Liebespaar: Sae Tamura und Filip Kvacák tanzen Julia und Romeo mit einer anrührenden Hingabe und einer eindrucksvollen Eleganz.

Ein hinreißendes Liebespaar: Sae Tamura und Filip Kvacák tanzen Julia und Romeo mit einer anrührenden Hingabe und einer eindrucksvollen Eleganz. © Januszewsk

In der grandiosen Choreografie tanzen Romeo und Julia bis in den Tod

rnBallett Dortmund

Vor bereits 26 Jahren hat Jean-Christophe Maillot „Romeo und Julia“ zu Musik von Prokofjew choreografiert. Jetzt ist der Tanz-Traum endlich im Dortmunder Opernhaus zu sehen.

16.10.2022, 15:42 Uhr / Lesedauer: 2 min

In der kommenden Saison feiert Xin Peng Wang seine 20-jährige Amtszeit als Leiter des Dortmunder Balletts. Und zu den großen Verdiensten des Intendanten gehört es seit 2003 nicht nur, wunderbare eigene Kreationen in Dortmund zur Uraufführung zu bringen und eine fantastische Compagnie zu formen, die seit fast zwei Jahrzehnten für das „Ballettwunder Dortmund“ steht. Wang ist es auch zu verdanken, dass Starchoreografen in Dortmund arbeiten und ihre Kultstücke da einstudieren.

Ein solcher Tanztheater-Traum ist „Romeo und Julia“ von Jean-Christophe Maillot. Das Publikum im Dortmunder Opernhaus, in dem am Samstagabend nur wenige der 1200 Plätze frei blieben, feierte die Premiere dieses grandiosen Abends enthusiastisch. Dieses „Romeo und Julia“-Ballett gehört zu den schönsten Tanz-Abenden, die in Dortmund zu sehen waren.

Tolle Tänzer in einem grandiosem Bühnenbild

Alles ist an diesem Abend herausragend: Die tollen Tänzer, die auch mimisch hervorragend sind und wirkliches Tanztheater bieten. Mit der Betonung auf Theater. Die Choreografie, die so wunderbar detailverliebt ist und klassischen Spitzentanz mit raffinierten Schrittfolgen und Bewegungen verbindet.

Das Bühnenbild von Ernest Pignon-Ernest, das in einer zeitlosen, schlichten, eleganten Architektur, mit verschiebbaren weißen Elementen schnell verwandelbare Räume in einer Schwarz-Weiß-Ästhetik schafft. Wie mühelos sich eine schmale Rampe umbauen lässt zum berühmten Balkon und aus einem Liebesbett mit weißem Laken eine schwarze Totenbahre wird, war eindrucksvoll.

Jetzt lesen

Und schließlich ist auch die musikalische Begleitung ausgezeichnet. Der Abend war die Premiere von Olivia Lee-Gundermann, der neuen zweiten Kapellmeisterin der Dortmunder Philharmoniker.

Die Todesszene gestaltet Sae Tamura als Julia zum Mitweinen

Und die gab einen glänzenden Einstand, ließ Prokofjews Musik aus dem Graben differenziert klingen und schuf schöne Kontraste zwischen federleichten Klängen, die Prokofjew als russischen Mozart zeigen, und den kraftvoll herausgespielten Kampf- und Tragödienszenen und der eindrucksvollen Todesprozession an Julias Totenbett.

Filip Kvacák und Sae Tamura sind als Romeo und Julia ein Traumpaar. Tamura zeigt die Julia jugendlich und frisch; die große Todesszene am Schluss gestaltete sie zum Mitweinen emotional. Und Filip Kvacák ist ein eleganter Romeo und nicht nur ein glänzender Tänzer, sondern auch ein hinreißender Tanzdarsteller, der die Zweifel, Tybalt zu töten, überaus glaubhaft machte.

Die tragische Liebesgeschichte wird aus der Sicht des Paters erzählt

Diesen Tybalt, Julias Cousin und Mörder von Romeos Freund Mercutio, tanzte Javier Cacheiro Alemán mit riesengroßer Energie. Die Kontrastfiguren dazu waren Lady Capulet (Isabelle Maia) und Julias Amme, die Giuditta Vitiello sehr temperamentvoll und mit lustvollem Spaß an den komödiantischen Einlagen über die Bühne wirbeln ließ.

Jetzt lesen

Maillot erzählt die Tragödie aus der Sicht von Pater Lorenzo (großartig in der Verzweiflung: Simon Jones). Das versteht nicht jeder auf Anhieb, es wird aber klar, wenn der Pater immer mal wieder am Rand zuschaut, am Schluss jedoch hilflos daneben steht, wenn das Liebespaar in den Tod geht. Und obwohl nur 29 Tänzerinnen und Tänzer an dieser Produktion beteiligt sind, ist zweieinhalb kurzweilige Stunden lang immer so viel zu sehen auf der Bühne.

Weitere Vorstellungen dürften schnell ausverkauft sein

Es gibt noch 14 Vorstellungen, und viele davon werden schnell ausverkauft sein. Denn auch das hat dieser Abend gezeigt: Weniger Publikumsinteresse und halb volle Säle gibt es nicht, wenn Qualität geboten wird. Dann sind die Häuser so voll wie vor der Pandemie und Inflation.

Termine: 21. / 23. / 29. 10., 1. / 5. / 18. / 20. 11., 11. / 15. / 23. / 25. / 30. 12. 2022, 8. / 15., 1. 2023; Karten: Tel. (0231) 502 72 22 oder www.theaterdo.de